Zeidler: «Alles nicht umsonst»
Leader St. Gallen gibt als einziger Super-Ligist Gas

Der Leader geht auch in der Corona-Krise voraus: 78 Tage nach dem 3:3-Knüller gegen Meister YB hat der FC St. Gallen am Montag den Lockdown beendet.
Publiziert: 11.05.2020 um 19:01 Uhr
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Aktualisiert: 11.05.2020 um 22:10 Uhr
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Sie stehen wieder auf dem Feld: Die St. Galler haben mit dem Training begonnen.
Foto: TOTO MARTI
Max Kern

Als hätte es nie eine Corona-Pandemie gegeben. Im St. Galler kybunpark treffen sich 25 Profis zum ersten Mannschaftstraining seit neun Wochen. Am Schluss gibts kurz vor 12 Uhr gar ein Spiel Elf gegen Elf. «Mit Betonung auf Spielen», sagt Trainer Peter Zeidler. Gibt aber zu, dass Quintilla, Itten & Co. den Zweikämpfen nicht aus dem Weg gegangen sind.

Zeidler bei einstelligen Temperaturen und Nieselregen schon fast philosophisch: «Irgendwann geht die Sonne wieder auf, für uns alle.»

Sein Eindruck nach dem ersten Wiedersehen? «Die Spieler sind gut drauf, sie haben richtig Lust gehabt. Die letzten neun Wochen waren sie ja zuerst im Heimurlaub, danach sind sie fast nur durch Wälder gejoggt.» Auch Boris Babic, der Mitte Februar ein Kreuzband riss, ist auf dem Rasen. Er radelt auf dem Hometrainer, schaut seinen Kollegen zu. Teamgeist à la FCSG.

Sutter hat Bedenken

Montag vor einer Woche hatte St. Gallens Sportchef Alain Sutter, mit der Rückendeckung von Präsident Matthias Hüppi, seine Bedenken gegenüber einem Re-Start geäussert. Sutter: «Für mich passt das nicht zusammen. Draussen laufen Leute mit Mundschutz rum, die zwei Meter Abstand halten müssen. Drinnen sind 22 Spieler, da werden auch Körpersäfte ausgetauscht. Das lässt sich nicht verhindern. Die Spieler sollen einzeln mit dem Auto kommen, sich in mehrere Garderoben verteilen und am besten zu Hause duschen, aber dann auf dem Platz Vollgas geben. Das muss man sich vor Augen führen. Da stimmen für mich zu viele Sachen nicht, so ist es ein Gewürge.»

Zeidler: «Ich fands sehr gut, was Alain gesagt hat. Ich bin auch einer, der mitdenkt. Aber meine Rolle ist die des Trainers. Ich muss jetzt die Mannschaft vorbereiten. Und ich bin mir sicher: Das, was wir jetzt auf dem Platz machen, ist nicht umsonst.» Die St. Galler Spieler sind auf drei Kabinen verteilt. Sogar Duschen, gestaffelt, liegt drin.

Zurück zur Normalität

Und Zeidler? Auch der ist auf dem Weg zurück zur Normalität, seine Stammbäckerei ist wieder offen, doch nicht alles ist mehr so wie früher. Der Deutsche: «Es lagen keine Zeitungen da, weder das Tagblatt noch der BLICK.» Auch am Dienstag wird Zeidler seinen Morgenkaffee in der Bäckerei trinken, um 7.30 Uhr bespricht er sich mit seinen Trainer-Kollegen. Corona hin oder her. Am 29. Mai entscheidet die Liga, wie es weiter gehen soll. Zeidler: «Dafür will ich eigentlich keine Energie reinstecken. Ich bin sicher, die drei Wochen Training sind nicht umsonst.»

Die Solidarität bei den grün-weissen Fans ist übrigens Spitze. Bereits 4005 der 8400 Saisonabonnenten haben auf eine Rückerstattung von Geldern verzichtet. Denn die restlichen 13 Runden, die noch zu spielen wären, finden entweder als Geisterspiele oder gar nicht statt. Gezahlt wurde für das volle Programm. Als Dank werden die Namen der Espen-Anhänger am Spielfeldrand bei der Haupttribüne verewigt.

Zeidler dankt auf der Homepage des FCSG den Fans: «Ihr habt uns einen bewegenden Vertrauensbeweis geschenkt. Grünweiss im Herz: Wir werden top motiviert weiter arbeiten und bereit sein. Wir sind St. Gallen!»

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