Auf der Schützenwiese reservieren sie dem Schiedsrichter nach dem Spiel jeweils einen Tisch in der hintersten Ecke der Stadionbar. Umringt von Fans werden der Unparteiische und seine Assistenten bewirtschaftet. Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass die Schiris von den Anhängern in Ruhe gelassen werden müssen. Keine dummen Pöbeleien. Noch nicht mal angesprochen darf das Trio werden.
Zwar halten sich die Winti-Fans meistens an diese Regel, manchmal aber verzichten die Schiedsrichter trotzdem auf den Gang in die Stadionbar. Nach dem 1:3 im Cup-Halbfinal 2017 beispielsweise, als Schiedsrichter Sascha Amhof einen umstrittenen Penalty für Basel pfeift. Die Mehrheit der 9000 Zuschauer tobt, weil Winti-Captain Patrik Schuler zuvor klar den Ball gespielt hatte.
Der heutige Winti-Captain Davide Callà steht damals für den FC Basel auf dem Feld, für den 35-Jährigen ists «kein glasklarer Penalty» gewesen, aber auch «kein krasser Fehlentscheid». Weil Schuler zwar den Ball spielt, seinen Gegenspieler Marc Janko aber auch am Knie erwischt.
Ein Skandal hingegen ist der Cup-Halbfinal 2012. Wintis Kris Kuzmanovic läuft allein auf FCB-Goalie Yann Sommer zu. Der hält ihn mit beiden Armen fest, Kuzmanovic fällt. Alle im Stadion sind sich sicher: Rot für den FCB-Goalie und Penalty für Winti. Aber Schiri Bieri verweigert den Pfiff.
«Schiedsrichter sind auch nur Menschen», sagt Callà zu dieser Szene. Von einem FCB-Fluch will er trotz vier Niederlagen in vier Cupspielen aber nicht sprechen. «Winterthur ist immer als Challenge Ligist angetreten. Meistens gegen den amtierenden Schweizer Meister. Das ist ein Duell David gegen Goliath.»
Nur einmal aber, beim 4:0-Sieg der Basler 2014/15, wird der Favorit seiner Rolle vollumfänglich gerecht. Callà, der damals beim FCB in der Startelf steht, erinnert sich zurück. «Das war unter Coach Paulo Sousa. Eine klare Sache. Wir waren einfach die bessere Mannschaft und hatten mit Breel Embolo einen Top-Stürmer, der einen Hattrick erzielte.» Damals bei Winti in der Innenverteidigung: Nati-Star Manuel Akanji.
Zum bislang letzten Mal sind die beiden Klubs vor einem Jahr aufeinandergetroffen, Basel setzt sich im Achtelfinal glanzlos mit 1:0 durch. Callà, der zum ersten Mal für statt gegen Winterthur spielt, spricht von einer «bitteren Niederlage». Weil man hinten fast nichts zugelassen habe und dann trotzdem noch einen Treffer kassiert hat. Silvan Widmer trifft nach einer Standardsituation. Und weil Winterthur offensiv nicht viel zustande bringt, reicht dieses eine Tor zum Weiterkommen.
Und am Dienstag? «Werden wir versuchen, endlich zu gewinnen», sagt Callà. Dass es wieder zu Diskussionen kommt, glaubt der Winti-Captain aber nicht. «Weil wir auswärts in Basel spielen, kommt der VAR zum Einsatz.» Es bestehe also Hoffnung, sagt Callà mit einem Schmunzeln.