Gegen Costa Rica kommt Josip Drmic in der 69. Minute für Mario Gavranovic. 21 Minuten hat der Stürmer von Borussia Mönchengladbach Zeit, sich in Szene zu setzen und aufzudrängen. Und er tut dies mit Bravour! Erst schraubt er sich hoch und wuchtet den Ball mit dem Kopf an den Pfosten. In der 88. Minute trifft er dann mit rechts ins linke Eck. Cool und abgezockt.
Ganz so, als wäre es ein Kinderspiel. Als hätte er schon als Bub nichts anderes getan, als Bälle zu versenken. Hat er auch praktisch nicht. «Wir haben stundenlang Fussball gespielt. Ob bei Sonne, Regen oder Schnee», sagt sein zehn Jahre älterer Bruder Ivan. Wir, das sind der kleine Josip, Ivan und der mittlere Bruder, Igor.
Auf dem Weg zum Sportplatz Chrummen in Freienbach SZ – dort, wo heute oft die Nati trainiert – sitzt Josip meist bei seinen Brüdern auf der Lenkstange. Zu klein, um Velo zu fahren, aber gross genug, um Fussball zu spielen.
Und obwohl der Platzwart die Drmic-Brüder – manchmal ist auch Papi Milko dabei – oft wegschickt, weil er Angst um den Rasen hat, kommen die Fussballverrückten immer wieder. Josip schaut seinen Brüdern viel ab und lernt schon früh, sich gegen ältere und grössere Buben zu behaupten. Dass Josip sehr talentiert ist, ist früh klar.
Ivan: «Seine Bewegungen, wie er mit dem Ball umging: Bei ihm hat das Gesamtpaket gestimmt.»Und die Drmics sind innovativ. Sie bauen im Sommer 2004 – Josip ist zwölfjährig – beim Kunstrasenplatz auf dem Chrummen eine Metallkonstruktion. Da befestigen die drei ein Gummiseil mit einem Ball. «Mit dem Pendelball übten wir stundenlang Kopfbälle und Direktabnahmen», sagt Ivan.
Karriereende drohte!
Gestern zeigt er BLICK Josips ersten Fussballplatz. «Das ist schon witzig: Unsere Konstruktion, die wir vor 14 Jahren montiert haben, hat überlebt», sagt Ivan und lacht. «Aber der Gitterzaun ist damals noch nicht da gewesen.»
Das Üben am Pendelball hat sich ausbezahlt. Erst der Kopfball an den Pfosten – dann die Direktabnahme zum 2:1 in die linke Torecke. Ivan, der heute noch Josip mit Rat und Tat zur Seite steht, zeigt, wie sein kleiner Bruder den Ball am Abend zuvor versenkt hat. «Sein Schuss war richtig hart und platziert.»Dass Josip überhaupt an der WM in Russland dabei sein kann, ist ein kleines Wunder. Viele Ärzte prognostizierten dem Stürmer nach dessen zweiter schwerwiegender Knieverletzung das frühe Karriereende.
Josip kämpft sich zurück und an die WM nach Russland. Jetzt ist er WM-Torschütze. Ivan: «Er wird immer Igors und mein kleiner Bruder bleiben, und wir sind wahnsinnig stolz auf ihn!»
Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.
- Alle Infos, Highlights und Hintergründe – kurz den WM-Ticker – finden Sie hier.
- Sämtliche Ergebnisse und die besten Torjäger gibts hier in der Übersicht.
- Die Spieler aller teilnehmenden Mannschaften im Porträt: Wer wie gut spielt, lesen Sie hier im interaktiven Special.
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