Freulers sechstes Tor im 52. Länderspiel ist sein mit Abstand wichtigstes. «Es ist sehr speziell und ich bin sehr stolz, denn nicht jedem gelingt ein Tor an einer WM.»
Mit dem Treffer zum 3:2 macht er eine persönlich schwache erste Halbzeit vergessen. Dass die Nati lange nicht zu ihrer Stabilität in der Defensive findet, hat viel mit dem ansonsten so zuverlässigen Mittelfeldspieler zu tun.
Das Tor, der Sieg und die Achtelfinal-Qualifikation überstrahlen aber die eigenen Fehler. «Die Gefühlslage ist sehr gut», sagt Freuler am Tag nach dem Spiel. Seine Miene verfinstert sich erst, als er auf das Verhalten von Granit Xhaka angesprochen wird. Der Nottingham-Profi blockt die Fragen dazu unwirsch ab. «Ich bin nicht hier, um über Politik, sondern über Fussball zu sprechen. Das ist mein Job, diese Arbeit versuche ich, so gut wie möglich zu erledigen.»
Bereits während der Partie fokussiert sich der Zürcher Oberländer auf das Spiel, die Nebengeräusche blendet er aus. «Es waren ein paar Provokationen da, klar. Aber wir haben uns auf den Fussball konzentriert und deshalb gewonnen.»
Serbische Frau auf der Tribüne
Für Freuler und seine Familie war es wie für Xhaka und Shaqiri ein besonderes Spiel. Seine Frau ist Serbin. Ihr Bruder sowie Freulers Vater und sein bester Kollege sitzen ebenfalls auf der Tribüne. «Es ist immer schön, wenn deine Familie und deine Freunde im Stadion sind.»
Am Tag nach dem Spiel gibt es mit ihnen und dem Team noch einmal ein gemeinsames Buffet am Pool. Zuvor ist Regeneration angesagt. Eine leichte Einheit auf dem Hometrainer, ein Eisbad sowie Stretching und Massage – das gewohnte Programm. Und vor allem: viel Schlaf. Zwar wird nicht gefeiert, trotzdem findet Freuler nach dem Match erst gegen halb fünf zur Ruhe. Das Adrenalin und die Emotionen wühlen auf.
Chancen bei 50:50
Um das Ganze zu geniessen, bleibt nicht viel Zeit. Ab Sonntag gilt der Fokus Portugal. Freuler sieht die Chancen bei 50:50 gegen einen Gegner, gegen den er «gefühlt schon zehnmal» gespielt hat. Im Juni gibt es innerhalb von einer Woche ein 0:4 und ein 1:0 gegen den Europameister von 2016.
«Wenn man nicht 100 Prozent bereit ist, geht es schnell und man verliert 0:4. Wenn man 100 Prozent bereit ist, kann man Portugal schlagen», sagt Freuler. Cristiano Ronaldo bewundert er und bezeichnet ihn zusammen mit Lionel Messi als den «mit Abstand» besten Fussballer der Welt. «Aber ich bin eher der Messi-Typ.» Auf den Argentinier würden Freuler und die Nati aber erst im Final treffen.