BLICK: Sékou Sanogo ist nach Saudi-Arabien gegangen und Leo Bertone in die USA. Die These: YB sorgt nur deshalb nicht für Realersatz, weil man 19 Punkte Vorsprung hat.
Christoph Spycher: Eine beruhigende Wirkung hat solch ein Vorsprung gewiss. Man muss aber auch sehen, dass wir im zentralen Mittelfeld eine unglaubliche Leistungsdichte mit fünf Spielern hatten: Sow, Aebischer, Lauper, Sanogo und Bertone. Nun haben wir in der Rückrunde viel weniger Spiele, da wäre es schwierig geworden mit allen. Michel Aebischer zum Beispiel wird von aussen immer noch unterschätzt. Er hat sich auf der grossen Bühne unglaublich weiterentwickelt. Wir können nicht sagen, er müsse spielen, dann spielt er aber doch den Stehgeiger.
Also gibts definitiv keinen Ersatz?
Bis zum Sommer gehen wir so ins Rennen. Sow, Aebischer und Lauper haben alle eine gesunde Aggressivität. Alle drei sind hoch veranlagt. Die alle in die Nati aufgeboten werden können. Bei Sow ist das bereits geschehen. Die anderen beiden haben das Potenzial dazu. Ihnen wollen wir nun mehr Verantwortung übertragen.
Sanogos Abgang war absehbar. Er ist 29.
Wenn ich ihn so spielen sah, dachte ich oft: Er würde jedem Bundesligisten sehr gut anstehen! Aber es war auch nicht einfach mit ihm, auch wegen seiner Geschichte. Die Schlüssel abzugeben war ein sehr emotionaler Moment für ihn.
Sie sprechen auch seine, sagen wir, teils extreme Zweikampf-Führung an.
Für uns wäre es auch gut gewesen, hätte er seine Karriere bei uns beendet. So aber kommt es zu einer Erleichterung für die Schiedsrichter …
Dass er nach Saudi-Arabien ging, war eine reine Geldgeschichte – nicht?
Man muss auch sehen, in welcher Situation er ist. Wir alle haben keine Familien durchzubringen. Aber klar musste das Finanzielle stimmen. Wir sind hier schliesslich nicht Mutter Teresa… Der Deal war für uns sicher zufriedenstellend.
Man spricht von fast neun Millionen Franken Ablöse.
Ich kommentiere keine Zahlen. Wie gesagt: Wir waren sehr zufrieden mit dem Deal.
Reden wir über Gianluca Gaudino. Wie kam es zu diesem Transfer?
Wir hatten ihn schon im Auge, als er noch bei St. Gallen spielte. Dann holten wir schliesslich Sow. Er gefällt mir von seinen technischen Fertigkeiten und von seiner Fussball-Intelligenz her. Allerdings war er von seinen körperlichen Anlagen schon extrem retardiert. Der war so leicht, als er noch bei Bayern war. Er musste sich zuerst an den Erwachsenen-Fussball gewöhnen.
Das ist ihm nun gelungen? Immerhin war er ein halbes Jahr vereinslos.
Er war im Dezember eine Woche bei uns. Das, was ich fussballerisch von ihm wusste, hat sich bestätigt. Zudem haben wir den Menschen entdeckt, der hervorragend zu uns passt. Ich denke, das ist wieder so ein Fall, bei dem wir eine Karriere frisch lancieren können. Wie bei Sow oder Mbabu. Das ist wieder ein typischer Fall eines Spielers, der in einer Sackgasse gelandet ist. Das sind die für uns interessanten Spieler.
Sind sie eigentlich überrascht, wie lange das Meisterteam nun schon zusammen ist? Es gingen vom Stamm nur Nuhu und nun Sanogo.
Ich bin beeindruckt, wie gewisse Spieler Angebote beiseitegeschoben haben, obwohl sie bei anderen Vereinen in ihrem jungen Alter viel mehr hätten verdienen können. Gut, YB ist ja auch nicht der schlechteste Arbeitgeber … Aber irgendwann werden wir sicher mehr Spieler verlieren, wird es einen Umbruch geben.
Gibt es den grossen Umbruch auf Chefstufe, sollten sie als Nati-Manager zum Fussballverband wechseln? Ihr Vertrag läuft aus.
Gespräche sind am Laufen. Aber ich habe auch noch andere Dinge zu tun, die unglaublich wichtig sind. Es ist Transferzeit!
Aber da hat YB keinen Bedarf mehr, haben Sie selbst gesagt.
Auch in solch einem Fall kann man nicht einfach sagen: Okay, ich lagere die Füsse nun hoch. Es kann immer etwas geschehen, da müssen wir bereit sein. Auch im Sommer ist hinter den Kulissen unglaublich viel passiert, indem wir Ersatzkandidaten bereithalten mussten. Das ist jetzt nicht anders. Es wird uns nie langweilig.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 16 | 22 | 29 | |
2 | FC Lugano | 16 | 6 | 28 | |
3 | Servette FC | 16 | 3 | 28 | |
4 | FC Zürich | 16 | 4 | 27 | |
5 | FC Luzern | 16 | 5 | 26 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 16 | 3 | 24 | |
7 | FC St. Gallen | 16 | 4 | 21 | |
8 | FC Sion | 16 | 1 | 20 | |
9 | BSC Young Boys | 16 | -3 | 20 | |
10 | Yverdon Sport FC | 16 | -11 | 16 | |
11 | FC Winterthur | 16 | -23 | 12 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 16 | -11 | 11 |