«Weiss nicht, was im März ist»
Löw lässt EM-Tür für Müller offen!

Jogi Löw (60) steht nicht erst nach dem 0:6-Debakel gegen Spanien im Kreuzfeuer der Kritik. Nun tritt er mit breiter Brust vor die Öffentlichkeit – und macht die EM-Türe für Thomas Müller und Co. einen Spalt weit auf.
Publiziert: 07.12.2020 um 17:41 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2020 um 17:42 Uhr
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Nicht erst nach dem 0:6-Debakel gegen Spanien in der Kritik: Jogi Löw.
Foto: TOTO MARTI
Stefan Kreis

Absolut! Kein anderes Wort fällt öfter an dieser Pressekonferenz mit Jogi Löw. Wann immer es der deutsche Bundestrainer benutzt, streicht er es lautstark heraus, als sei es in Grossbuchstaben geschrieben. Man sei ABSOLUT überzeugt vom «Umbruch», den man im Frühling vor einem Jahr eingeleitet habe. Statt auf die Weltmeister Thomas Müller (32), Jerome Boateng (32) und Mats Hummels (32) zu setzen, rasiert Löw das prominente Trio – und weicht seither nicht von dieser Linie ab.

Und das, obwohl vor allem Müller in der Form seines Lebens ist. In der letzten Saison knackte er den Assist-Rekord von Kevin de Bruyne, legte sagenhafte 21 Tore auf, holte die Champions League. Auch in dieser Saison spielt Müller gross auf, beim fulminanten 3:3 gegen Leipzig gelingt ihm ein Doppelpack. Und Löw? Der verzichtet auf einen Besuch im Stadion, was ihm die Kritiker nun um die Ohren hauen.

«Würde am liebsten zu Fuss ins Stadion»

Unverständlich seis, so der Bundestrainer. Schliesslich befinde man sich in einer Pandemie: «Wir würden am liebsten zu Fuss ins Stadion laufen, aber wir hatten die ganz klare Anweisung, nicht in die Stadien zu gehen. Wir leben während der Länderspiele in einer Blase, wollen niemanden gefährden.»

Auch den Vorwurf, er sei unsichtbar, lässt Löw nicht gelten. «Ich bin konstruktiver Kritik immer offen gegenüber und setze mich damit auseinander. Und ich stelle mich. Deswegen hat es mich gewundert, dass man liest, Löw ist abgetaucht.»

Nach dem 0:6-Debakel habe er sich der Öffentlichkeit gestellt, dass er enttäuscht und wütend über diese Niederlage sei verstehe sich von selbst, so Löw. «Manchmal läufts aus dem Ruder. Das passiert einer jungen Mannschaft. Wir sind nach dem 0:2 blind rausgestürzt», sagt Löw.

Entscheid erst im Frühling

Wichtig sei aber nicht der Formstand im Winter 2020 sondern der Formstand vor der EM im kommenden Sommer: «Im nächsten Jahr brauchen wir Spieler, die körperlich und mental und mit der nötigen Frische zum Turnier fahren.» Wer das sein wird und ob Müller, Boateng und Hummels dabei sein könnten, darauf will sich Löw nicht festlegen. «Ich habe keine Ahnung, wie die Situation im Frühling sein wird. Wer fit ist und wer nicht. Wenn ich sehe, wir brauchen dieses oder jenes noch, dann werde ich das tun. Da bin ich der Allererste. Am Ende entscheide ich unmittelbar vor der Nominierung, was bringt den grösstmöglichen Erfolg.»

Auch die Antwort auf die Frage, ob er nach der EM noch der richtige Mann für die deutsche Nationalmannschaft sei, sei ebenfalls noch zu weit weg. Auch intern gabs Stimmen, die Löw zum Rücktritt bewegen wollten. Löw zeigt sich «enttäuscht», dass interne Dinge an die Öffentlichkeit gelangt sind. DFB-Boss Keller fordert öffentlich ein «begeisterndes Turnier» und die Halbfinal-Qualifikation. «Es ist unser Anspruch, bestmöglich zu performen, soweit zu kommen wie möglich», sagt Löw zu diesem Thema.

Obs gelingt? Oder steuert Deutschland nach dem Gruppen-Aus an der WM 2018 ins nächste Debakel?

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