River-Plate-Fans greifen Teambus der Boca Juniors an
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Chaos vor Final-Rückspiel:River-Plate-Fans greifen Teambus der Boca Juniors an

Teambus-Attacke, Tränengas und Glassplitter
Südamerikas Jahrhundert-Spiel wieder verschoben!

Der Wahnsinn im argentinischen Fussball hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Nach schweren Angriffen gegen die Spieler von Boca wird das Rückspiel der südamerikanischen Champions League auf unbestimmte Zeit verschoben.
Publiziert: 24.11.2018 um 22:13 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2018 um 17:47 Uhr
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Verletzte Fans und Spieler werden nach den Ausschreitungen in Buenos Aires ärztlich versorgt.
Foto: Twitter
Martin Arn

Im Stadion warten 60'000 Zuschauer auf das grösste Spiel der argentinischen Fussballgeschichte. Draussen, auf der Avenida Figueroa Alcorta, marschiert eine Hundertschaft Polizisten mit Schutzschildern, Gummigeschossen und Tränengas. Ihnen gegenüber: Wildgewordene Fans. Steine fliegen. Die Beamten prügeln wahllos auf alles ein, was sich bewegt. Blutüberströmte Menschen. Bilder wie in einem Bürgerkrieg.

Dabei geht es um Fussball. Um das grösste Spiel, das es in Südamerika gibt: Boca gegen River, die zwei argentinischen Schwergewichte stehen sich im Rückspiel des südamerikanischen Champions-League-Finals gegenüber (Hinspiel: 2:2).

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Auch Superstar Tevez betroffen

Stunden vor dem Spiel kommt es zu schweren Ausschreitungen. Der Bus der Boca Juniors wird auf dem Weg zum River-Stadion mit Steinen beworfen. Scheiben gehen in Brüche. Die überforderten Polizisten setzen Tränengas und Pfefferspray ein. Mehrere Boca-Spieler, darunter Captain Pablo Pérez und Superstar Carlos Tévez, werden verletzt. Tevez muss sich laut Medienberichten gar übergeben. Andere Spieler haben Schnitte und sogar Glassplitter im Auge.

Carlos Tevez (Kreis) leidet unter dem Tränengas-Einsatz.
Foto: Screenshot Twitter

Zunächst hatten sowohl der südamerikanische Verband wie auch die Fifa die beiden Klubs aufgefordert, trotz der Ausschreitungen und trotz der verletzten Boca-Spieler, mit zweistündiger Verspätung anzutreten.

Dass unter diesen Umständen kein Fussballspiel stattfinden kann, merken schliesslich sogar die Funktionäre. Spätestens dann, als sich River-Präsident Rodolfo D'Onofrio vor den eigenen Fans in Sicherheit bringen muss, weil diese das Stadion stürmen. Draussen schlagen Hooligans die Scheiben der parkierten Autos ein und rauben sie aus.

Schon 328 Fussball-Tote

Es ist ein neuer Tiefpunkt in einem Land, in dem auch der Fussball am Abgrund steht. Seit 1922 hat es in und um argentinische Stadien 328 Tote gegeben. Allein im letzten Monat starben vier Fans.

Die argentinischen Hooligans, die sogenannten Barras Bravas (Wilde Banden) gelten als die gewalttätigsten weltweit. Die mafiaähnlichen Banden organisieren den Ticket- und Drogenverkauf, erpressen Schutzgelder von den Verpflegungsständen, von Spielern und Funktionären. Und wenn sie grad nicht im Stadion sind, dann trommeln sie auf Wahlveranstaltungen für Politiker und Gewerkschafter. Nicht selten machen die Capos mit korrupten Polizeikommandanten und Klubfunktionären gemeinsame Sache.

Dass die beiden Finalspiele in Buenos Aires ohne Gästefans durchgeführt werden, weil Polizei und Politik die Sicherheit nicht gewährleisten können, sagt alles über den Zustand dieses Landes aus. Der Staat hat längst kapituliert vor den Fan-Banden.

Nachdem das Spiel abgesagt wird, harren die Spieler von Boca mehr als eine Stunde im River-Stadion aus, weil sie um ihre Sicherheit fürchten. 

Auf unbestimmte Zeit verschoben

«Papelón mundial» «Weltmeisterliche Blamage» titelt die grösste argentinische Zeitung Clarín. 56 Personen hat die Polizei am Samstagabend festgenommen.

Das Spiel wurde erst auf Sonntag um 17 Uhr Ortszeit (21 Uhr MEZ) angesetzt, ist jetzt aber auf unbestimmte Zeit verschoben.

Ob es in diesem aufgeheizten Klima zu einem späteren Zeitpunkt friedlicher zugehen wird? Es ist zu bezweifeln. Immerhin giesst Boca-Star Carlos Tévez weiter Öl ins Feuer: «Man wollte uns zwingen, unter diesen Umständen zu spielen. Sollen sie doch den Pokal einfach River geben und fertig.»

Und Boca-Stürmer Darío Benedetto setzt noch Einen drauf: «Der südamerikanische Verband will doch nur einen Sieger – und das ist River. River hat alle Macht.»

Mit etwas mehr Weitsicht beschreibt der Kolumnist der Zeitung La Nación die Lage: «Heute haben wir alle verloren. Und dies vor den Augen der ganzen Welt.»

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