Torpedo-Stadion von Togliatti, heute kurz nach 11 Uhr. Zwei Security-Angestellte checken mit einem Metall-Detektor auf der Tribüne alle Unterseiten der blauen Schalen-Sitze. Obwohl beim Training der Nati, das nur für die Medienvertreter 15 Minuten öffentlich ist, gar keiner auf der Tribüne sitzen wird. Die Anspannung steigt am Starttag der WM 1000 Kilometer südöstlich von Moskau deutlich.
Auch beim Nati-Coach. Petkovic macht am Freitag, zwei Tage vor dem ersten Gruppenspiel gegen Brasilien, den Laden dicht. Das letzte Training in Togliatti findet neu unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Interview-Termine vom Freitag sind ersatzlos gestrichen worden.
Nach dem Freitagstraining fliegen Shaqiri, Sommer & Co. zum Spielort Rostow am Don.
Zur Schweizer Delegation gestossen ist am späten Mittwochabend auch der Boss: SFV-Präsident Peter Gilliéron kam vom Fifa-Kongress in Moskau. Wo er seine Stimme für die WM 2026 wie die meisten Europäer den USA, Kanada und Mexiko gab. Beim Rauslaufen zum Training erblickt Ersatz-Goalie Roman Bürki den SFV-Präsidenten, zieht zum Handschütteln artig seinen rechten Goalie-Handschuh aus.
«Gegen grosse Teams spielen wir immer gut»
Heute Mittag Ortszeit redeten zwei Spieler zum letzten Mal. Ricardo Rodriguez zu Gegner Brasilien: «Das ist nicht nur Neymar. Das sind 11 sehr gute Spieler. Auch die Defensive der Brasilianer hat viel Klasse. Wenn wir gegen Brasilien zu Chancen kommen werden, müssen wir sie nutzen. Gegen grosse Mannschaften spielen wir immer gut. Klar ist Brasilien Favorit. Sie können auch Weltmeister werden.»
Gelson Fernandes, Gute-Laune-Bär der Nati und 2010 beim 1:0-Triumph gegen den späteren Weltmeister Spanien Schütze des goldenen Tores, macht einen Vergleich zwischen der Mannschaft von 2010 und der von heute. Gelson: «Heute haben wir Zuber, Embolo, Shaqiri, Freuler und Drmic. 2010 musste ich spielen, das sagt doch schon vieles...»
Gelson zu seiner Rolle als ewiger Bankdrücker: «Das ist Fakt. Aber deshalb bereite ich mich vor wie sonst auch. Wenn ich eine Katastrophen-Vorbereitung machen würde, schade ich mir, der Mannschaft und dem Land. Ich bin nicht stolz, Ersatzspieler zu sein. Aber hier sind wir bei der Nati, nicht in der 4. oder 5. Liga.»
«Die Shirts sind okay!»
Das Ausland spottet über unser WM-Trikot. Vor allem die Deutschen. In einem WM-Ranking hat die Zeitschrift «Spiegel» das Schweizer Heimtrikot auf den letzten Platz gewählt. Auch in England kommen unsere Shirts nicht gut an. «Langweilig» nennt sie der «Mirror» und wählt unser Auswärtsleibchen auf Platz 58, das Heim-Shirt auf Platz 59 von 64.
Nati-Mittelfeldspieler Gelson Fernandes lacht und sagt: «Ich habe es auch gelesen. Ich weiss echt nicht, was die haben. Ich finde unsere Trikots ganz okay.»