Mehrere sexuelle Übergriffe
Missbrauchsskandal erschüttert Islands Nationalmannschaft

Islands Fussball-Nationalmannschaft und der Verband werden von einem Missbrauchsskandal erschüttert. Von mehreren sexuellen Übergriffen ist die Rede – inklusive Vertuschungsversuch.
Publiziert: 06.09.2021 um 14:10 Uhr
Islands Fussball steht vor einem Scherbenhaufen.
Foto: imago/Action Plus

Das «Hu» ist längst einem Aufschrei der Empörung gewichen. Ein Missbrauchsskandal inklusive versuchter Vertuschung hat das Image der isländischen Fussball-Nationalmannschaft als weltweiter Sympathieträger des Landes zerstört. Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland am Mittwoch in Reykjavik befindet sich der führungslose Verband KSI im Krisenmodus.

Gesamte Verbandsführung musste weg

Schliesslich musste KSI-Präsident Gundi Bergsson vor wenigen Tagen nach den Anschuldigungen zweier Frauen gegen einen Nationalspieler wegen sexueller Übergriffe zurücktreten. Dem Schritt des Verbands-Chefs folgte kurz darauf der Vorstand, am vergangenen Mittwoch wurde dann noch die Geschäftsführerin beurlaubt.

Das ganze Ausmass des Skandals ist immer noch unklar. Von mehreren sexualisierten Übergriffen durch Nationalspieler ist zwischenzeitlich die Rede, das Land ist erschüttert. Sicher ist, dass es sich bei dem derzeit namentlich Beschuldigten nicht um irgendeinen Nationalspieler handelt. Es geht um Island EM-Helden und Rekordtorschützen Kolbeinn Sigthorsson.

Der mittlerweile 31-Jährige hatte den Nordmännern mit seinem Siegtor beim sensationellen Erfolg im EM-Achtelfinale 2016 gegen England (2:1) den grössten Triumph der Geschichte beschert.

Wollte der Verband die Tat vertuschen?

Die beiden Frauen beschuldigen Sigthorsson, sie 2017 sexuell genötigt und belästigt zu haben. Eine der beiden wirft zudem dem Verband vor, den Versuch unternommen zu haben, sie mit Geld zum Schweigen zu bringen.

In einer Mitteilung musste der Verband in der Zwischenzeit einräumen, sich nicht korrekt verhalten zu haben. Der Verband hat bei den Opfern um Entschuldigung gebeten, Sigthorsson wurde aus dem Kader gestrichen.

Eines der mutmasslichen Opfer hatte zuvor dem TV-Sender «RUV» gesagt, dass Sigthorsson ihr im September 2017 in einem Nachtklub in Reykjavik in den Schritt gefasst und sie am Nacken gepackt habe, bevor er und ein weiterer Mann sie angriffen.

Sigthorsson ist geständig

Beide Frauen erstatteten Anzeige. Sigthorsson soll die Übergriffe zugegeben, sich entschuldigt sowie Schmerzensgeld gezahlt haben, so eine der beiden Frauen. Später soll ein Anwalt des Verbandes auf sie zugekommen sein, damit sie für ein Schweigegeld einer Verschwiegenheitsklausel zustimme.

Bergsson musste nun seinen Hut nehmen, weil er der Lüge überführt wurde. Er hatte behauptet, der Verband habe keine «Beschwerde oder ähnliches erhalten, wonach jemand Bestimmtes sich sexuellen Übergriffen schuldig gemacht» habe.

Sigthorsson selbst meldete sich mittlerweile auch zu Wort. Er sei nicht der Meinung, die Frau belästigt oder Gewalt angewendet zu haben, aber sein Verhalten sei nicht vorbildlich gewesen. Er bestätigte die Entschädigungszahlung und gab an, sein Verhalten zu bereuen.

Islands Fussball steht vor einem Scherbenhaufen

Der Stein war durch die Gleichstellungsbeauftragte des isländischen Lehrerverbandes ins Rollen gebracht worden. Hanna Björg Vilhjalmsdottir hatte öffentlich gemacht, dass Nationalspieler immer wieder mit häuslicher oder sexualisierter Gewalt in Verbindung gebracht werden. Dennoch schütze der Verband die vermeintlichen Täter.

Sollte sich der Verdacht weiterer Fälle tatsächlich bestätigen, steht Islands Fussballs vor einem Scherbenhaufen. Dann ist das sportliche Tief der nicht für die zurückliegende EM-Endrunde qualifizierten Auswahl, die in der deutschen Quali-Gruppe mit lediglich vier Punkten nach fünf Partien auf dem vorletzten Platz liegen, noch das geringste Problem. (SID)

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WM-Quali Gruppe A
Mannschaft
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1
Deutschland
Deutschland
0
0
0
1
Luxemburg
Luxemburg
0
0
0
1
Nordirland
Nordirland
0
0
0
1
Slowakei
Slowakei
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe B
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Kosovo
Kosovo
0
0
0
1
Slowenien
Slowenien
0
0
0
1
Schweden
Schweden
0
0
0
1
Schweiz
Schweiz
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe C
Mannschaft
SP
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PT
1
Belarus
Belarus
0
0
0
1
Dänemark
Dänemark
0
0
0
1
Griechenland
Griechenland
0
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1
Schottland
Schottland
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe D
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Aserbaidschan
Aserbaidschan
0
0
0
1
Frankreich
Frankreich
0
0
0
1
Island
Island
0
0
0
1
Ukraine
Ukraine
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe E
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bulgarien
Bulgarien
0
0
0
1
Georgien
Georgien
0
0
0
1
Spanien
Spanien
0
0
0
1
Türkei
Türkei
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe F
Mannschaft
SP
TD
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1
Armenien
Armenien
0
0
0
1
Ungarn
Ungarn
0
0
0
1
Irland
Irland
0
0
0
1
Portugal
Portugal
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe G
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Polen
Polen
2
3
6
2
Finnland
Finnland
2
1
4
3
Litauen
Litauen
2
-1
1
4
Niederlande
Niederlande
0
0
0
5
Malta
Malta
2
-3
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe H
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina
2
2
6
2
Rumänien
Rumänien
2
3
3
3
Zypern
Zypern
2
1
3
4
Österreich
Österreich
0
0
0
5
San Marino
San Marino
2
-6
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe I
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Norwegen
Norwegen
2
7
6
2
Estland
Estland
2
0
3
3
Israel
Israel
2
-1
3
4
Italien
Italien
0
0
0
5
Moldawien
Moldawien
2
-6
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe J
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Nordmazedonien
Nordmazedonien
2
3
4
2
Wales
Wales
2
2
4
3
Kasachstan
Kasachstan
2
0
3
4
Belgien
Belgien
0
0
0
5
Liechtenstein
Liechtenstein
2
-5
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe K
Mannschaft
SP
TD
PT
1
England
England
2
5
6
2
Albanien
Albanien
2
1
3
3
Lettland
Lettland
2
-2
3
4
Serbien
Serbien
0
0
0
5
Andorra
Andorra
2
-4
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe L
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Tschechien
Tschechien
2
5
6
2
Montenegro
Montenegro
2
3
6
3
Kroatien
Kroatien
0
0
0
4
Färöer
Färöer
2
-2
0
5
Gibraltar
Gibraltar
2
-6
0
Qualifiziert
Playoffs
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