Wenn man die Familie von Evander da Silva Ferreira (20) heute in Rio de Janeiro trifft, dann würde man nicht denken, dass es ihr vor zehn Jahren richtig schlecht ging.
Evander und seine Schwester Emanuelly mussten auf dem Boden schlafen. Vater Evandro, der früher selber Profi war, musste sich bei den Schwiegereltern Geld leihen, um die Familie über die Runden zu bringen. «Als durchschnittlicher Profi wurde man zu meiner Zeit nicht reich.» Heute wohnt die Familie in Barra da Tijuca, einer der nobelsten Gegenden im Westen Rios. Sie essen in den teuren Restaurants am Strand, tragen Markenkleider. «Wir sind privilegiert», sagt Sohn Evander, der nach dem Boxer Evander Holyfield benannt wurde.
Bis 14 ausschliesslich in der Halle
Im Alter von sechs Jahren brachte ihn der Papa in die Fussballschule. Wie Brasiliens Superstar Neymar spielte Evander, bis er 14 war, fast ausschliesslich Hallenfussball. «Dort habe ich mir die Technik angeeignet. Du hast wenig Platz, alles geht viel schneller.»
Rasch wurden die Scouts des Spitzenklubs Vasco da Gama auf ihn aufmerksam. Und von da an ging es schnell. In Brasiliens U17 erzielt Evander in den ersten drei Spielen vier Tore. Bei Vasco erhielt der Jungprofi die Nummer 10. «Ein Star ist geboren», schrieb die Zeitung «O Dia» und verglich ihn wegen seiner eleganten Art zu spielen, seiner Übersicht und seiner Schussstärke mit Rivaldo.
Evander selber findet das ein wenig übertrieben. «Ich versuche, meinen eigenen Stil zu spielen.»
Dass es der Familie heute so gut geht, liegt aber nicht am Sohn, sondern daran, dass Vater Evandro, kurz nachdem er ins Spielervermittler-Geschäft eingestiegen war, den Profi Vagner Love zuerst zu ZSKA Moskau, später nach China und dann in die Türkei verkaufen konnte.
Sein Vater spielte bei Winti
Eine ähnliche Karriere schwebt auch Evander vor. Doch der Papa, der selber früher kurz bei Winterthur gespielt hat, möchte seinen Sohn gerne in die Schweiz vermitteln. «Weil die Dinge dort gut organisiert sind, weil die Spieler taktisch geschult werden.»
Dass Evander tatsächlich in die Schweiz kommt, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Vasco hat die Ablöse für ihn auf 20 Mio. Franken festgeschrieben. Interessenten aus Spanien haben sich bereits gemeldet und wären bereit, die Summe zu bezahlen.
Vagner Love sagt grosse Zukunft voraus
Zuletzt ist Evanders Karriere allerdings ein wenig ins Stocken geraten. Unter dem inzwischen entlassenen Coach Zé Roberto gab es für Vasco eine Niederlagenserie in der Meisterschaft. Im Defensivsystem des Trainers war für ihn selten Platz.
Inzwischen steht Ex-Weltmeister Jorginho an der Linie und soll versuchen, zusammen mit Evander den Abstieg zu verhindern. Vagner Love sagt ihm auf jeden Fall eine grosse Zukunft voraus: «Evander kann viel erreichen, wenn er weiterhin hart arbeitet.»