Die Kälte. Seit Tagen ist sie das grosse Thema bei Costa Rica. Das Überraschungsteam der WM 2014 testet am Freitagabend in Glasgow. Als die Mannschaft am Sonntag die Heimat verlässt, ist es dort 26 Grad. Im Schatten. In Schottland erwartet die Mittelamerikaner Nieselregen bei 5 Grad
Auch sonst sind die Bedingungen «nicht ideal», wie Co-Trainer Luis Marín zu BLICK sagt: «Der erste Trainingsplatz war sehr tief. Danach mussten wir auf Kunstrasen ausweichen. Sicher nicht das, was wir uns wünschen.»
Trainer Óscar Ramírez sagt, die Schotten pflegten einen ähnlichen Stil wie die Schweizer und die Serben, die neben Brasilien die Gruppengegner in Russland sind. Doch das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Der Coach hätte gerne gegen einen stärkeren Gegner gespielt. Aber für die grossen europäischen Nationen ist Costa Rica eine Nummer zu klein.
Auch wenn sie das in Mittelamerika natürlich anders sehen. Dort sind die Erwartungen nach der Viertelfinalqualifikation 2014 mit Siegen über Uruguay, Italien und Griechenland ins Unermessliche gestiegen. Auf die Frage, ob die Erwartungshaltung der Fans nicht zu gross sei, sagt Verteidiger Francisco Calvo zu BLICK: «Den Druck machen wir uns selber. Auch wir wollen mindestens so gut abschneiden wie in Brasilien. Wir können in Russland Grosses erreichen.»
Fabian Zumbado, Reporter beim TV-Sender Repretel macht sich keine grossen Hoffnungen: «Das Team ist schlechter als vor vier Jahren. In der Defensive, in der Offensive, im Aufbau. Wir haben Probleme.» Im letzten November verlor Costa Rica gegen Ungarn 0:1, dann setzte es gegen Spanien ein 0:5 ab.
Auch Trainer Ramírez wird kritisch beäugt. Eigentlich hätte Paulo Wanchope (Ex-ManCity, Westham, Málaga) die erfolgreiche Arbeit von WM-Held Jorge Luis Pinto weiterführen sollen.
Nachdem sich Wanchope im Sommer 2015 bei einem Spiel der U23 in Panama eine Schlägerei mit Sicherheitsleuten lieferte, musste er zurücktreten. Ramírez wurde vom Assistenten zum Chefcoach befördert.
Am Freitagabend zeigen die Mittelamerikaner eine ansprechende Leistung. Gegen bescheidene Schotten gehen sie in der 14. Minute durch Marco Ureña in Führung. Costa Rica führt die feinere Klinge und verteidigt den Vorsprung auch dank ihres Weltklasse-Goalies Keylor Navas. Die Kälte scheint den Mittelamerikanern nichts ausgemacht zu haben.