Übrigens – die Blick-Kolumne
Osterhase Nagelsmann macht Deutschland Mut

Der deutsche Fussball feiert schon vor Ostern Auferstehung. Die Kolumne von Felix Bingesser.
Publiziert: 31.03.2024 um 19:40 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2024 um 23:36 Uhr
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Julian Nagelsmann gibt den Osterhasen.
Foto: Getty Images

Ostern. Das Fest der Auferstehung. Und präzise in der Osterwoche ist auch der deutsche Fussball wiederauferstanden.

Der Osterhase heisst Julian Nagelsmann. Mit den Siegen gegen Frankreich und Holland hat er für ein kollektives Aufatmen gesorgt. Nagelsmann, das einstige Trainerwunderkind, ist das glückliche Huhn, das dem Land nach einigen Jahren in der fussballerischen Dunkelheit zwei bunte Ostereier in den Schrebergarten gelegt hat.

Mit der Schlagzeile «Wir können es doch noch!» hat die «Bild»-Zeitung das kollektive Aufatmen der Nation auf den Punkt gebracht.

Frostiges Klima im Land

Das ist gerade in diesen Zeiten ein kleines Wetterleuchten. Denn Anlass zur Freude gibt es derzeit beim grossen Nachbarn wenig. Die wirtschaftliche Lokomotive Europas stottert bedenklich und bleibt bei der Ampel regelmässig stehen. Rot, Grün und Gelb hüpfen wild durcheinander, an ein entschlossenes Losfahren ist nicht zu denken.

Und weil sich der sozialdemokratische Zauderkanzler nicht entscheiden kann, bleibt das Land mit der Ampelregierung regelmässig bei Rot stehen. Mehr als 14 Millionen Menschen sind mittlerweile von Armut betroffen.

Dazu der Krieg vor der Haustüre in der Ukraine und die Angst vor einer weiteren Eskalation. Statt in die soziale Wohlfahrt und in einen wirtschaftlichen Aufschwung muss in die militärische Aufrüstung investiert werden. Es gibt weitere Baustellen. Der neu entflammte Antisemitismus, die Migration und deren Folgen. Und der Höhenflug der rechtsextremen AfD. Probleme so weit das Auge reicht und die Angst davor, von der Vergangenheit eingeholt zu werden.

Das politische Klima ist bei all diesen Zerreissproben so frostig geworden wie in den letzten Jahrzehnten nie. Deutschland befindet sich in einer der schwierigsten Phasen der Nachkriegszeit.

Eine neues Sommermärchen könnte helfen

Da kann der Fussball für eine Verschnaufpause und ein wenig Entspannung sorgen. Vielleicht wird die EM-Endrunde für das Land erneut zu einem zumindest emotionalen kleinen Befreiungsschlag, vielleicht kommt es erneut zu einem fussballerischen Sommermärchen. Wie damals, 2006, bei dieser wunderbaren WM, bei der das Land so unbelastet gefeiert und als herausragender Gastgeber Sympathien in der ganzen Welt erfahren hat.

Jedenfalls hat der an der Seitenlinie hüpfende Osterhase Nagelsmann die Voraussetzungen für einen Aufschwung geschaffen. Die Rückkehr von Altmeister Toni Kroos hat das Team blitzartig stabilisiert, mit Florian Wirtz und Jamal Musiala weiss Nagelsmann auch zwei der weltweit grössten Offensivtalente in seinen Reihen.

Alle Probleme wären auch mit einem neuen Sommermärchen nicht vom Tisch. Aber die Sehnsucht danach ist mit den Händen zu greifen. Der Sport könnte einige unbeschwerte Stunden bescheren und ein wenig Licht ins Dunkel bringen. «Lass keine Krise ungenutzt», hat Winston Churchill einst gesagt.

Und die Schweiz könnte in dieser hochbrisanten Ausgangslage das Zünglein an der Waage spielen. Als Aufbauhelfer für den gebeutelten grossen Nachbarn.

Oder als grosser Spielverderber.

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