Vom Fussballverband angezeigt und danach verurteilt
Fans zahlen Busse von Tiktoker für Nati-Beleidigungen

Mirco Casorelli hat auf Tiktok mit seinen Videos über die Schweizer Nationalmannschaft viele Menschen erreicht. Nun wurde er wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass schuldig gesprochen. Nach seiner Verurteilung erhält er unerwartete Unterstützung von seinen Fans.
Publiziert: 09.12.2024 um 19:31 Uhr
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Während die Nationalhymne lief, machte sich Tiktoker Mirco Casorelli über die Schweizer Nationalspieler lustig.
Foto: TOTO MARTI

Auf einen Blick

  • Tiktoker Mirco Casorelli wurde wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass schuldig gesprochen
  • Nach der Verurteilung startete er ein Crowdfunding
  • Nun überlegt er sich, den Fall weiterzuziehen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola AbtReporter Sport

Tiktoker Mirco Casorelli nervt sich über den Schweizerischen Fussballverband (SFV). Als ihn Blick am Telefon erreicht, poltert er: «Der Verband hätte sich mit meinen Inhalten beschäftigen müssen, dann hätten sie gemerkt, dass ich das nicht ernst meine. Ich spiele eine Kunstfigur.» Was ist passiert? 

Der SFV hat ihn Anfang Jahr wegen Verstosses gegen die Rassismus-Strafnorm angezeigt. Auslöser dafür war seine Videoreihe «Singkontrolle» auf Tiktok. Während der Nationalhymne beobachtet er die Nati-Stars und bezeichnet dabei Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka als «Schachtelgrinde», Murat Yakin als «Kebab-Verkäufer» oder den dunkelhäutige Jordan Lotomba nennt er eine «gefürchige Gestalt».

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen hat ihn wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass schuldig gesprochen. Der Tiktoker reagiert empört auf das Urteil. «Mein Vater ist Italiener, meine Frau und mein Kind sind dunkelhäutig, sie haben Rassismus erlebt. Ich bin der Letzte, der Rassismus fördern würde.» Das sieht die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) anders. Sie sagte Anfang Jahr: «Ja, die vom SFV angezeigten Äusserungen sind rassistisch und fremdenfeindlich.»

Zieht er das Urteil doch weiter?

Der Tiktoker wurde zu einer bedingten Geldstrafe von 60 Tagessätzen à 180 Franken (total 10'800 Franken) sowie einer Busse in der Höhe von 2700 Franken verurteilt. Zudem muss Casorelli die Verfahrenskosten von 400 Franken übernehmen. Seine Fans schickten ihm daraufhin unzählige Nachrichten. «Sie meinten, ich solle ein Crowdfunding starten.» Die Aktion läuft seit vier Tagen. Am Montagnachmittag hatte er bereits 2775 Franken der angestrebten 3100 Franken zusammen.

Ursprünglich wollte Casorelli das Urteil aus finanziellen Gründen nicht weiterziehen. Das hätte sich beinahe geändert. Die Free Speech Union Switzerland (FSUS) meldete sich beim Social-Media-Star. Die Organisation setzt sich für die Meinungsfreiheit ein und will ihm einen Anwalt zur Seite stellen. Casorelli lehnte das Angebot jedoch ab. 

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