Dass es wohl zu einem Zweikampf gegen die Schweiz um den Gruppensieg kommen würde, war den Azzurri von der Auslosung an klar. Weshalb man die Rechnung machte: Gegen die Kleinen keine Punkte abgeben. Dann reicht in der Schweiz ein Unentschieden, wenn zuhause ein Sieg folgt.
Eine Rechnung, die nach wie vor ihre Richtigkeit hat. Trainer Roberto Mancini sieht das auch so, sagte allerdings nach dem Remis gegen die Bulgaren in Florenz: «Gewinnen wäre besser gewesen. Aber wir hätten in der Schweiz ohnehin gewinnen müssen.» Er brummte das ziemlich lustlos in die Mikrofone von Rai Sport. Das Unentschieden passte ihm so gar nicht in den Kram, das spürte man, denn damit ist die Marge für weitere Fauxpas’ klein geworden. Mancini sprach in jeder Antwort nur davon, das seine Spieler im Abschluss zu wenig präzis gewesen seien. Tiefere Einblicke wollte er nicht vermitteln.
Bonucci: «Das war dasselbe Italien wie an der EM!»
Captain Leonardo Bonucci ging sogar einen Schritt weiter: «Von nun an müssen wir alle Spiele gewinnen. Auch gegen die Schweiz, das wussten wir schon vorher. Und so wird es auch sein.» Generelle Kritik liess der 110-fache Nationalspieler nicht mal im Ansatz zu: «Man hat dasselbe Italien und denselben Spirit gesehen wie an der EM!»
Und das Spiel in Basel ist ein ganz besonderes für Italien. Mit dem 1:1 gegen Bulgarien sind die Azzurri zum 35. Mal in Folge ungeschlagen geblieben und haben sich damit auf die gleiche Stufe gehievt wie Spanien (2007 bis 2009). Nun will man in Basel unbedingt alleiniger Rekordhalter werden.
Mit der Schweiz kehrt man in die Serie A zurück
Und doch zittert Italien. Das hat seinen Grund. Schon vor fünf Jahren schaffte man Platz eins in der Ausscheidung nicht, musste in die Playoffs, und blieb prompt an Schweden hängen. Italien verpasste erstmals seit 1957 eine WM-Endrunde! Ein Szenario, dass der Europameister unbedingt vermeiden will. Das nötige Selbstbewusststein ist jedenfalls da: «Kein Drama, bitte, wir sind die Champions!», posaunt die «Gazzetta dello Sport». Doch dann kommt ganz viel Demut: «Nach Bulgarien kehren wir in Basel mit der Schweiz zurück in die Serie A. Und hier gehts bereits um die WM! Denn einen weiteren Fehltritt könnten wir nicht so locker wegstecken wie jener gegen Bulgarien.» Das sieht auch Juve-Stürmer Federico Chiesa so: «Dieses Spiel wird entscheidend sein!»
Vor allem keinen Fehltritt in Form einer Niederlage. Eine solche könnte fatal sein. Das aber gilt für beide Parteien.