Italien: Ende der Welt?
Worte abwägen – nicht Carlo Tavecchios Sache. Noch bevor er 2014 zum italienischen Verbandsboss gewählt wurde, forderte er, dass in der Serie A weniger Ausländer eingesetzt werden: «Bei uns kann Opti Poba, der vorher Bananen gegessen hat, plötzlich Stammspieler bei Lazio werden.» Opti Poba? Eine Erfindung, seither Synonym für einen willkürlichen Kicker aus dem Ausland.
Nach dem 0:3 in Spanien, der ersten WM-Quali-Pleite seit 2006, sagt er: «Die Aussicht, dass wir uns nicht qualifizieren, würde einer Apokalypse ähneln.» Das Ende der Welt, die erste WM ohne Italiener seit 1958? Auch für Trainer Gian Piero Ventura wärs «eine Katastrophe».
Gemach. Platz eins scheint an Spanien vergeben. Gegen Mazedonien und in Albanien können die Italiener Platz 2 aber sichern – und in den Playoffs wären sie gesetzt.
Hoffnungsträger? Lazio-Stürmer Ciro Immobile zum Beispiel, der in 10 Pflichtspielen schon 13 Tore schoss. Und von höchster Stelle gelobt wird. Tavecchio: «Einer meiner Lieblinge.»
Holland: Vaarwel, Arjen?
Dass er gegen den gefeuerten Carlo Ancelotti gemeutert und ihm ein schlechtes Training vorgeworfen habe, wie der «kicker» berichtete – das weist Arjen Robben zurück. Dem «Telegraaf» sagt er: «Das ist absoluter Blödsinn. Ich würde niemals gegen einen Spieler oder Trainer nachtreten, der jetzt schon weg ist.»
Doch Robben bereitet nicht nur der FC Bayern Kummer. Auch Oranje darbt. Stolpern die Holländer in Weissrussland, und siegen die Schweden gegen Luxemburg, ist die Schmach fix: eine zweite Endrunde in Serie ohne die Elftal! Und selbst im Falle eines Sieges in Weissrussland sind die Aussichten fürs Gruppenfinale um Platz zwei gegen Schweden mies: Deren Torverhältnis ist um sechs Tore besser.
Möglich also, dass noch in diesem Monat Robbens grosse Nati-Karriere zu Ende geht. In Holland wird nicht damit gerechnet, dass der Vorzeige-Profi noch mal zu einer Quali antritt. Vaarwel (Adieu), Arjen? Robben: «Alles kann passieren.» Vielleicht ja auch ein Remis der Luxemburger gegen Schweden.
Deutschland: Wagners Chance
Die Deutschen holten das Punktemaximum – mit einem Zähler daheim gegen Nordirland ist ihre Quali fix.
Zeit für Jogi Löw also, ans Kader für die WM zu denken – und die Empfehlungschance für alle, die wackeln. Hertha-Linksverteidiger Marvin Plattenhardt gehört dazu, Gladbach-Abwerspieler Mathias Ginter, Ajax-Amsterdam-Star Amin Younes. Oder Hoffenheim Sandro Wagner, ein Neuner klassischer Prägung.
Für manche auch ein vorlauter Proll – spätestens seit er tönte, Fussballer würden zu wenig verdienen. Dass er nicht aufs Maul gefallen ist, beweist er auch in DFB-Kreisen. Ob er mit vielen Einsatzminuten rechne – da die Konkurrenten Timo Werner und Mario Gomez fehlen? Wagner: «Ich rechne mir nichts aus, ich war im Rechnen nie sehr gut.»
England: Rüffel für Alli
In England debattieren sie, ob Spielfrauen in Russland ins Teamhotel dürfen. Und Teamchef Gareth Southgate wird für Bilder verspottet, die ihn beim gescheiterten Versuch zeigen, sich ein Trainingstrikot überzustreifen.
Deutliche Indizien dafür, dass die sportliche Qualifikation für Russland Formsache ist. Zwei Punkte gegen Slowenien und in Litauen brauchts hierzu. Maximal.
Souveräne Qualifikationen bewahrten die Engländer allerdings noch nie davor, an Endrunden krachend zu scheitern. An die EM in Frankreich stürmten sie mit zehn Siegen – um gegen Island im Achtelfinal ein Jahrhundertdebakel zu erleiden.
Hoffnung machen die Jungen wie Harry Kane, Eric Dier oder Dele Alli. Letztgenannter fehlt allerdings im jetzigen Aufgebot – er zeigte im letzten Spiel Mitspieler Walker den Mittelfinger. Dass er in der Premier League noch mit einer Schwalbe auffiel, lässt Southgate drohen. «Ich habe mich mit Dele unterhalten. Ihm tut nichts mehr weh, als nicht kicken zu dürfen. Er weiss, welche Verantwortung er hat.»
Seine Freundin übrigens dürfte er nach Russland mitnehmen. Southgate erlaubt es.