Das Spiel
Jung ist sie, die Seleccion, die Nationaltrainer Luis Enrique ins Rennen schickt: 25,85 beträgt das Durchschnittsalter im Kader, 20 von 26 Spielern geben gar ihr WM-Debüt. Für Oldie Sergio Ramos (36) blieb kein Platz – weil Enrique atmosphärische Schwierigkeiten fürchtete, sollte sich der jahrelang umstrittene Captain mit einer Ersatzrolle begnügen müssen? Gut möglich.
Ramos war jahrelang das Ebenbild des furchtlosen, entschlossenen Gewinners, der alle Grenzen testet und zuweilen überschreitet, um zum Erfolg zu kommen. Die Elf, die Enrique nun gegen Costa Rica beginnen lässt, hat wenig gemein mit ihrem langjährigen Leader. Jung, frisch, lockerer kommt sie daher, die «Furia Roja», die rote Wut, hat so gar nichts Wütendes. Eines aber bleibt seit Jahrzehnten gleich: Kicken können sie alle, die Gavis, die Pedros, die Jordi Albas.
Die Kugel zirkuliert meist mühelos durch die Reihen der Spanier, allerdings auch gegen Costaricaner, die einen nicht glauben lassen, sie könnten eine Überraschung des Turniers werden. 2014 noch scheiterten sie erst im WM-Viertelfinal nach Penaltys an den Holländern.
3:0 führt Spanien nach einer halben Stunde, 7:0 heissts am Schluss – Dani Olmo, Marco Asensio, Ferran Torres (2), Gavi, Soler und Morata heissen die Torschützen.
Olmo trifft nach einem Chipball von Gavi, dem jüngsten WM-Teilnehmer der spanischen Geschichte – schlicht Weltklasse. Bei Asensios 2:0 fragt sich jedoch, ob Keylor Navas einen solchen Ball in die rechte untere Ecke nicht auch schon herausgeholt hätte. Doch dem bald 36-jährigen früheren Stammgoalie von Real Madrid ist anzumerken, dass er bei Paris SG derzeit nur einen Bankplatz hat. Noch schlechter sieht er beim vierten und dem sechsten Tor aus. Ein wenig leid kann er einem fast tun.
Die Tore
1:0 | 11. Minute | Dani Olmo | Gavi lupft den Ball an der Strafraumgrenze über die Verteidigung der Mittelamerikaner. Olmo bringt das Spielgerät mit zwei Berührungen unter Kontrolle und verlädt Torhüter Keylor Navas abgezockt per Heber.
2:0 | 21. Minute | Marco Asensio | Aussenverteidiger Alba bringt den Ball auf Kniehöhe in den Strafraum. Dort steht Asensio mutterseelenallein und schliesst per Direktabnahme ab. Navas ist noch dran, kann den satten Schuss aber nicht mehr entscheidend abfälschen.
3:0 | 31. Minute | Ferran Torres (Foulpenalty) | Alba wird im Strafraum zu Fall gebracht – Penalty. Torres schnappt sich den Ball, läuft an und verwandelt sicher in die untere linke Ecke.
4:0 | 54. Minute | Ferran Torres | Torres bekommt im Strafraum den Ball. Als bereits der Ballverlust droht, holt er sich das Spielgerät zurück, umkurvt Navas und schiebt ins leere Tor ein.
5:0 | 74. Minute | Gavi | Am linken Flügel bringt Morata den Ball hoch in den Strafraum. Aus der zweiten Reihe kommt Gavi angerannt und zieht direkt mit dem Aussenrist ab. Der Ball landet haargenau in der unteren linken Ecke.
6:0 | 90. Minute | Carlos Soler | Navas lenkt eine flache Flanke in die Mitte ab. Dort kommt Soler angerannt und muss den Ball nur noch einschieben.
7:0 | 92. Minute | Alvaro Morata | Morata wird mit einem Pass in die Tiefe geschickt. Von dort ist es für den Stürmer ein leichtes, den Ball an Navas vorbeizuschieben.
Der Beste
Jordi Alba. Der Aussenverteidiger glänzt als zusätzliches Element in der Offensive der Spanier. Auf der linken Seite sorgt er für viel Betrieb auf dem Flügel. Bereitet den Treffer von Asensio mit einer seiner präzisen Flanken vor und holt den Elfmeter zum 3:0 heraus. Wird nach einer Stunde mit tobendem Applaus ausgewechselt.
Der Schlechteste
Keylor Navas. Der sonst so sichere Rückhalt der Mittelamerikaner sieht für einmal sehr unsicher aus. Bei mehreren Gegentoren kommt er zu spät. Die fehlende Spielpraxis bei Paris Saint-Germain macht sich deutlich bemerkbar.
Das gab zu reden
Die Spanier erreichen in ihrem ersten Spiel an dieser Weltmeisterschaft gleich mehrere Meilensteine. Das erste Tor von Olmo ist zugleich der 100. Treffer der «Furia Roja» an einer WM. Gavi wird mit seinem Treffer neu der jüngste spanische Torschütze an diesem Turnier. Das 7:0 ist der höchste Sieg der spanischen Nationalmannschaft an einer WM.
So gehts weiter
Am Sonntag findet die zweite Runde der Gruppe E statt. Costa Rica trifft dann auf Deutschland-Bezwinger Japan (11 Uhr). Für die Spanien steht der Kracher gegen die Deutschen auf dem Programm (20 Uhr).