Experte hält Doppeladler-Jubel für unpolitisch
«Das eingeleitete Verfahren ist lächerlich»

Die Fifa ermittelt gegen unsere drei Doppeladler-Jubler. Auf welcher Grundlage, sagt sie nicht. Auch für die Schweizer Profispieler-Vereinigung ist das schräg.
Publiziert: 25.06.2018 um 11:44 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:07 Uhr
Xhaka feiert Nati-Ausgleich mit Doppel-Adler
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Alain Kunz

Klar, es gibt diesen Artikel 54 im Disziplinarreglement der Fifa. Darin heisst es: «Wer während einer Partie die Zuschauer provoziert, wird mit mindestens zwei Spielsperren und einer Geldstrafe von mindestens 5000 Franken belegt.»

Werden Xhaka, Shaqiri und Lichtsteiner wirklich beschuldigt, die Zuschauer provoziert zu haben? Die Fifa hüllt sich in Schweigen. Es wäre ohnehin eine juristische Hilfskonstruktion. Und die Sanktion im Lichte einer ganzen Meisterschaft zu sehen. Sprich: Ein gemäss Artikel 54 verurteilter Spieler wird mindestens für zwei von beispielweise 38 Spielen gesperrt. Dieselbe Sperre während eines viel kürzeren Turniers anzuwenden, wäre kompletter Verhältnisblödsinn.

Es gibt aber auch den Artikel 57, Ehrverletzung und Fairplay. Der zweite Teil könnte Anwendung finden, er ist eine Art Generalklausel in Bezug auf Fairplay: «...oder wer die Prinzipien des Fairplay oder der Sportlichkeit verletzt, kann mit Sanktionen gemäss Artikel 10 und folgende belegt werden.»

Die möglichen Sanktionen reichen da von einer Verwarnung bis hin zu einem Verbot jeglicher in Zusammenhang mit dem Fussball stehenden Tätigkeit.

So oder so: Die Fifa tut sich schwer. Warum, erläutert Lucien Valloni, Jurist und Präsident der Schweizer Profispieler-Vereineigung SAFP: «Wir erachten den Torjubel als absolut legitim. Das ist weder ein politisches Statement noch eine Respektlosigkeit gegenüber dem Gegner. Vielmehr stellt dies einzig und allein die Freude dar, auch Albaner zu sein und dies wird mit einer einfachen kreativen Geste respektvoll zur Schau getragen. Der Adler ist das albanische Wappentier und diese beiden Spieler sind nun mal auch Albaner. Hätte einer dieser Spieler mit den beiden Händen ein Schweizerkreuz zur Schau getragen, wäre die Jubelgeste nicht thematisiert worden. Das kann aber nicht sein. Eine Geste, welche eine Zugehörigkeit zu einem Land symbolisieren soll, kann nicht politisch motiviert sein und muss als absolut legitim gelten, sonst müssten die Nationalhymnen vor den Spielen und die Nationalfahnen auch verboten werden. Die beiden Spieler haben das Recht zur Meinungsäusserungsfreiheit. Dieses Recht wird durch die Europäische Menschenrechtskonvention, zu deren Einhaltung die FIFA verpflichtet ist und dies auch in Ihren Statuten so festhält, garantiert. Das beinhaltet auch die Art und Weise des Torjubels als Ausdruck der Freude und des Stolzes.»

Lucien Valloni ist Präsident der Schweizer Profispieler-Vereinigung.
Foto: zVg

Klare Worte. Vallonis Konklusion: «Das eingeleitete Verfahren ist lächerlich.»

PS. Die Position von Xhaka, Shaqiri und Lichtsteiner vertritt vor der Fifa der Delegierte der Nationalmannschaft, Claudio Sulser. Der Tessiner war selber von 2013 bis 2016 Vorsitzender der Fifa-Disziplinarkommission. Heute ist deren Boss der Ghanaer Anin Yeboah.

WM 2018 in Russland

Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.

  • Alle Infos, Highlights und Hintergründe – kurz den WM-Ticker – finden Sie hier.
     
  • Sämtliche Ergebnisse und die besten Torjäger gibts hier in der Übersicht.
     
  • Die Spieler aller teilnehmenden Mannschaften im Porträt: Wer wie gut spielt, lesen Sie hier im interaktiven Special.

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