Wer bei Google die Stichwörter «Fifa» und «Corruption» eingibt, erhält in 0,74 Sekunden 15 500 000 Treffer.
Ja, die gute alte Fifa auf dem Zürichberg. Sie gilt als Synonym für dunkle Machenschaften. Der Begriff Fifa ist mittlerweile derart negativ besetzt, dass man schon darüber nachgedacht hat, dem Weltfussballverband einen neuen Namen zu geben.
Diese Entwicklung war ganz bestimmt nicht im Sinne der Erfinder. Damals, als sich im Jahr 1904 Vertreter aus Belgien, Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Schweden und der Schweiz in einem Pariser Hinterzimmer trafen. Und sich zur Fédération Internationale de Football Association zusammengeschlossen haben.
Die Grundidee war einzig, dass man die Spielregeln vereinheitlichen konnte. Um das Spiel fair und klar für alle Spieler zu machen.
Mit der unglaublichen Popularität der führenden Weltsportart, mit der horrenden und grenzenlosen Kommerzialisierung des Fussballs ist aus der kleinen Fifa finanziell ein Koloss geworden.
Ein Milliardenmonster, das aber noch immer als Verein nach Schweizer Recht organisiert ist. Und den immer wieder strapazierten Begriff «Fairness» ad absurdum geführt hat.
Wenn es permanent klimpert in der Kasse, wenn die Millionen fliessen, wenn die Verlockungen für gierige und korrupte Funktionäre aus aller Herren Länder immer grösser werden, dann ist der Griff in die Kasse nicht mehr weit.
Und wenn dann eine Hand die andere wäscht und der oberste Boss dieses faule System viel zu lange duldet, dann kommt es so, wie es
gekommen ist.
Nicht nur das FBI ermittelt. Auch Schweizer Strafbehörden sind am Werk. Das deutsche Sommermärchen wird untersucht. Die Krise macht auch vor Lichtgestalten wie Franz Beckenbauer nicht Halt.
Jetzt wird der Scherbenhaufen zusammengewischt. Der Freitag soll der Startschuss für eine neue Zeitrechnung sein. Mit einem neuen Hoffnungsträger. Auch er wird sich aber vorerst mit der Vergangenheitsbewältigung beschäftigen müssen.
Die Aufarbeitung der dunklen Epoche ist längst nicht abgeschlossen. Vielleicht klicken schon diese Woche in Zürich wieder die Handschellen.
Aber: Das monumentale Führungsversagen bei der Fifa (und auch anderen Fussballverbänden) ist keine generelle Krise des Fussballs.
Denn der Fussball hat seine Heimat und seine Seele nicht im Fünfsternehaus Baur au Lac und auch nicht am mondänen Hauptsitz auf dem Zürichberg.
Der Fussball lebt an der Basis. Auf staubigen Plätzen, an vielen Stränden, in kleinen Vereinen, bei den regionalen Verbänden. Dort halt, wo es noch um das Spiel geht. Und nicht um das Business und Millionen und Milliarden.
Darum ist diese Wahl wichtig. Aber sie darf nicht überbewertet werden. Der Fussball funktioniert, begeistert, emotionalisiert. Er hat
in diesem ganzen Schmierentheater nichts von seiner Faszination eingebüsst.
Egal, wer die Nachfolge von Sepp Blatter antritt: Die Aufgabenstellung ist klar. Der neue Präsident muss sein Gehalt offenlegen, er muss sich als Diener am Fussball verstehen. Und nicht nur davon reden. Er muss Transparenz
herstellen und Vertrauen schaffen. Das geht nicht von heute auf morgen.
Angesichts der fünf Kandidaten scheint der Walliser Jurist Gianni Infantino tatsächlich die beste Wahl zu sein. Und das hat nichts mit Lokalpatriotismus zu tun.
Nur mit dem Rest der Kandidaten. Denn ein völlig unbefleckter Quereinsteiger fehlt. Alle Kandidaten kommen aus dem bestehenden System.
Auch für den Fussball gilt die alte Lebensweisheit: Wir sitzen alle im gleichen Boot. Die einen rudern, die anderen angeln.
Es wäre schön, der neue Fifa-Präsident würde auch rudern. Und nicht angeln.