Temporeich und direkt – der Fussball-Talk für die Schweiz
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«Blick Kick»:Temporeich und direkt – der Fussball-Talk für die Schweiz

Weiler hat gern Klartext
«Lieber brutale Wahrheiten als tröstende Lügen»

Ob bei Nürnberg, Anderlecht oder Luzern: René Weiler (47) eckt an, weil er unbequem direkt ist. Warum er sich freut, in der Sendung «BLICK Kick» Klartext zu reden.
Publiziert: 23.01.2021 um 10:16 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2021 um 21:37 Uhr
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René Weiler tritt regelmässig als Gast von «BLICK Kick» auf BLICK TV auf.
Foto: TOTO MARTI
Andreas Böni

René, Sie haben in Ägypten aufgehört. Was machen Sie nach Ihrer Rückkehr?
René Weiler: Ich geniesse meine Familie zuhause in der Nähe von Zürich. Es war eine intensive Zeit.

Sie machten in Ägypten al Ahly zum Meister - und mussten am Ende fast aus dem Land fliehen. Warum das?
Wir waren sehr erfolgreich, aber mir machte die weltweite Corona-Krise und das Fehlen der Familie zu schaffen. Wir sahen uns monatelang nicht. Zum 1. Oktober letzten Jahres hatte ich eine Ausstiegsklausel, es hiess zu gehen oder ein weiteres Jahr zu bleiben. Wenn ich sehe, wie sich alles entwickelt hat, war mein vorzeitiger Abgang die richtige Entscheidung. Meine Familie fehlte mir.

Wie muss man sich den Fussball in Ägypten vorstellen?
Sehr emotional. Sehr athletisch. Es ist der Nationalsport Nummer 1 und vor der Corona-Pandemie und bevor es bei Ausschreitungen Tote gab, waren bei uns jedes Mal 80'000 im Stadion. Das wurde nachher auf maximal 40'000 begrenzt.

Konnten Sie sich als Al-Ahly-Trainer normal in Kairo bewegen?
Nein, das ging nicht. Unmöglich. Ich war abgeschottet und meistens im Hotel.

Auch Christian Gross trainierte in Ägypten. Hatten Sie Kontakt mit ihm?
Ja, wir hatten uns ausgetauscht. Er kannte Land und Liga und meinte, es sei spannend, enthusiastisch und auch professionell.

Rettet er nun Schalke?
Ich hoffe es. Ich glaube, es ist eine ideale Konstellation. Er hat vieles erlebt, ruht in sich. Es braucht Gelassenheit, um bei Kritik von links und rechts ruhig zu bleiben. Eigentlich war es ja unvorstellbar, dass Schalke dermassen abstürzt, das gleich sportlich und finanziell. Ich verstehe jedenfalls, dass er nach seinem Halb-Rücktritt es nochmals wissen will.

Nantes, ein französischer Erstligist, wollte Sie im Dezember verpflichten. Richtig?Unabhängig von Anfragen ist es einfach so, dass ich mich im Moment vor allem erholen will von aufwühlenden Zeiten

Sie waren 2018 bis 2019 beim FC Luzern. Warum passte es nicht?
So, wie der FC Luzern funktioniert und so wie ich ticke, ging das einfach nicht. Wir sind in Herangehensweise und Umsetzung zu unterschiedlich. Ich bin als Typ offensiv und wenig zurückhaltend. Und war vielleicht damit zu forsch und zu fordernd. Der FCL hätte aber das Potential, eines Tages um die Meisterschaft zu spielen.

Sind Sie privat gleich?
Ja, schon. Einer meiner lebenden Leitsätze ist, brutale Wahrheiten den tröstenden Lügen vorzuziehen. Ich mag es nicht, wenn Menschen nur noch das sagen, was das Gegenüber hören will.

Das verspricht Klartext von Ihnen.
Ja, so bin ich. Ich will auch in der Familie und bei Freunden so sein, authentisch. Tröstende Lügen sind im Moment gut, doch dann entlädt sich irgendwann alles. Bei teils unangenehmen Wahrheiten ist man im ersten Moment vielleicht sauer, aber über kurz oder lang ist man damit besser unterwegs.

Was macht eine gute Talk-Sendung aus?
Dass die Leute nicht glattgebügelt auftreten. Mir gefiel Thomas Müller, wie er nach dem Pokal-Aus in Kiel gegen die Reporterin giftete. Das war ehrlich und damit eckt er dann auch mal an. So bin ich auch.

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