Zwei Tage vor dem ersten EM-Gruppenspiel gegen Wales kommt der 29-fache Internationale Remo Freuler (29) in der Dalga Arena vom zweitletzten Training. Der Hotelschlüssel steckt im rechten Sneakersocken. Der Zürcher Oberländer ist gut drauf. Kein Wunder: Bei Atalanta Bergamo ist er im Mittelfeld eine fixe Grösse, schloss die Saison auf Rang 3 hinter den beiden Mailänder Klubs Inter und AC ab. Transfermarkt.de schätzt seinen Marktwert auf 25 Millionen Euro (27,5 Mio Fr.) – oder 3,3 Millionen Franken mehr als Nati-Captain Xhaka.
Am Samstag bildet der Ex-Hopper mit Xhaka zum EM-Auftakt (wohl) das defensive Mittelfeld. Er assistiert dem Captain als Adjutant in der Schaltzentrale.
Freuler: «Da gehts um Milli-Sekunden»
Das Verständnis mit Xhaka sei fast blind, sagt Freuler. «Wir kennen uns sehr gut, sehr lange, seit den Jugendzeiten. Wir wissen, wie sich der andere bewegt und auf welchem Fuss er den Ball will. Granit weiss auch, wie ich die Bälle zugespielt erhalten will. In solchen Situationen kannst du nicht mehr kommunizieren, da geht es um Milli-Sekunden. Das Einzige, was wir kommunizieren, ist: ‘Häsch Ziit, häsch kei Ziit?’»
Was bekommt er in Aserbaidschan von der (kaum vorhandenen) EM-Stimmung mit? «Wenn wir von Baku Richtung Hotel fahren, sieht man keine richtige EM-Stimmung.»
Und persönlich, hat das Kribbeln schon begonnen? Zur Erinnerung: An der WM 2018 in Russland ist Freuler auch im Kader, spielt aber damals keine einzige Sekunde.
Freuler: «Es nervt, wenn du keine einzige Minute gespielt hast. Das hat mich etwas angestachelt, nicht wieder bloss mitzufahren und zuzuschauen, sondern etwas dazu beitragen zu können, damit wir mit der Schweiz Erfolg haben.»
«Das Kribbeln kommt langsam»
Und ja, er spüre die Vorfreude trotz fehlender EM-Stimmung vor Ort: «Es sind ja nur noch zwei Tage. Wenn wir am Samstag ins Stadion einlaufen und endlich wieder Zuschauer sehen und spüren, kommt das Kribbeln sicher.»
Freulers Zielvorgabe für das Turnier: «Wir wollen jedes Spiel gewinnen, Gruppenerster werden.» Das erste Spiel zwischen den Schweizer Gruppengegnern Italien und der Türkei schaut er am TV. «Die erste Hälfte sicher, danach schaue ich, wie müde ich sein werde.» Bei Spielbeginn in Rom ist es in Baku bereits 23 Uhr.