Die YB-Fankurve ist von den Bewilligungsbehörden für das Spiel gegen GC gesperrt worden. Das weiss man seit Oktober. Und das führte auch zur Proklamation der vereinten Fankurven der Super League einer gemeinsamen Demo in Bern. Ein einziger Bluff, wie sich nun herausstellt. Wäre ja auch gelacht gewesen, wenn Fans von St. Gallen und Luzern oder Basel und FCZ Händchen haltend gegen die bösen Politiker demonstriert hätten.
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GC- und Berner Ultras kommen mit Pyros
So gibts also vor dem ersten Rückrundenspiel rein gar nichts Mitteilenswertes aus Bern-City. Aber während des Matches!
In Halbzeit eins ist alles so, wie es sein soll. Oder fast. Die Ostkurve ist verwaist. Die Stimmung mau und der klirrenden Kälte angepasst. Entsprechend kickt YB. Uninspiriert. Ideenlos. Aber auch GC kriegt keinen Support. Der Anhang der Hoppers ist freiwillig nicht im Gästesektor. Und David von Ballmoos, die neue Nummer eins im YB-Tor, muss zeigen, warum sie dort steht, wo sie steht: überragender Save gegen Momoh.
Nach der Pause ist alles anders. Die GC-Fans checken mit einer Pyro-Orgie ein. Die Berner Ultras auch. Nicht in der Ostkurve, aber im Sektor C16, Nordost! So kann man Strafen auch umgehen und den Politikern die lange Nase zeigen.
Aber auf die Teams wirkt die plötzliche Stimmung im Stadion inspirierend! Nur Tore fallen keine. Die beiden Keeper, auch Justin Hammel von GC, halten überragend. Bis Donat Rrudhani einschlenzt und das erste Tor des Jahres 2024 markiert. Der erste Super-League-Treffer des Romands im 33. Spiel! Bisher hat er für YB erst je einmal in der Conference-League-Quali und im Cup getroffen – letzte Saison.
Im Team, das bestätigt auch Trainer Raphael Wicky, sei Rrudhani sehr geschätzt und beliebt. Entsprechend jubeln alle Spieler mit dem gebürtigen Kosovaren, der sein Gesicht nach dem Tor verbirgt und ein Tränchen unterdrückt. «Ich wurde da schon ein bisschen emotional», sagt er. «Ich habe ja sehr lange darauf warten müssen.»
Anders die Gefühlslage bei GC. Das Spiel war ordentlich nach einer durch den Besitzerwechsel doch zerzausten Vorbereitung. «Präsident Matt Jackson war ein Präsident mit unglaublichem Fachwissen. Er hatte den Karren mit Bernt Haas und mir gezogen. Jetzt ist er weg. Und dazu Theo Corbeanu, der von Beginn gespielt hätte», enthüllt Trainer Bruno Berner. «Der Wechsel hatte also schon Einfluss. Aber das Team hat konzentriert weitergearbeitet. Das sah man unserer Leistung auch an, denke ich.»
Epilog: YB vermeldet am Samstag einen weiteren Zuzug. Von Ligue-1-Klub Lorient kommt der norwegische U21-Nationalstürmer Joel Mvuka (1,78 m). Er wird mit Kaufoption bis Saisonende ausgeliehen. Mvuka wurde letzte Saison mit Bodö/Glimt Meister und kam bei Lorient zu sieben Einsätzen. «Er ist schnell und trickreich», sagt Sportchef Steve von Bergen. Also eher das Profil von Meschack Elia. Mit einem zweiten solchen Spielertyp gewinnt YB an Variantenreichtum und antizipiert zugleich einen Abgang des Spielers des Jahres.