«Was Niersbach sagt, stimmt nicht»
War die WM 2006 gekauft, Herr Blatter?

Der Skandal um die mutmasslich gekaufte WM 2006. Jetzt spricht Ex-Fifa-Boss Sepp Blatter: «Die Deutschen sollen das unter sich regeln.»
Publiziert: 09.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:13 Uhr
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Kein Kuhhandel: Die WM 2006 sei nicht gekauft worden, sagt Sepp Blatter.
Foto: Valeriano Di Domenico
Andreas Böni

Es ist im Jahr 2012, als Sepp Blatter in Deutschland einen Sturm der Entrüstung auslöst. Im SonntagsBlick-Interview sagt er: «Gekaufte WM … Da erinnere ich mich an die WM-Vergabe für 2006, wo im letzten Moment jemand den Raum verliess. Und man so statt 12 zu 12 bei der Abstimmung ein 12 zu 11 für Deutschland hatte.»

War die WM 2006 gekauft? Die Kanzlei Freshfields untersuchte dies vier Monate lang, sichtete 128 000 elektronische Dokumente und 740 Akten­order. Am Freitag präsentierte sie ihre Erkenntnisse in einem 361 Seiten starken Bericht.

Das Ergebnis: Ein Stimmenkauf kann weder ausgeschlossen noch bewiesen werden. Rätselhaft bleibt vor allem ein verschleierter Geldfluss von 10 Millionen Franken, der beim lebenslang gesperrten Ex-Fifa-Funktionär Mohamed Bin Hammam landete. Wurden damit Stimmen gekauft?

BLICK traf gestern in Zürich den Ex-Fifa-Präsidenten. Sepp Blatter (wird morgen 80) glaubt nicht an eine gekaufte WM: «Eine Weltmeisterschaft wird nicht gekauft. Eine WM-Vergabe wird beeinflusst vom politischen Druck, der ausgeübt wird.»

Und überhaupt: Der Skandal um die WM 2006 sei ein «deutsch-deutsches Problem». Blatter: «Der Deutsche Fussball-Bund nennt sich den grössten Sportverband der Welt. Deshalb sollte er imstande sein, diese Probleme selber zu lösen. Die gescheiten Leute dazu hat er ja. Ich bin überzeugt: Passiert so etwas dem Schweize­rischen Fussball­verband, wäre das Problem schon längst gelöst.»

Wolfgang Niersbach hatte versucht, Blatter den Schwarzen Peter zuzuschieben. Dieser habe in einem Vier-Augen-­Gespräch mit Franz Beckenbauer im Jahr 2002 eine Zahlung von 10 Mil­lionen Franken verlangt, damit Deutschland die WM bekomme, behauptete Niersbach. Der 65-Jährige war Vize­präsident des WM-Organisationskomitees und bis zu seinem erzwungenen Rücktritt im November 2015 DFB-Präsident. Davor war der frühere Pressechef Generalsekretär.

Blatter: «Wir haben als Kinder immer ‹Schwarzer Peter› gespielt. Wahrscheinlich hat es Niersbach als Junge nicht beherrscht. Er kann ja sagen, was er will. Aber es stimmt nichts davon. Ich habe keinen Kuhhandel mit irgendjemandem gemacht. Ich kann mich auch nicht an ein entsprechendes Gespräch mit Beckenbauer erinnern. Der Vorwurf, man müsse der Fifa eine Vorzahlung machen, um eine WM zu bekommen, der ist abstrus. Und: Beckenbauer sagt ja sowieso, er weiss nicht mehr alles, was passiert ist ...»

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