Natürlich ergiesst sich jetzt wieder Spott und Häme kübelweise über den Europameister. Wie an oder vor allen Weltmeisterschaften seit 2010. Zu Recht. Mit Pizza-Vergleichen zwar abgedroschen. Wenn man postet, dass Bella Italia, das Land der Kultur, des Weins, der Cucina, die Weltmeisterschaften in den Schurkenstaaten Russland und Katar boykottiert, anspruchsvoller. Auch wenn dieser Boykott höchst unfreiwillig war ...
Was hat dieses Scheitern aufgezeigt? Dass alles im Fussball sehr schnell geht? Phrasenschwein-Geplapper. Vielmehr muss man feststellen, dass die Euro 2021 eine Ausnahme war. Eine Mannschaft, die sich zuhause in einen Rausch spielt und das dann irgendwo sonst in Europa durchzieht. Keine grosse Mannschaft. Abbruch-Erfahrung hoch zehn. Solides Mittelfeld. Solider Sturm. Plus Chiesa, der gegen Nordmazedonien den Unterschied ausgemacht hätte, aber verletzt fehlte.
Die Akte Mancini ist eine Randnotiz
So stellen wir nüchtern fest: Der von Roberto Mancini brillant inszenierte neue italienische Fussball und sein Zyklus sind bereits am Ende. Chiellini hört wohl auf, vielleicht auch Bonucci. Die Ära Immobile und Insigne ist vorbei. Wie der italienische Fussball seit einem guten Jahrzehnt. Wann hat letztmals ein italienisches Team die Champions League geholt? Inter Mailand. Auch 2010.
Es gibt in Italien viel zu tun, viel aufzuräumen. Der Fussball steckt in einer Totalkrise. Die Marschrichtung: mehr auf einheimische Talente setzen als auf mittelmässige Ausländer. Auch wenn man mit einem fast Italiener-freien Team wie Atalanta Bergamo mehrfach in die Champions League kommen kann. Die Akte Mancini ist dabei eine Randnotiz.
Denn, Hand aufs Herz: Uns Schweizern sind doch die Azzurri so nahe, dass ohne ihren Gefühlsüberschwang, ihre Emotionen, ihre Geschichte eine Weltmeisterschaft ärmer ist. Wer will in seiner Lieblings-Pizzeria Serbien-Schweden sehen …