Die Schweiz sieht gegen den fünffachen Weltmeister zuerst gut aus. Und auch akustisch sind die «Hopp-Schwiiz»-Rufe in der Rostow-Arena nicht zu überhören. Nach einer Vorlage von Shaqiri kommt Dzemaili im Strafraum gar zu einer ersten Chance. Der Ball ist schwierig anzunehmen, aus der Drehung schiesst der Bologna-Söldner drüber.
Behrami gibt Neymar erstmals den Tarif durch. Xhaka macht's gar mit der Textil-Bremse gegen den Brasil-Superstar. Glück für ihn, dass er nicht früh Gelb sieht.
Dann brennt's erstmals richtig. Schär schiesst sich im Fünfer ans eigene Bein. Paulinho zieht ab, Goalie Sommer ist noch dran. Zentimeter daneben. «Krieger» Behrami bearbeitet weiter Neymar, Ref Ramos pfeift. Den Freistoss schiesst der 222-Millionen-Euro-Mann in die Mauer.
Die Brasilianer haben zu dieser Zeit 64 Prozent Ballbesitz, und nach 20 Minuten auch die Führung. Sie entsteht, wen wundert's, über die linke Brasil-Seite. Neymar zu Captain Marcelo. Zuber wehrt mit dem Kopf ungenügend ab. Barças Philippe Coutinho zieht ab. Via Pfosten ist der Ball drin – Traumtor! Nichts zu halten für Sommer.
Die Schweiz kommt noch vor der Pause zu einem Konter. Dzemaili zieht los, doch vorne verstolpert Seferovic. Shaqiri wäre mitgelaufen. Schade, das muss man konsequenter durchziehen. Behrami gewinnt vor den Augen seiner Freundin Lara Gut nochmals einen Zweikampf gegen Neymar.
Xhaka, in der Vorbereitung mit Knochenprellung im Knie, hat mitunter einen Fehlpass im Repertoire. Ungewohnt.
Dann die 50. Minute. Shaq holt an der Eckfahne einen Corner raus. Tritt ihn gleich selbst. Zuber schubst Miranda ein wenig, steht deshalb völlig frei. Und nickt ein! Wahnsinn! 1:1 gegen Brasilien. Petkovic zum Schubser: «Das war ein normaler Zweikampf. Der Gegner ist eher schlecht gestanden anstatt wir ein Foul gemacht haben. Wir machten kein böses Foul, auch keine Schwalbe. Meine Mannschaft hat sehr diszipliniert gespielt.»
Und wenn mal Behrami nicht bei Neymar ist, zupft Schär an dessen Leibchen. Bis zum Geht-nicht-mehr. Oder bis zur Gelben. Philippe Coutinho bucht fast das 2:1 für die Südamerikaner. Behrami, der beste Schweizer, muss in der 70. Minute mit einer Verletzung vom Platz. Zakaria kommt.
Nati-Coach Petkovic: «Er hat Probleme mit den Adduktoren bekommen. Es begann zuzumachen. Es war der letzten Moment, um ihn rauszunehmen. Wir brauchen ihn auch für die nächsten Spiele.»
Eine heisse Szene kurz darauf: Akanji klammert Gabriel Jesus. Jesses, da könnte man gegen einen Elfer nichts einwenden.
Neymar, für einmal frei, schiesst. Sommer entschärft. Das war knapp. Nochmals Neymar mit dem Kopf. Was für eine Chance! Wo war Zakaria? Lichtsteiner-Ersatz Lang macht's besser. Neymar am Boden.
Neymar mal mit einem Freistoss. Joker Firmino köpft, aber Sommer glänzt wieder. 1:1 gegen Brasilien. Das ist fast so eine Überraschung wie 2010 das 1:0 gegen den späteren Weltmeister Spanien.
Petkovic: «Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Der Gegner war schon besser. Aber wir haben die ganzen 90 Minuten nie die Moral verloren. Wir haben zuletzt gezeigt, dass wir gegen Spanien und Brasilien einen Rückstand aufholen können.» Und weiter: «Ja, die Welt nimmt uns Ernst. Wir haben jetzt in 22 Spielen nur einmal verloren (gegen Europameister Portugal, die Red.) Diese Marke ist nicht so einfach zu erreichen.»