YB-Sportchef Steve von Bergen schaut zurück und nach vorne
«Ich stehe zur Wicky-Entlassung, sage aber Danke»

Lasst uns jetzt erst mal feiern. Das ist eigentlich das YB-Credo zu «seriösen» Fragen nach Feststehen des Meistertitels. Dann nimmt sich Sportchef Steve von Bergen aber doch noch Zeit für einen Rückblick auf die Rumpelsaison und schaut auch auf die sportliche Zukunft.
Publiziert: 21.05.2024 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2024 um 15:35 Uhr
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Sportchef Steve von Bergen verordnet eine Woche Party und fängt gleich mit Saidy Janko damit an.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus
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Alain KunzReporter Fussball

Sie hatten schon recht, die YB-Fans, mit ihrem Spruchband, das sie im Stade de Genève und später beim Empfang des Teams in Bern auch im Wankdorf aufhängten: Nichts ist selbstverständlich. Auch kein Meistertitel des Ligas-Krösus. «Genau so ist es», sagt auch Sportchef Steve von Bergen (40). «Hinter einem Titel steckt viel harte Arbeit.»

In diesem Punkt herrscht Einigkeit. Und auch darüber, dass der YB-Titel Nummer 17 rein sportlich betrachtet hochverdient war. «Wir waren ja die ganze Saison vorne», stellt von Bergen fest. «Zudem hat das Team gezeigt, dass es bereit war zu kämpfen. Das musste es diese Saison auch mehrmals zeigen.»

Schwache Konkurrenz, Basel unterirdisch

Kampf ja. Aber die Konkurrenz war unter dem Strich halt schon auch schlicht zu schwach. Lugano und Servette hatten ihre miesen Phasen. Wie auch St. Gallen und der FCZ, bei dem kein Stein auf dem anderen blieb. Und Basel war geradezu lächerlich schlecht.

Auf dem Weg zum Triumph brauchte es zudem einen Trainerwechsel. Raphael Wicky (47) musste nach zwei verlorenen Meisterschaftsspielen und dem Out im Cup in Sitten gehen. Ist das jetzt, im Nachhinein betrachtet, mit einem Abstand von zweieinhalb Monaten, eine unumgängliche Entlassung? Von Bergen: «Das war ein spezieller Moment. Ich habe diese Entscheidung getroffen und stehe auch dazu. Heute müssen wir uns aber auch bei Raphi und seinem Staff bedanken, denn er war acht Monate unser Trainer. Er hat uns auf Platz eins gebracht und in eine gute Position, um diesen Titel zu holen. Doch in diesem speziellen Moment haben wir gespürt, dass die Mannschaft neuen Schwung und frische Luft braucht. Die Interimslösung Joël Magnin und Gérard Castella, für die wir uns dann entschieden haben, hat das hervorragend gemacht.»

Schweizer Meistertrainer sind begehrt

Tja. Und nun ist also Magnin Meistertrainer 2024 und nicht Wicky. Der Neuenburger soll zurück zur U21 gehen. Doch wie das so ist: Schweizer Meistertrainer zu sein, ist ein Leistungsausweis, der in den grossen Ligen nicht unbeachtet bleibt. Siehe Murat Yakin (Spartak Moskau), Paolo Sousa (Fiorentina), Urs Fischer (Union Berlin), Adi Hütter (Eintracht Frankfurt), Gerry Seoane (Leverkusen) und André Breitenreiter (Hoffenheim), um die letzten vor Wicky zu nennen. 

So soll Magnin auf einer Shortlist des neuen Trainers des Neunten der Ligue 1 sein, Stade Reims. «Ich weiss nichts davon. Reims hat mich nicht kontaktiert. Aber Joël hat einen super Job gemacht. Er trägt die YB-Werte wie kein anderer in sich. Er kennt unsere Mentalität und Philosophie. Diese Werte hat er weitervermittelt. Und wenn das Team zuletzt mehr Entschlossenheit und unbedingten Siegeswillen zeigte, dann ist das nicht zuletzt das Verdienst der technischen Arbeit von Magnin und seinem Staff. Zudem ist er bodenständig, hebt nie ab. Weshalb ich mich darauf freue, dass er nächste Saison unser U21-Coach ist.»

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«Rahmen ist die Wunschlösung»

Trotz Meisterfeierlichkeiten läuft die rollende Kaderplanung unverdrossen weiter. Es gibt zu tun. Es gilt zum Beispiel die Innenverteidiger Fabian Lustenberger (Rücktritt), Aurèle Amenda (Frankfurt) und Loris Benito (noch drei Monate out nach Kreuzbandriss) zu ersetzen. «Wir sind am Suchen, aber noch nicht fündig geworden. Lasst uns jetzt erst mal diese Woche geniessen. Bis Sonntagabend. Alle haben es verdient. Am Montag gehts dann weiter.»

Aber die wichtigste Personalie sei ja erledigt, betont der Sportchef. «Mit Patrick Rahmen konnten wir unsere Wunschlösung verpflichten.» Allerdings steht der Basler noch ohne zweiten Assistenten da – neben Zoltan Kadar, einem Topmann, der bleibt. Der zweite soll dann derjenige sein, den Rahmen vorschlägt. «Diese Position ist noch offen», sagt von Bergen. Und widmet sich dem zuletzt von Fulham an Augsburg ausgeliehen gewesenen Genfer Kevin Mbabu. Der Nati-Spieler und Ex-YBler gehörte auch zu den Gratulanten in den Katakomben.

Man merke: Auch beim ach so seriösen Liga-Primus YB gibt es eine Zeit für Partys. Sogar eine ganze Woche lang!

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