Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Was Bodö Glimts Mega-Erfolg mit der Schweiz zu tun hat

Die Familie Berg aus Norden Norwegens gehört zu den grössten Dynastien des Weltfussballs. Mittendrin ist Örjan Berg, der einstige Liebling der FCB-Fans. Die Kolumne von Felix Bingesser.
Publiziert: 27.04.2025 um 17:33 Uhr
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Örjan Berg machte eine grosse Karriere, die ihn auch in die Schweiz führte. Jetzt ist er Sportdirektor bei Bodö Glimt – und feiert weiter Erfolge.
Foto: AP

Das schwache Abschneiden der Schweizer Klubs im diesjährigen Europacup ist, selbst mit einer gewissen Diplomatie formuliert, am Ende nur eines: beschämend. Ein Spiegelbild des hiesigen Klubfussballs, der international immer mehr in der Bedeutungslosigkeit versinkt. 

Für märchenhafte Geschichten sorgen andere. Beispielsweise Bodö Glimt. Dieser Klub aus dem norwegischen Städtchen mit 40'000 Einwohnern und einem Kleinstadion, das 8000 Zuschauer fasst.

Bodö Glimt? Bodö brennt! Der Klub hat nach dem Erfolg in den Viertelfinals der Europa League gegen Lazio Rom als erster norwegischer Verein die Halbfinals im Europacup erreicht. 

Bis 1972 dürfen die Nordnorweger, als Landeier und Bauern verspottet, gar nicht an der norwegischen Meisterschaft teilnehmen. Der norwegische Verband hat das Gefühl, das fussballerische Niveau im Norden sei zu schwach.

Auch die Schweiz hat ihren Anteil

Aber vor einigen Jahren beginnt der Aufstieg des Vereins, den der «Spiegel» als neuen «Hipster-Klub des Weltfussballs» bezeichnet. 2020, 2021, 2023 und 2024 holt Bodö Glimt die ersten vier Meistertitel der Vereinsgeschichte und löst Rosenborg Trondheim als norwegischen Klassenprimus ab. Und jetzt fordert das Team die Tottenham Hotspurs in den Halbfinals der Europa League. 

Der Erfolg hat auch einen grossen Schweizer Bezug. Denn aus Bodö stammt die Familie Berg, eine Fussballdynastie sondergleichen. Der mittlerweile 83-jährige Harald «Dutte» Berg ist einst einer der ersten norwegischen Legionäre und spielt viele Jahre in Holland. Auch sein Bruder Knut ist Fussballprofi. Örjan, Rune und Arild, den Söhnen von Harald Berg, wird das Talent in die Wiege gelegt.

Örjan Berg geht von Bodö mit 20 Jahren zusammen mit dem ehemaligen YB-Spieler Mini Jakobsen zu Rosenborg Trondheim und gewinnt das Double. Dann klopft der FC Wettingen mit dem damaligen Patron Hubert Stöckli an. Berg kommt in den Aargau, spielt eine tolle Saison und zieht weiter zu 1860 München. Und dann geht es zum FC Basel.

Als Stammspieler und Publikumsliebling wird der emsige, faire und mannschaftsdienliche Wikinger mit den wehenden blonden Haaren eine tragende Säule und schafft mit dem FCB den Aufstieg in die Super League. Nach zwei Jahren wird er von Trainer Didi Andrey allerdings aussortiert, was die FCB-Fans mit einer Protestaktion quittierten. «Es waren wunderbare Jahre in Basel», sagt Örjan Berg rückblickend.

Örjan geht damals zurück zu Bodö. Um einige Jahre später nochmals nach Trondheim zu wechseln. Dies, weil sein jüngerer Bruder Rune ein Angebot aus Italien hat. Aber Trondheim ihn nur freigibt, wenn Realersatz kommt. Örjan springt ein, feiert nochmals grosse Erfolge und wird norwegischer Fussballer des Jahres. 

Nun ist Örjans Sohn am Drücker

Heute ist Örjan Berg Sportdirektor bei seinem Heimatverein Bodö Glimt. Und die Berg-Saga geht weiter. Denn Örjans Sohn Patrick Berg ist der Captain des Teams. Und wie einst sein Grossvater und sein Vater der Mittelfeldmotor dieser Sensationsmannschaft.

«Ich hoffe, wir sind ein Beispiel für alle. Wenn wir es können, können es andere auch. Es ist für alle möglich», sagt Trainer Kjetil Knutsen nach dem Husarenstück gegen Lazio Rom.

Oder: Man kann jeden Berg erklimmen. Wenn man genug Berge hat.

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