Tag der Wahrheit!
Heute fällt das Urteil über die drei Ex-Thun-Stars

Heute um 15 Uhr fällt das Urteil. Das Gericht im Berner Oberland entscheidet, ob die drei Ex-Thun-Stars eine Frau vergewaltigt haben.
Publiziert: 21.01.2016 um 21:11 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:42 Uhr
1/2
Crash-Richter Jürg Santschi krachte gestern in ein hinter ihm wartendes Auto.
Foto: Claudio Meier
Matthias Dubach aus Belek und Gabriela Battaglia

In der Türkei regnets in Strömen. Vor dem Eingangstor des Hotels der Thuner rollt wegen der Windböen ein Plastikbehälter auf der Strasse hin und her. Das Wasser läuft nicht mehr ab.

In Belek bereitet sich der FC Thun auf die Rückrunde vor, auf dem Programm steht beim Vormittags-Training Kondition. Sportliche Fragen sind erlaubt. Aber keine zum neuen Sex-Skandal, über den BLICK gestern berichtete. Der Klub hat seinen Spielern einen Maulkorb verpasst. Dieser gilt auch für Sportchef Andres Gerber, der wie Mittelfeldspieler Nelson Ferreira noch mit den drei Angeklagten zusammen spielte.

Einzig Präsident Markus Lüthi lässt sich in einer Medienmitteilung zitieren, sagt: «Dieser Fall liegt nunmehr elf Jahre zurück. Weder stehen die Vorwürfe in ­irgendeinem Zusammenhang mit der jüngeren Vereinsgeschichte, noch sind Personen involviert, die in den letzten Jahren im Verein eine Rolle gespielt haben.»

Der Verein fürchtet einen Rückfall in vergessen geglaubte Zeiten, zumal nach dem bereits bekannten anderen Sex-Skandal von 2007 das Umfeld und die Strukturen bei den Berner Oberländern professionalisiert wurden.

Die Nervosität ist nicht nur in Belek, sondern auch in Thun spürbar. Gestern krachte Gerichtspräsident Jürg Santschi (55, BDP) mit seinem Auto bei der Einfahrtsrampe der Tiefgarage in ein hinter ihm wartendes Auto. Der Gerichtspräsident war abrupt rückwärtsgefahren, um das Gara­gentor mit seinem Badge zu öffnen.

Der Gerichtspräsident fährt auch sonst ein wenig im Zickzack. Erst erklärte er den Prozess zur geschlossenen Angelegenheit – wie es das Opfer und die drei Angeklagten verlangt hatten. Und weil er den Klub schützen will. Santschi zu BLICK: «Ich wollte nicht, dass der FC Thun mit dem Prozess in Verbindung gebracht wird.»

Doch dann krebste der Gerichtspräsident zurück. In einem Mail teilte er gestern mit, dass akkreditierte Medienschaffende für die Urteilseröffnung heute um 15 Uhr zugelassen seien. Der Entscheid sei «aufgrund der neusten Entwicklung» gefallen.

Und er gewährt den Betroffenen Schutz: Die Spieler und das Opfer müssen heute bei der Urteils­eröffnung nicht anwesend sein. Heute, am Tag der Wahrheit.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?