Der Kinderfussball boomt. Das Problem: es fehlt an Trainern. Der Mangel an ausgewiesenen Fachkräften ist enorm. Juniorentrainer wie A.B.* (47) erscheint da wie ein Glücksfall.
Er wird beim Schweizerischen Fussballverband ausgebildet. Sieben Jahre lang arbeitet er in der hochgelobten Nachwuchsabteilung des FC Zürich. Bei den Letzikids. Als sich der Aargauer im Januar 2015 plötzlich beim FC Wohlen bewirbt, ist man sich sicher, den Sechser im Trainer-Lotto gezogen zu haben.
Obwohl die Aargauer beim Einholen von Referenzen erfahren, dass A.B. wegen «unüberbrückbaren Problemen mit Eltern» bei den Zürchern gehen musste, stellen sie ihn ein. Was genau hinter dieser Formulierung steckt, bringt man nicht in Erfahrung.
BLICK-Recherchen decken jetzt auf: A.B. wurde beim FCZ entlassen, weil er verbotenen Kontakt mit den Kindern hatte!
Bei den Zürchern herrschen klare Regeln zwischen Trainern und Junioren. Der private Kontakt via soziale Medien wie Facebook ist untersagt. A.B hält sich nicht daran.
Als Eltern sich darüber beim Klub beschweren, wird der Coach verwarnt. Trotzdem geht der private Kontakt weiter. Nach erneuten Verwarnungen wendet sich der FCZ an die Beratungsstelle für Prävention bei sexueller Gewalt in der Freizeit.
Der Entscheid ist nach dem mehrmaligen Regelmissbrauch klar: A.B. muss gehen.
Marco Bernet, der damals zuständige technische Direktor des FCZ, bestätigt: «Der FCZ hat klare Reglemente, die den privaten Kontakt zwischen Trainer und Junioren verbieten. Zum Schutz beider Seiten. Die Trennung erfolgte, weil er diese Regeln missachtet hat.»
Als BLICK den FC Wohlen damit konfrontiert, wird eine Sondersitzung einberufen, um den Prozess bei der Anstellung von A.B. zu rekapitulieren. Das Resultat: «Diese Information über die Trennungsgründe haben wir damals von Zürich nicht erhalten», sagt Präsident Lucien Tschachtli.
Allein mit dem Problem «unüberbrückbare Differenzen mit Eltern» sei man im Junioren-Spitzenfussball täglich konfrontiert. Deshalb hat man entschieden, A.B. unter Vertrag zu nehmen. «Da wir ihn seither in jeder Beziehung als loyalen, kompetenten und zuverlässigen Trainer kennen und schätzen gelernt haben, sehen wir keinerlei Veranlassung, an seiner Integrität zu zweifeln», sagt Tschachtli.
A.B. streitet gegenüber den Wohlen-Bossen auch ab, dass er in Zürich mehrmals verwarnt worden sei. Und beteuert, dass er den Kontakt zum Junior nach der ersten Abmahnung sofort abgebrochen habe. Mit einem ehemaligen FCZ-Junior ist er allerdings noch heute auf Facebook befreundet.
Und sein Verhaltensmuster ist auch in Wohlen gleich geblieben. Mindestens einem seiner Junioren folgt er intensiv auf Instagram. Kommentiert zum Beispiel ein Video mit Herzchen. Bisher ohne Konsequenzen. In Wohlen ist die private Kontaktaufnahme dieser Art nicht verboten.
Allerdings berief der Wohlen-Vorstand dazu am Dienstagabend erneut eine Sondersitzung ein.
*Name geändert
Mehr als 200'000 Kinder sind in der Schweiz in einem Fussballverein. Der SFV hat kürzlich sein Engagement im Bereich Jugendschutz im Fussball verstärkt und ging eine Zusammenarbeit mit Pro Juventute ein. Um sexuelle Übergriffe oder allein Verdachtsmomente zu verhindern, sollten Juniorentrainer diese Punkte einhalten. Die eindeutige, transparente Handlung und deren Begründung ist das Wichtigste.
- Wenn ein Trainer ein Kind anfassen muss, um etwas vorzuzeigen, sollte er im Voraus kommunizieren, was der Grund für den Körperkontakt ist. Dieser sollte nur geschehen, wenn er nicht allein mit dem Kind ist.
- Der Coach hat die Kabine nicht zu betreten, wenn die Junioren beim Umziehen oder Duschen sind.
- Schwärmt ein Mädchen für den Trainer, muss dieser die Rollenaufteilung sofort klarstellen und klar machen, dass dies nicht gehe.
- Der private Kontakt sollte unterlassen werden. Wenn er nötig ist, sollte der Coach zuvor einen weiteren Verantwortlichen informieren, dass er den Junior aus diesem spezifischen Grund privat kontaktieren müsse.
Mehr als 200'000 Kinder sind in der Schweiz in einem Fussballverein. Der SFV hat kürzlich sein Engagement im Bereich Jugendschutz im Fussball verstärkt und ging eine Zusammenarbeit mit Pro Juventute ein. Um sexuelle Übergriffe oder allein Verdachtsmomente zu verhindern, sollten Juniorentrainer diese Punkte einhalten. Die eindeutige, transparente Handlung und deren Begründung ist das Wichtigste.
- Wenn ein Trainer ein Kind anfassen muss, um etwas vorzuzeigen, sollte er im Voraus kommunizieren, was der Grund für den Körperkontakt ist. Dieser sollte nur geschehen, wenn er nicht allein mit dem Kind ist.
- Der Coach hat die Kabine nicht zu betreten, wenn die Junioren beim Umziehen oder Duschen sind.
- Schwärmt ein Mädchen für den Trainer, muss dieser die Rollenaufteilung sofort klarstellen und klar machen, dass dies nicht gehe.
- Der private Kontakt sollte unterlassen werden. Wenn er nötig ist, sollte der Coach zuvor einen weiteren Verantwortlichen informieren, dass er den Junior aus diesem spezifischen Grund privat kontaktieren müsse.