YB-Sportchef Christoph Spycher zum Thema Wagner
«Im Fussball gibt es keine Garantien»

Der Rückstand von Meister YB auf den FCZ ist in kürzester Zeit von acht auf 13 Punkte angewachsen. Sportchef Christoph Spycher äussert sich zur Misere und der Frage, ob Trainer David Wagner der Richtige für die neue Saison ist.
Publiziert: 04.03.2022 um 09:10 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2022 um 09:17 Uhr
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Nach dem 0:1 in Genf gegen Servette belämmert: Vincent Sierro, David von Ballmoos und Sandro Lauper.
Foto: keystone-sda.ch
Alain Kunz

Blick: Christoph Spycher, wer ist 2022/2023 YB-Trainer?

Christoph Spycher: David Wagner hat auch für die nächste Saison einen Vertrag. Aber das ist nicht, was im Moment zählt, sondern das nächste Spiel gegen Luzern. Diesem gilt unser Fokus.

Geben Sie also eine Garantie ab, dass Wagner auch nächste Saison Coach ist?
Im Fussball gibt es keine Garantien, weder für einen Trainer noch einen Spieler oder Sportchef. Fussball ist ein spezielles und hoch emotionales Geschäft. Da geht es manchmal sehr schnell.

Ist die Meisterschaft mit 13 Punkten Rückstand gelaufen?
Der FCZ hatte schon im Winter die beste Ausgangslage. Nun hat er das zementiert. Wir hingegen haben nicht die Power auf den Platz und die Leistungen gebracht, die wir uns vorstellten.

Mit der vollen Kapelle wollte YB angreifen. Und nun ist der Rückstand innert kürzester Zeit von acht auf 13 Punkte angewachsen. Was lief da schief?
Wir sehen unsere Leistungen sehr kritisch. Dass diese ungenügend und wir zu wenig dominant waren, ist der Hauptgrund. Wir hatten aber viele Transfers und Verletzungspech. Das sind schon auch Gründe, die man in Betracht ziehen muss. Wir mussten im Verlauf der Saison sechs Torhüter einsetzen und hatten Spiele, bei denen wir das Matchblatt nicht mehr füllen konnten.

Das Spiel in Genf war symptomatisch. Da war gar nichts mehr Gutes zu sehen. Oder haben Sie etwas gefunden?
Es gab schon einige Dinge, die okay waren. Aber das spielt keine Rolle, denn in der Summe war das für unsere Ansprüche viel zu wenig.

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Die Neuzuzüge Niasse und Varga sitzen nur auf der Bank. Haben Sie sich mit diesen verkalkuliert?
Bei keinem Transfer ersetzt man einen Spieler hundertprozentig eins zu eins. Ich glaube an diese Spieler. Aber sie brauchen Gewöhnungszeit.

Nationalspieler Edimilson Fernandes, ein anderer Neuzugang, spielte bisher am rechten Flügel. Das ist doch nicht seine Position.
Edi kann praktisch alles spielen. Ausser Goalie, Stossstürmer und linker Aussenverteidiger hat er in seiner Karriere schon alles gespielt. Er hat grosse Qualität, und an die glauben wir.

Hätte man Jean-Pierre Nsame doch behalten sollen, statt seinem Wunsch nach einem Serie-A-Transfer nachzugeben? Waren Sie da zu wenig hart?
Auch jetzt sind wir der Meinung, dass es der richtige Entscheid war. Ohnehin bedauere ich Dinge nicht, die passiert sind. Das bringt nichts, weil man sie nicht mehr ändern kann. Mit dem Blick in den Rückspiegel ist es einfach zu urteilen.

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Auch die Goalie-Situation mutet merkwürdig an: Racioppi ist ab sofort nur noch Reservist und Faivre, von dem alle sagen, wie wichtig er als Mensch sei, hockt auf der Tribüne.
Es war mit allen genau besprochen. Als wir uns wappneten, wussten wir nicht, wie lange von Ballmoos noch ausfallen würde. Wir aber wollten für alle Eventualitäten gerüstet sein. Sechs Goalies in einer Saison habe ich auch noch nie erlebt.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Transfers?
Man braucht in diesem Job Geduld. Manchmal schlägt einer sofort ein, meistens braucht er Zeit. Ein Beispiel: Als Jordy Siebatcheu zu uns kam, rümpften viele schnell die Nase und sagten: Was ist denn das für einer? Jetzt hat er 15 Tore gemacht und führt die Torschützenliste an.

Persönlich

Christoph Spycher (46) wächst in Köniz BE auf, wird fussballerisch aber beim FCL und bei GC gross, nicht bei YB. 2006 wechselt er in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt, ist dort zeitweise Captain, kehrt 2010 in seine Heimat zurück und spielt die letzten vier Karrierejahre für YB. Spycher macht 47 Länderspiele, ist Stammspieler an der EM 2004, steht auch an der WM 2006 und EM 2008 im Kader. Er arbeitet bei YB nach Karriereende zwei Jahre als Talentmanager, bevor er 2016 Sportchef wird. Er feiert vier Meistertitel, einen Cupsieg und zwei Champions-League-Teilnahmen. Seit Mai 2022 ist er Mitglied der Geschäftsleitung und Delegierter Sport des Verwaltungsrats.

Christoph Spycher (46) wächst in Köniz BE auf, wird fussballerisch aber beim FCL und bei GC gross, nicht bei YB. 2006 wechselt er in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt, ist dort zeitweise Captain, kehrt 2010 in seine Heimat zurück und spielt die letzten vier Karrierejahre für YB. Spycher macht 47 Länderspiele, ist Stammspieler an der EM 2004, steht auch an der WM 2006 und EM 2008 im Kader. Er arbeitet bei YB nach Karriereende zwei Jahre als Talentmanager, bevor er 2016 Sportchef wird. Er feiert vier Meistertitel, einen Cupsieg und zwei Champions-League-Teilnahmen. Seit Mai 2022 ist er Mitglied der Geschäftsleitung und Delegierter Sport des Verwaltungsrats.


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