Er ist Schweizer – ist durch seine Vergangenheit bei Leverkusen und Hannover und seinem aktuellen CEO-Job beim VfL Bochum aber mittendrin im deutschen Fussball. Ilja Kaenzig (45) hat das Sensations-Out des Weltmeisters in der Gruppenphase hautnah miterlebt. «Vor allem die blamable Art des Ausscheidens war krass. Aber man wird alles in deutscher Gründlichkeit alles aufarbeiten und zurückschlagen», sagt er.
Dass Jogi Löw trotz des Russland-Desasters die Aufräumarbeiten selber erledigen will, kann Kaenzig verstehen. Er sagt: «Man hat schon vor dem Turnier für die Zukunft auf ihn gesetzt (Vertragsverlängerung bis 2022, d. Red.). Er muss nun viele Hebel bewegen und einige harte Konsequenzen ziehen, weil er von der Mannschaft und vom Umfeld enttäuscht ist.»
«Zuwenig Fussball und zuviel Unterhaltungsindustrie»
Kaenzig ist zuversichtlich, dass sich die DFB-Elf wieder erholt: «Sie haben erst vor einem Jahr mit jungen Spielern den Confed-Cup gewonnen.» Der frühere starke Mann von YB war beeindruckt, was nach dem frühen Out im Land abging.
«Ein Aus in der Gruppenphase gabs noch nie. Die Deutschen waren extrem im Stolz getroffen», sagt Kaenzig, «vielen Leuten war auch die Marketing- und Kommerzialisierung-Schiene des DFB zu viel. Es war zuwenig Fussball und zuviel Unterhaltungsindustrie. Der DFB scheint da überdreht zu haben und hat nun vielleicht unfreiwillig mitgeholfen, damit alles wieder auf ein normales Niveau kommt.»