Wil-Boss stellt seine Spieler an den Pranger
«Was Bigger macht, geht gar nicht!»

Roger Bigger nennt Spieler, die sich weigern, die Lohnreduktion zu akzeptieren, öffentlich beim Namen. Arbeitsrechtlich ein No-Go, sagt Gewerkschaftsboss Dr. Lucien Valloni.
Publiziert: 02.03.2017 um 23:38 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:41 Uhr
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Augen zu! Johan Vonlanthen bei der 0:3-Pleite in Schaffhausen. Vielleicht war es das letzte Spiel des FC Wil?
Foto: Steffen Schmidt/freshfocus
Stefan Kreis

Nach der 0:3-Pleite in Schaffhausen scheint Roger Bigger die Schuldigen für das Chaos beim Krisenklub ausgemacht zu haben. Im «St. Galler Tagblatt» sagt der Wil-Boss, dass man gesehen habe, wer die tieferen Verträge unterzeichnet habe und wer nicht. «Punkt!» Auf Nachfrage nennt Bigger die Spieler, die bislang nicht auf die vom Klub geforderte Lohnreduktion von rund 70 Prozent eingegangen sind: Es sind die derzeit ver­letzten Rémi Gomis, Nduka Ozokwo sowie die gegen Schaffhausen eingesetzten Mattia Bottani, Samir Fazli und Frano Mlinar.

Für den Präsidenten der Spielergewerkschaft, Dr. Lucien Valloni, ist Biggers Vorgehen ein No-Go: «Das geht gar nicht, dass man die Spieler öffentlich an den Pranger stellt! Das ist nicht akzeptabel und unprofessionell. Und es ist eine Verletzung der Fürsorgepflicht des ­Arbeitgebers dem Arbeitnehmer gegenüber.» Man wolle den Druck auf die Spieler mit unzulässigen Mitteln erhöhen, so der ­Jurist. «Das kann negative Auswirkungen auf die berufliche Zukunft der Spieler haben.»

Diese ist weiterhin ungewiss. Denn es ist fraglich, ob der FC Wil die Saison zu Ende spielt. Sollten die Januarlöhne Löhne nicht bis zum 6. März überwiesen sein, greift die Disziplinarkommission der Liga ein, die kann dem Klub erst Punkte ab- und dann die Lizenz entziehen. Die Spieler selbst drohen mit Streik, sollten die Gehälter nicht fliessen.

Stadt Wil hilft dem FC nicht!

«Nach dem 6. März werden die Spieler entscheiden, die Arbeit niederzulegen oder die Arbeitsverträge fristlos zu kündigen. Die Spieler wollen endlich Klarheit, wie es nun weitergehen soll. Das ist ihr gutes Recht», sagt Valloni. Das gilt auch für die Spieler, die keiner Reduk­tion des Salärs zugestimmt ­haben. «Sie können für den allfälligen Konkurs des Klubs nicht verantwortlich gemacht werden, einmal geschlossene Verträge sind einzuhalten.»

Am Montag bis 23.59 Uhr muss der FC Wil der Liga via Mail bestätigen, dass er die Löhne bezahlt hat. Ein paar Stunden vorher soll Wil gegen Aarau antreten. Bigger liess ­offen, ob das Spiel überhaupt stattfindet.

Es spricht auch einiges dafür, dass in Wil bald die Lichter ausgehen. Denn auch die Stadt Wil hat entschieden, den Klub nicht mit Geld zu unterstützen.

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