Trainer-Legende Rolf Fringer wird heute 60
Titel, Tränen und Tiefschläge

Rolf Fringer über Schicksalsschläge, Fussballverrückte und einen griechischen Pfarrer
Publiziert: 26.01.2017 um 18:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 05:40 Uhr
Michel Wettstein

Meine Erfolge
Ich war ein junger Trainer, der die Welt erobern wollte. Ich sagte immer: «Wer ist Barcelona? Jetzt kommen wir!» Ich war frech und voller Überzeugung. Wenn man dies als Trainer nicht in sich hat, kann man die anderen auch nicht damit anstecken. Als wir 1993 mit Aarau Meister wurden, hatten wir eine gute Mannschaft, ohne dass man es zuvor gewusst hatte. Dazu hatten wir wichtige Spieler geholt, wie einen Roberto Di Matteo aus Schaffhausen, der danach eine Riesen-Karriere hinlegte.

Bei GC wurde ich 1998 erneut Meister. Und das mit 16 Punkten Vorsprung. Im zweiten Jahr lief es dann unglücklich, als ich als Zweitplatzierter entlassen wurde. Natürlich hatte meine private schwierige Situation in meiner Ehe damals einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung meiner Trainerkarriere.

Emotional gleich viel wert wie ein Titelgewinn war die Rettung des FCL in der Barrage 2009. Es war das letzte Spiel in der Allmend. Wir waren praktisch schon abgestiegen, hatten das Hinspiel 0:1 verloren. Und dann gewannen wir 5:0 gegen Lugano. Einen Klub, eine fussballverrückte Region im letzten Spiel in diesem Stadion, zu retten, ist unvergesslich. Mehr feiern als wir damals geht nicht.

Mein Misserfolg
Natürlich kommt jedem sofort die Niederlage gegen Aserbaidschan in den Sinn. Mein erstes Spiel als Nati-Coach, nachdem ich zuvor beim VfB Stuttgart war. Auf diese 0:1-Niederlage im Auftakt-Quali-Spiel für die WM 1998 wurde ich bestimmt schon 1000 Mal angesprochen. Diese Pleite war wirklich bitter, gleichzeitig hat sie mich auch berühmt gemacht. Heute kann ich sagen, dass diese Episode zu meinem Leben gehört, und ich würde sie auch nicht missen wollen. So was macht dich stärker, wenn du vor eine Nation stehen musst, während alle das Gefühl haben, dass du ein Löli bist, weil du gegen Aserbaidschan verloren hast.

Was ich damals falsch gemacht habe? Ich hatte vor dem Auftaktspiel ein paar wenige Trainings mit dem Team, kein Testspiel und so eigentlich gar keine Zeit, um etwas falsch zu machen. Nach diesem Spiel wusste ich aber auch, dass in diesem Team der Wurm drin ist. Aber die Niederlage war da schon Tatsache und als Trainer war ich dafür verantwortlich.

Meine Trauer
Es war im März 2011, als die Tochter meiner Partnerin Sabina tödlich verunglückte. Kurz darauf wurde ich bei Luzern und später dann auch beim FCZ entlassen, dafür hatte ich in dieser Phase aber viel Zeit, um mich um meine Partnerin zu kümmern und ihr beizustehen. Ich spürte, dass es Momente im Leben gibt, in denen das Schicksal einen abkommandiert, damit man sich um wichtigere Dinge kümmern kann.

In meiner Karriere ist einiges unglücklich mir gegenüber gelaufen, aber ich habe immer weitergekämpft, und dafür ging auch immer wieder eine Türe auf. Und ich wäre nicht überrascht, wenn auch jetzt wieder eine Türe für mich aufgehen würde. Ich wäre bereit, und ich freue mich sehr darauf, nochmals eine Aufgabe zu übernehmen, in der ich meine Erfahrung einbringen könnte. So unschön und unfair wie mit meinem Abgang als Sportchef des FC Luzern wird und kann meine Karriere nicht enden.

Meine Schocker
In Saloniki (Griechenland) wollte der Präsi einmal, dass vor dem Spiel ein Pfarrer in die Kabine kam, um die Spieler zu segnen. Das Irre daran war, dass die Löhne nicht gezahlt, geschummelt und beschissen wurde, aber der Pfarrer sollte dann dafür sorgen, dass die Spieler erfolgreich sind.

Oder in Limassol (Zypern) kam der Teammanager in der Pause zu mir und sagte, dass er wisse, dass zwei Spieler unseres Teams vom Gegner gekauft wurden. Und als wir kurz vor Schluss in Rückstand lagen, rannte bei einem Freistoss mein Innenverteidiger (einer der Verdächtigen) nach vorne, schubste alle weg und donnerte den Ball 10 Meter neben das Tor, damit wir ja verlieren. Da habe ich sofort gewusst, dass mein Teammanager recht hatte.

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