Sport und Politik, das ist ein heikles und vielschichtiges Thema. Eigentlich, so die hehre, aber auch naive Wunschvorstellung, soll der Sport unpolitisch sein. Aber nicht erst seit den Nazispielen 1936 in Berlin weiss man, dass der Sport permanent politisch instrumentalisiert und missbraucht wird.
Gänzlich unbedenklich ist es, wenn eine Sportkarriere als Sprungbrett und Katalysator für eine politische Karriere genutzt wird. Der ehemalige US-Präsident Gerald Ford war ein herausragender Footballer und hat mit der Universität Michigan nationale Titel gewonnen. George Bush war als Baseballer im Team der Uni Yale, und Ronald Reagan hat immer geprahlt, als Rettungsschwimmer 77 Menschenleben gerettet zu haben.
Auch Donald Trump spuckt grosse Töne, wenn es um seine Qualitäten als Golfer geht. Mitspieler berichten aber davon, dass er es beim Zählen der Schläge nicht immer so genau nimmt.
Unvergessen ist auch die märchenhafte Karriere des steirischen Bodybuilders Arnold Schwarzenegger, der es bis zum Gouverneur von Kalifornien gebracht hat.
Trump wird bald vereidigt. Dieses Prozedere hat Michail Kawelaschwili schon hinter sich. Als rechtspopulistischer Kandidat der Partei «Georgischer Traum» ist er der neue Präsident der ehemaligen Sowjetrepublik im Kaukasus. Seine Nähe zu Wladimir Putin und seine politische Gesinnung erlauben den Schluss: Der einstige Star auf Schweizer Fussballplätzen ist der Donald Trump von Georgien.
Zehn Jahre lang war Kawelaschwili eine prägende Figur in der Super League, die damals noch Nationalliga A hiess. Er kam von Manchester City zu GC. Und hat sich dort etabliert. Als mit Rainer E. Gut und Fritz Gerber zwei potente Wirtschaftsgrössen den Klub übernehmen, setzt Startrainer Roy Hodgson nicht mehr auf den Georgier. Kawelaschwili wechselt über die Geleise zum FCZ und spielte später auch für Luzern, Sion, Aarau und den FC Basel. Mit 40 Jahren holt er sich noch beim Zürich United sein Gnadenbrot und ist Teil einer kuriosen Episode des Schweizer Fussballs.
Zürich United strebt damals den Aufstieg in die Super League an. Die Verantwortlichen fabulierten von Transfers der Brasilianer Ronaldo und Rivaldo, und die Geldgeber versprechen den Titelgewinn spätestens im Jahr 2018. Mit Trainer Ryszard Komornicki gelingt zumindest der Aufstieg bis in die 1. Liga. Heute ist Zürich United weit von einem Titelgewinn entfernt. Das Team spielt in der 4. Liga.
Ein ehemaliger Fussballprofi als Präsident eines Landes ist kein Novum. Das prominenteste Beispiel für eine grosse Politkarriere nach einer grossen Fussballerkarriere ist George Weah. Weah wird 1995 Weltfussballer des Jahres, stürmt für Monaco, Paris St-Germain, die AC Milan, Chelsea und Manchester City. Und wird im Jahr 2018 in seiner afrikanischen Heimat zum Präsidenten von Liberia gewählt. Ein Amt, das er bis im Januar 2024 ausübt.
Auch George Weah hat, wie Kawelaschwili, eine Beziehung zur Schweiz. Sein Sohn George Weah Junior spielte einst im Aargau für den FC Wohlen. Und danach sogar für den FC Meisterschwanden, den kleinen Provinzklub vom Hallwilersee.