Alberto Regazzoni wurde mit Sion Cupsieger, mit YB dreimal Vize-Meister, mit St. Gallen stieg er ab. Überall war er Publikumsliebling. Auf dem Platz war er ein Wirbelwind, dribbelstark, technisch versiert, heissblütig.
Mittlerweile ist Regazzoni 36, Fussball spielt er nicht mehr. Der ehemalige Nati-Spieler hat das Fussball-Leibchen gegen die Uniform des Schweizer Grenwachtkorps eingetauscht. Seit letztem Sommer arbeitet der vierfache Schweizer Natispieler im Tessin bei der Eidgenössischen Zollverwaltung. «Ich hatte eine tolle Fussball-Karierre, durfte auch für die Schweiz spielen. Doch irgendwann ist es mit Fussball mal vorbei. Nun habe ich eine neue Arbeit, die mir ebenfalls Spass macht und mich mit Stolz erfüllt.»
Noch ist Regazzoni in der Ausbildung. «Mir fehlen fünf Wochen. Eigentlich wäre ich jetzt in Liestal in der Schule, aber da diese wie alle Schulen zurzeit geschlossen ist, arbeite ich nun.»
Die fehlende Theorie wird später nachgeholt – jetzt zählt die Praxis. Regazzoni, der normalerweise am Grenzübergang in Chiasso arbeitet, fährt zurzeit täglich die grüne Grenze ab und kontrolliert diese systematisch.
Seit dem 13. März ist wegen der Corona-Pandemie die Einreise aus Italien nur noch für Schweizer und Personen, die aus beruflichen Gründen in die Schweiz reisen müssen, erlaubt. «Wir kontrollieren jedes einzelne Auto. Das ist unser Job», so Regazzoni. 16 kleinere Grenzübergänge vom Tessin nach Italien wurden geschlossen.
So gewissenhaft er und seine Kolleginnen und Kollegen die Grenze kontrollieren, so gewissenhaft halten sie sich an die Vorgaben des Bundesrats. «Wir waschen und desinfizieren uns regelmässig die Hände und versuchen Distanz zu wahren, auch wenn das an der Grenze nicht immer einfach ist.»
Die Situation im Tessin sei schon brenzlig, so Regazzoni, «hier sind schon über hundert Personen am Coronavirus gestorben. Klar mache ich mir Sorgen und habe auch ein bisschen Angst. Um meine Familie, um die älteren Leute.»
Seine Frau Maddalena und ihre beiden Kinder Alessio (7) und Melissa (4) verlassen ihr Grundstück nicht mehr. «Es ist ein Wahnsinn, wie schnell sich das Leben komplett verändern kann. Muss eingekauft werden, gehe ich. Je mehr Menschen nur zuhause bleiben, desto besser. Sonst kriegen wir dieses Scheiss-Virus nicht in den Griff», sagt der ehemalige Flügelflitzer.