Sechs Tore schlechter ist unser Torverhältnis gegenüber jenem von Leader, Favorit und Europameister Italien. Ein Sieg in Litauen, und wir ziehen punktemässig mit den Azzurri gleich! Bei einem Sieg mit einem Treffer Differenz hätten wir immer noch eine um fünf Tore schlechtere Differenz. Es bleibt dann noch ein einziges Spiel, um das wettzumachen: das letzte, am 15. November gegen Bulgarien in Luzern. Italien seinerseits muss dann noch im stimmungsvollen Windsor-Park in Belfast antreten. Das definitiv schwierigere Schlussbouquet.
Ein Fünf-Tore-Handicap in einem Spiel wettzumachen, wäre dann ein ganz schwieriges Unterfangen. Also muss die Mission «Tordifferenz verbessern» jetzt beginnen, in Vilnius, im Bonsai-LFF-Stadion, auf dem Kunstrasen vorletzter Generation. 150 Schweizer Fans werden die Nati hier anfeuern. Auch wenn die Litauer zuletzt an gleicher Stätte gegen Bulgarien gewonnen haben: Wer so viel Power aufs Feld bringt wie die Schweiz gegen Nordirland, kann hier auch mit drei, vier Toren Differenz gewinnen.
Wie 2018 gegen Island?
Das hat die Nati, die in den letzten drei Spielen ohne Gegentor geblieben ist, zuletzt im Juni vor der EM geschafft: 7:0 gegen Liechtenstein. Okay, das war ein Test. Und ein Ernstkampf? Liegt auch nicht lange zurück: 6:1 und 4:0 gegen Zwerg Gibraltar in der EM-Quali 2019. Und ein Kantersieg gegen einen Nicht-Zwerg? Selbst dafür muss man nicht in die Schwarz-Weiss-Foto-Zeit zurückgehen. Das war am 8. September 2018 in der Nations League: 6:0 gegen Island in St. Gallen.
Gegen Litauen gabs auch schon zwei superklare Siege. An den Olympischen Spielen 1924 in Paris ein 9:0. Und in der EM-Quali 2014 in St. Gallen ein 4:0. Die letzten beiden Litauen-Spiele waren zäher. 2:1 in derselben Quali im LFF-Stadion 2015 und 1:0 zuletzt im März, auch in St. Gallen.
Also: volle Pulle gegen Litauen! Eine offensive Aufstellung wie in Genf. Die Grundausrichtung werde wieder dieselbe sein wie gegen Nordirland, verspricht Coach Murat Yakin: «Wir gehen mit der gleichen Strategie ins Spiel. Es hat sich angedeutet, dass das identische Spiele sind gegen Nordirland und Litauen. Die Mannschaft hat sich so aufgestellt, auch dank der Form, in der sich die Spieler in den letzten drei, vier Wochen präsentiert haben. Da ändern wir nicht viel.» Weshalb nicht davon auszugehen ist, dass Yakin viele weitere Wechsel vornimmt, ausser die verletzten Akanji und Mbabu sowie den gesperrten Zakaria zu ersetzen. Selbst der für das kapitale Italien-Spiel Gelbsperre-gefährdete Nico Elvedi dürfte auflaufen.
Das ist also der Matchplan, mit dem die Schweiz versuchen wird, das Handicap gegenüber Italien wettzumachen. Oder zumindest das halbe. Es würde die Ausgangslage für die Finalissima in Rom am 12. November fundamental ändern.