Ösi-Teamchef vor Irland-Kracher
Marcel Koller kämpft um seinen Job

Eben noch hoch gelobt, jetzt in der Kritik: Marcel Kollers Ösis spielen heute um ihre letzt WM-Chance. Und der Teamchef selbst wohl um seine eigene Zukunft.
Publiziert: 11.06.2017 um 14:12 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:50 Uhr
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Marcel Koller steht in Dublin unter Erfolgszwang.
Foto: Imago
Michael Schifferle

Als er 2011 kam, grantelten sie. Die österreichische Fussballprominenz raunzten über den Schweizer No-Name, der es gewagt hatte, ein Angebot als Teamchef ihrer notorisch erfolglosen Nationalelf anzunehmen.

2015 kürten sie ihn zum Trainer des Jahres, nachdem er die Ösis zur ersten Endrunden-Teilnahme seit 1998 geführt hatte. Das ORF betitlte ihn als Nationalheld. T-Shirts mit der Aufschrift «Wunderwuzzi» wurden verteilt. So nennen sie in Österreich einen Alleskönner. Koller galt nach neun Siegen in zehn Quali-Spielen und Platz eins vor Russland und Schweden als einer.

Und heute? Granteln sie wieder. Die EM war nach drei Spielen vorbei. Der Start in die WM-Quali ging schief, nur sechs Punkte in vier Spielen, Niederlagen gegen Irland und Serbien. Die empfindsame östterreichsiche Fussballseele leidet. Und schuld ist – Koller. Falsche Spielerwahl, naive Taktik, schlechte Kommunikation: Die Vorwürfe an den Schweizer Teamchef, der mit GC und St. Gallen Meister wurde, Bochum in die Bundesliga führte und dort drei Jahre hielt, sind vielfältig. Kollers Erfolge? Vergessen. Ebenso, dass die Ösis gerade in Serbien lange gut spielten und ein klares Chancenplus hatten.

Verlieren die sie heute in Irland, sehen sie die WM wohl da, wo sie fast alle Turniere in den letzten 20 Jahren vor Kollers Amtsantritt sahen: am TV.

Die «Wiener Zeitung» schreibt von «Kollers Endspiel». Der Schweizer werde im Falle einer Pleite spätestend Ende Oktober als Trainer abgelöst. Und was ÖFB-Präsident Leo Windtner sagt, sehen viele als Bestätigung. Der sagt zwar: «Es ist völlig übertrieben, jedes entscheidende Spiel als Gottesurteil über den Teamchef hochzustilisieren.» Allerdings kündigt er für den Fall des Misserfolgs an: «Wenn es so ist, muss man die Situation analysieren und dann handeln.» Handeln hiesse: Kollers Vertrag nicht zu verlängern.

Der Trainer selbst? Er liess mit einer Brandrede bei der Kaderbekanntabe aufhorchen, in dem er Zweifel an der Leidenschaft seines Teams äusserte. «Es gibt nur eines - Vollgas für Österreich.»

Zuletzt gab er sich allerdings auch gelassen. Dem «Kurier» sagte er: «Da gibt es diese Studie aus der Deutschen Bundesliga, die besagt, ein Trainer bleibt durchschnittlich 1,5 Jahre im Amt. Ich bin jetzt fast sechs Jahre hier. Darum bin ich auf das Spiel fokussiert. Und ich weiss, im Fussball geben so viele Zufälligkeiten den Ausschlag.»

Das Spiel heute ist Kollers 50. als Teamchef (23 Siege, 11 Remis, 15 Niederlagen). Es könnte eines der letzten sein. Gewinnt er, steht ihm der Weg zurück zum Wunderwuzzi jedoch wieder offen.

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