«Uns ist angst und bange»
Nach Auftakt-Debakel verschlägts ganz Deutschland die Sprache

Zuerst halten die deutschen Fussballer aus Protest die Hand vor den Mund. Dann geben sie gegen Japan das WM-Spiel aus der Hand und verlieren 1:2. Fassungslosigkeit herrscht nicht mehr nur wegen des Fifa-Verbots.
Publiziert: 23.11.2022 um 18:59 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2022 um 09:09 Uhr
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Protest-Aktion: So posieren die elf DFB-Stars beim Mannschaftsfoto vor dem Spiel.
Foto: imago/Matthias Koch

Die Protest-Geste der DFB-Stars beschreibt mehr, als Fussball-Deutschland lieb ist. Die Hand-vor den-Mund-Geste beim Mannschaftsfoto sollte Symbol sein für verbotene Meinung, weil die Fifa das Tragen der «One Love»-Captainbinde verhinderte. Nun steht sie auch für die Stimmung im Land: Unsere nördlichen Nachbarn sind fassungslos nach dem 1:2-Debakel gegen Japan zum WM-Auftakt.

«Fussball-Deutschland ist angst und bange», schreibt die «Bild». Natürlich kommen die Erinnerungen an die WM vor vier Jahren hoch, als Deutschland zweimal verlor und als Gruppenletzter ausschied. Das Spiel gegen Spanien am Sonntag (20 Uhr) sei bereits ein Endspiel – und dann noch gegen den Angstgegner, gegen den man von den letzten sieben Spielen nur eines gewann. Im Vergleich zu den Deutschen überrollen die Spanier drei Stunden später Costa Rica (7:0-Kantersieg).

Zuerst sah es noch gut aus

Von einem «veritablen Fehlstart» Deutschlands schreibt «Die Welt». In der ersten Halbzeit lässt noch nichts auf ein Debakel schliessen. Deutschland erarbeitet sich zahlreiche Chancen, führt dank dem verwerteten Penalty von Gündogan (33.). Japan dreht erst in der Schlussviertelstunde die Partie. Die beiden eingewechselten Doan und Asano treffen in der 75. und 83. Minute. Das ging schnell. Umso sprachloser sind die Deutschen.

Gündogan findet dann doch Worte – harte Worte: «Gerade das zweite Tor, ich weiss nicht, ob jemals bei einer WM ein einfacheres Tor erzielt wurde, das darf nicht passieren.»

Klare Kante der Innenministerin vor Infantino

Auf dem Platz misslingt es, nach dem Doppelschlag Japans ein Zeichen zu setzen. Im Gegensatz zum Mannschaftsfoto. Da zeigen die DFB-Stars, was sie vom Verbot der Fifa halten. Ganz nach dem Motto: Unsere Meinung wird zensiert. Kimmich unterstreicht die Botschaft: «Wir wollen uns unsere Stimme nicht verbieten lassen. Wenn wir etwas zu sagen haben, werden wir das weiterhin tun.»

Dazu trägt auch die Innenministerin Nancy Faeser (52) auf der Tribüne in Doha bei. Neben Fifa-Präsident Gianni Infantino (52) sitzend trägt sie die verbotene «One Love»-Captainbinde am Oberarm.

Übrigens glänzen auch japanische Fans auf der Tribüne. Nach dem Triumph machen Bilder die Runde, wie sie extra länger im Stadion bleiben, um Abfall in Säcke zu packen und aufzuräumen. (str/wst)

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