So stehts in der Gruppe F: Schweden schnappt sich mit sechs Punkten den ersten Platz gegenüber dem punktgleichen Mexiko, das wegen der schlechteren Tordifferenz Zweiter wird. Dritter wird sensationell Südkorea (3 Pkt.). Die Asiaten verdrängen Titelverteidiger Deutschland wegen der Tordifferenz gar noch auf den letzten Platz!
Wars das für Jogi?
Der Weltmeister scheitert in der Gruppenphase. Kein Wunder, brennt bei unserem Nachbarn der Baum. Jogi Löw meint unmittelbar nach Abpfiff: «Wir sind letztlich verdient ausgeschieden. Das ist eine Riesenenttäuschung. In der Kabine herrscht Totenstille. Letztlich hat auch heute Konzentration gefehlt, die letzte Konsequenz. Dynamik hat gefehlt. Deshalb scheiden wir zu Recht aus.»
Jetzt fragt sich aber ganz Deutschland? Wars das für Jogi? Wie die «Welt» am späten Mittwochabend schreibt, entscheidet sich Löws Zukunft wohl noch in der Nacht auf Donnerstag. Der DFB sitzt in Moskau mit Jogi zusammen. Krisensitzung! Ausgang offen! Ein Löw-Rücktritt ist alles andere als ausgeschlossen.
Das Spiel:
Der Last-Minute-Sieg gegen Schweden hätte die Deutschen beflügeln sollen. Doch davon ist in der ersten Hälfte wenig zu sehen. Zwar ist Deutschland die meist ballführende Mannschaft, Zwingendes kommt aber nicht zustande. Im Gegenteil: Jogi Löw hat Glück, dass sein Team nicht zurückliegt. Tottenham-Star Heung-Min Son kommt zweimal beinahe zum Führungstreffer. Nach dem Seitenwechsel dreht der Favorit auf. Aber Goretzka und Werner scheitern am eigenen Unvermögen oder am koreanischen Goalie. Deutschland fährt einen Angriff nach dem anderen. Dies wiederum ermöglicht den Koreanern Kontermöglichkeiten, aber die Asiaten gehen fahrlässig damit um. In der Nachspielzeit zappelts zwei Mal. Tschau, Deutschland!
Erste Reaktionen
Mats Hummels: «Das ist ganz, ganz miserabel für den deutschen Fussball. Es ist schwer in Worte zu fassen. Wir haben selbst nach dem 0:1 noch dran geglaubt, dass wir das Spiel noch drehen. Letztlich hat uns das Genick gebrochen, dass wir das Tor nicht gemacht haben.»
ZDF-Experte Oli Kahn: «Übers ganze Turnier hat eine Achse gefehlt, wie wir sie 2014 noch hatten mit Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Miroslav Klose. Mats Hummels war nicht fehlerfrei, Toni Kroos profitiert bei Real Madrid von seinen guten Mitspielern, und von Timo Werner kann man auch noch nicht erwarten, dass er eine Führungsrolle wahrnimmt. Insgesamt war eine unglaubliche Verunsicherung zu spüren. Durch den Fernseher hindurch hat man gemerkt, dass das Nationaltrikot Tonnen wog. Als wäre es eine Last.» Kahn legt nach: «Und da war die Frage nach Manuel Neuer, der trotz langer Pause spielte. Stichwort: Leistungsprinzip. Da war das Erdogan-Thema. Es kamen sehr viele Kleinigkeiten zusammen. Und für neue Spieler ist es schwer, in ein Team zu kommen, in dem viele schon das Karriereziel erreicht haben, und etwas zu verändern.»
Die Tore:
1:0, 93. Minute: Young-Gwon Kim trifft, der Linienrichter hebt die Fahne. Aber der Ball kommt von Kroos. Ausgerechnet Kroos! Heisst: Der VAR greift ein, der Treffer zählt.
2:0, 96. Minute: Neuer rückt nach vorne auf, aber die Koreaner können befreien. Heung-Min Son läuft alleine aufs leere Tor zu. Der Genickbruch für den Weltmeister.
Der Beste: Hyun-Woo Jo. Der südkoreanische Goalie lässt die Deutschen ein ums andere Mal verzweifeln.
Der Schlechteste: Mesut Özil. Die Schaltzentrale im offensiven Mittelfeld ist definitiv defekt. Fehlpässe, kaum Aktionen. In einem Wort: Schwach.
Das gab zu reden I: Löw setzt überraschend Thomas Müller auf die Bank. Dafür rücken der schwache Özil und der unglückliche Goretzka ins Team. Kein guter Schachzug des Bundestrainers.
Das gab zu reden II: Deutschland übersteht zum allerersten Mal überhaupt (!) die Vorrunde nicht.
Statistik: Bereits zum vierten Mal an den letzten fünf Weltmeisterschaften fährt der Titelverteidiger nach der Gruppenphase nach Hause. Wahnsinn!