Am Samstag ist der Tag der Wahrheit: Die 101 Delegierten wählen den neuen SFV-Präsidenten. Dominique Blanc (69, Kandidat der Amateur-Liga), Kurt Zuppinger (56, Kandidat der 1. Liga) und Jeff Collet (51, Kandidat der Profis) treten zur Kampf-Wahl an.
Doch schon vorher knallts. Der Grund: Die Profis der Swiss Football League werfen der 1. Liga unfaires Verhalten vor.
Konkret geht es darum: Die Parteien verabredeten untereinander, sich gegenseitig die Namen der Delegierten bekannt zu geben – damit sich die Kandidaten bei allen Stimmberechtigten vorstellen können. Offenbar überzeugte Jeff Collet von den Profis den einen oder anderen Kandidaten der 1. Liga, was dieser Kammer sauer aufstiess. Woraufhin jene Abteilung ihre abtrünnigen Stimmberechtigten kurzerhand auswechselte!
So erzählt es Roger Leutwyler vom FC Thalwil. Er sagt zu BLICK: «Ja, ich wollte nicht für unseren Kandidaten Zuppinger, sondern für Collet stimmen, weil er mich mit seinem Konzept und Mut zur Veränderung überzeugte. Das sagte ich auch offen - da zog man mich ab. Auf der Liste am 16. Februar figurierte ich – doch dann hörte ich plötzlich nichts mehr.»
Leutwyler muss aber planen, weil am Wahltag seine Mutter ihren 70. Geburtstag feiert und er sie für die Wahlen versetzen will. Am 9. Mai fragt er bei der 1. Liga nach, wann er denn zur Delegiertenversammlung antreten müsse. «Eine Woche lang wurden meine Anrufe ignoriert.» Dann die Antwort, dass man ihn bei den Delegierten ausgetauscht habe.
Auch weitere Delegierte ausgetauscht
Dasselbe Los teilt Michael Palma, Präsident von Etoile Carouge. Er sagt zu BLICK: «Wir haben in der Vorausscheidung der 1. Liga für Philippe Hertig als Präsidentschaftskandidat gestimmt, aber er wurde nicht gewählt. Also bat mich Jeff Collet, ein Freund eines Unternehmers, mit dem ich zusammengearbeitet hatte, seinem Unterstützungskomitee beizutreten. Ich habe zugesagt, weil ich seine Dynamik und seinen Unternehmergeist schätze. Gerüchten zufolge wird Etoile Carouge nun von der 1. Liga nicht mehr zur Teilnahme an der Abstimmung aufgeboten, aber ich habe diese Informationen bisher nicht bestätigt.»
BLICK fragt bei der 1. Liga nach. Präsident Romano Clavadetscher sagt: «Die Erste Liga hat 48 Vereine und 26 Delegierte. Kein Verein und keine Einzelperson kann einen fixen Anspruch auf eine Delegiertenstimme geltend machen. Gemäss unseren Statuten müssen wir deshalb jeweils eine Auswahl treffen. Das Komitee der Ersten Liga hat an seiner Sitzung vom 26. April einstimmig entschieden, welche 26 Delegierte eingeladen werden. Die Einladung wurde am 1. Mai per E-Mail verschickt. Von diesen 26 Delegierten wurde keiner ausgetauscht.»
«Schwierig, einander zu vertrauen»
Rein statuarisch ist alles in Ordnung: Die Kammern können noch bis zur Wahl am Samstag Delegierte austauschen und ersetzen. Aber im gegenseitigen Vertrauensverhältnis sind Risse entstanden.
Liga-Präsident Heinrich Schifferle zum Beispiel ist nun enttäuscht von der 1. Liga. «Das ist einfach unfair und unsportlich. Das macht man nicht, das hat einen schalen Beigeschmack. Und nach diesem Vorgang ist es schwierig, einander zu vertrauen.»
Besonders heikel daran: Die 1. Liga und die Swiss Football League brauchen einander höchstwahrscheinlich, wollen sie Dominique Blanc als Präsidenten verhindern. Der Lausanner hat mit 47 Stimmen der Amateure auf dem Papier die stärkste Lobby bei den Wahlen. Die Zweifel wegen seines Alters (er wird bald 70) sind allerdings weitverbreitet.