Zum Glück hat sich Renato Steffen gestern nicht rasiert. Bei seinem Debüt im Joggeli braucht der 1.70 Meter grosse Neuzugang nämlich ein ganz dickes Fell!
«Wie schlimm wird es für Steffen?» hatte SonntagsBlick im Vorfeld gefragt. Es wurde heftig. Sehr heftig sogar.
Während die Muttenzerkurve den Neuzugang bei seiner Einwechslung in der 75. Minute auspfeift, jubelt ihm der Rest des Stadions zu.
Steffen spaltet die Fans! Wobei zu sagen ist, dass der harte Kern der Muttenzerkurve zurzeit sowieso sauer auf die FCB-Bosse ist. Und das trotz neu 12 Punkten Vorsprung auf GC.
Sie nerven sich über Transfers wie Steffen. Über zu viel Marketing. Sogar über die eingeführten Mehrwegbecher. Zu viel Grossklub. Zu wenig Identifikation. Auf vier Transparenten protestieren sie: «Ob Transferpolitik. Marketing oder Zuekunftsvision. D Meinige sind verschiede. Hüt sprängts dr Rahme. Doch stellt sich d Frog: Wo wänn mir ane?»
Wohin die FCB-Profis wollen, machen sie jedenfalls gegen Luzern gleich wieder klar: Zum siebten Mal in Serie auf den Thron. Und das mit Steffen! Der Aargauer stopft den Kritikern in der Kurve gleich das Maul. Sofort sorgt er für Wirbel auf dem Flügel. Und trifft nach nur 10 Minuten herrlich mit dem Aussenrist zum 3:0. Zum Schlussresultat, welches Matias Delgado mit seinem Traum-Assist auf Bjarnason und einem geschenkten Penalty aufgegleist hatte. Der emotionale Höhepunkt gehört Steffen. Und der bleibt trotz Vollbart doch nicht ganz so cool. Mit der Hand am Ohr sprintet er beim Jubeln vor der totenstillen Muttenzerkurve durch.
Fischer: «Renato muss sich den Respekt erarbeiten»
Sein Teamkollege Behrang Safari: «Das war kein optimales Timing dafür, das habe ich ihm auch gesagt.» Ist so. Ist aber auch typisch Steffen. Solche Typen braucht die Liga. Solche Emotionen wollen die FCB-Fans doch! Steffen über seinen Jubel: «Ich wollte niemanden provozieren. Es ist aus der Emotion heraus passiert. Ich hatte die Pfiffe natürlich wahrgenommen. Jetzt liegt es an mir, die Fans mit guten Leistungen zu überzeugen.» Weiss auch Coach Urs Fischer: «Er muss sich den Respekt der Fans erarbeiten.» Solange braucht Steffen das dicke Fell und Auftritte wie bei seinem Traum-Debüt.