Da lässt sich ein alter Wolf nicht mehr aus der Ruhe bringen. Nach den Interviews mit den TV-Partnern und dem YB-Fernsehen nimmt sich der Grenchner zuerst mal Zeit für seine Familie – Mutter und Schwester sind im Stadion – und einige Freunde. Mit dem gebührenden Abstand sitzt er auf der Tribüne und quatscht mit den Seinen.
Für sie, so sagt Wölfli danach, habe er die kleine Einlage gegen Luzern-Stürmer Francesco Margiotta zum Besten gegeben, als er den quirligen Italiener fast auf der eigenen Torlinie ausdribbelte. «Ich wollte ihnen zeigen, dass ich immer noch schnell genug bin…»
«Musste schauen, dass die Abwehr wach bleibt»
Wölfli lacht. Und sagt dann: «Spass beiseite.» Das sagt er zwei weitere Male. Zuerst, als er erklärt, wieso er gespielt habe. Der Trainer habe ihm gesagt, dass er nur noch die ganz entscheidenden Spiele mache. Und dann auch als er beschreibt, wie er sich gefühlt habe, als es am Sonntagmorgen klar war, dass er ran müsse. «Ich war so nervös, das war abartig…»
Der bald 38-jährige Wolf ist gut drauf, logisch. YB hat gewonnen und braucht nach menschlichem Ermessen wegen des um 17 Tore besseren Torverhältnisses gegenüber St. Gallen bloss noch ein Pünktchen aus den beiden letzten Spielen in Sion und zu Hause gegen die Espen, um den Titelhattrick perfekt zu machen. Und Wölfli hat zu null gespielt. Das sei schön gewesen, sagt er. Sein Job in diesem Spiel, denn Bälle musste er praktisch keine halten? «Ich musste schauen, dass meine Abwehr wach bleibt und redete immer wieder mit den Jungs…»
Traumpaar Wölfli und Von Ballmoos
Für das Spiel am Freitag im Wallis dürfte sich Stammgoalie David von Ballmoos soweit von seiner Nackenverspannung erholt haben, dass er wieder ran kann. «Sollte gehen», so der Emmentaler. Viel mehr sagt er nicht. Er herzt zuerst Wölfli und zeigt dann auf den Routinier: «Den müsst ihr heute fragen, nicht mich…» Das Verhältnis der beiden ist herzlich, keine Frage.
Wach wurden bei der YB-Goalielegende natürlich auch Erinnerungen an 2018. An diese magische Nacht am 28. April, als YB dank eines 2:1-Siegs gegen Luzern erstmals nach 32 Jahren wieder Meister wurde. «Aber vor allem, weil ich viele Botschaften in diese Richtung erhielt», sagt Wölfli. Der Gegner ist gleich, der Siegtorschütze (Nsame) auch.
«Nicht mehr lange …»
Sonst ist alles anders. YB konnte am Sonntag im Gegensatz zu 2018 noch nicht Meister werden. Das Stadion, das nicht mehr Stade de Suisse, sondern Wankdorf heisst, ist gähnend leer. 600 Glückliche von 20'000 Saisonabonnenten, die ausgelost wurden, sorgen auf der Gegentribüne für rechte Stimmung. 2018 wars ein unbeschreibliches Tollhaus. Aber: Am Ende wartet auch in Corona-Zeiten ein Titel. Wie die ausländischen Ligen gezeigt haben, ist der nicht viel weniger wert als eine reguläre Meisterschaft. «Den Titel wollen wir nun unbedingt holen. Und nicht mit einem Punkt. Mit einem Sieg am Freitag in Sion», so Wölfli.
Und wenns klappt? Dann gäbe es wohl die grosse Verabschiedung des Wolfs im in diesem Fall bedeutungslos gewordenen letzten Saisonspiel gegen St. Gallen. Es wäre das 462. Spiel von Wölfli für Gelbschwarz. Ups. Plus vier Einsätze in der U21… «Ich spiele ja nicht mehr lange Fussball», sagt Wölfli. Und da fügt er kein «Spass beiseite» hinzu.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |