Ende März fliegen im albanischen Camp die Fetzen: Unmittelbar nach der 0:2-Niederlage gegen Italien reist Taulant Xhaka ab. Weil er nicht zum Einsatz kommt. Seinem Nationaltrainer Gianni De Biasi schreibt er lediglich eine SMS. In den darauffolgenden drei Länderspielen verzichtet der 61-Jährige auf die Dienste des Baslers Mittelfeldcracks. Für ihn stehe die Mannschaft im Vordergrund. Es gäbe bei ihm keine Maradonas und Pelés, sagt er damals zu BLICK.
Heute steht die albanische Nati ohne Trainer da. De Biasi, der fünfeinhalb Jahre die Doppeladler coachte, die albanische Nationalhymne immer mit voller Inbrunst mitgesungen hatte und sogar die albanische Staatsbürgerschaft erhielt, schmiss fast genau ein Jahr nach der historischen EM-Teilnahme Albaniens sein Handtuch. Wollte er zuerst noch die WM-Quali zu Ende spielen, entschied sich der Italiener nur einen Tag später zum sofortigen Rücktritt. In einem Interview mit dem albanischen Fernsehen «Digitalb» plaudert er Ende Juni aus dem Nähkästchen. Unter anderem verrät De Biasi, dass es zwischen ihm und Taulant Xhaka nicht schon seit dem Italien-Eklat am Brodeln war.
«Vor dem zweiten EM-Spiel gegen Frankreich kamen Xhaka und Shkelzen Gashi zu mir, als sie gesehen hatten, dass sie beide nicht in der Startformation stehen. Sie waren über meine Entscheidung nicht erfreut, drohten damit, das EM-Camp zu verlassen und nach Hause zu gehen. Ich antwortete, dass es nicht nötig sei, freiwillig zu gehen. Ich würde sie heimschicken. Nachdem ich noch ein paar Worte mit ihnen wechselte, entschieden sie sich, doch zu bleiben.»
Gegen Frankreich wurde Xhaka dann in der Tat noch kurz eingewechselt, im letzten Gruppenspiel gegen Rumänien kam er allerdings nicht mehr zum Einsatz. Gashi schmorte derweil gleich beide Spiele auf der Bank.
Auch nach der EM waren beide Spieler nicht immer gesetzt, was vor allem den albanischen Anhängern überhaupt nicht passte. Das dürfte sich nun mit dem Rücktritt von Gianni De Biasi geändert haben. Es scheint so, als hätte Taulant Xhaka den kleinen Machtkampf gewonnen – gegen den Trainer, der Albanien erstmals zu einem grossen Turnier geführt hatte.