YB-Erfolgscoach Adi Hütter über Geld, Golf und Gurten
«Ich weiss ja, wie man Meister wird»

Nach wie vor steht YB-Trainer Adi Hütter (47) nicht hin und sagt: Wir werden Meister! Aber fast. Hingegen sagt er, warum er derzeit weder ÖFB-Teamchef noch Bundesliga-Trainer werden will. Und was er am besten kocht in der Hütter’schen Fussball-WG.
Publiziert: 19.11.2017 um 13:22 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:12 Uhr
«Ich hoffe, dass wir den Schwung mitnehmen können»
2:48
YB-Trainer Hütter vor dem Spitzenkampf gegen Zürich:«Ich hoffe, dass wir den Schwung mitnehmen können»
Alain Kunz (Interview) und Toto Marti (Foto)

Adi Hütter, was haben Sie am letzten Dienstag geschaut: Österreich – Uruguay, Deutschland – Frankreich oder das einzige Spiel, in welchem es um etwas ging, Irland – Dänemark?
Adi Hütter: Nichts von alledem. Ich bin mit meiner Frau essen gegangen.

Sind Sie kein Trainer, der jeden Tag Fussball schauen muss?
Müssen nicht. Ich schaue gerne sehr viel Fussball, aber die Familie ist mir ebenfalls sehr wichtig.

Wären Sie nicht gerne als österreichischer Teamchef im Ernst-Happel-Stadion gewesen?
Die Frage stellt sich mir nicht.

Reizt Sie dieser Job nicht?
Sicher, doch. Irgendwann. Der Zeitpunkt stimmte nicht. Meine Realität heisst YB. Es war aber eine Ehre, Kandidat gewesen zu sein.

Hatten Sie mit dem ÖFB Kontakt?
Ja, es gab Kontakte mit dem neuen Sportdirektor Peter Schöttel und dem ÖFB.

Und da gabs noch das Interesse aus der Bundesliga, aus Bremen.
Das will ich im Detail nicht kommentieren. Das war vor allem medial. Mit meiner Vertragsverlängerung bei YB waren die Gerüchte vom Tisch.

Aber es war die Bundesliga, die rief. Die Liga, in welcher Sie eines Tages unbedingt arbeiten wollen!
Ich habe daraus nie einen Hehl gemacht. Meine Einstellung zum Job ist aber jene, dass dank der Arbeit, die man verrichtet, jemand auf einen aufmerksam wird. Man soll als Trainer mit Leistung auffallen.

Dann ist ein nächstes Angebot aus der Bundesliga zwangsläufig, wenn Sie gut arbeiten?
… Und wir mit YB Erfolg haben. Ich denke, dass ich nun über acht, neun Jahre gut gearbeitet habe. Und die Schweiz hat in Deutschland eine gewisse Relevanz. Es ist allerdings nicht selbstverständlich, als Schweizer oder Österreicher in der Bundesliga zu arbeiten.

Im Moment tun dies zwei Landsleute von Ihnen. Ralph Hasenhüttl bei Leipzig mit überragendem Erfolg, während die Kölner Tage von Peter Stöger gezählt sein dürften.
Ich hoffe, dass Peter da rauskommt, denn sich in einem schwierigen Umfeld derart durchgesetzt zu haben, verdient alle Achtung.

Sie hätten in der Bundesliga sicher viel mehr verdient.
Das ist doch nicht das einzige Kriterium.

Das ist einfach zu sagen, wenn man genug Geld hat!
Geld ist doch nicht immer alles. Und was heisst, man hat genug Geld? Das ist immer relativ. Entscheidend ist, dass mir der Trainerjob grossen Spass macht. Und das ist bei YB der Fall.

War die Verlängerung deshalb nichts als logisch?
Ich freue mich darüber, dass der Verein an mir festhält. Denn es ist keine Selbstverständlichkeit, so lange bei einem solchen Tradi­tionsverein wie YB zu arbeiten. Auch wenn gewisse Journalisten mich schon einmal weggeschrieben haben. Einer sitzt mir jetzt gegenüber … Aber das ist kein Problem. Das sind immer Momentaufnahmen.

Lokaljournalisten monieren, dass die Verlängerung um ein Jahr bis 2019 kein richtiges Bekenntnis zu den Young Boys sei.
Auch das lasse ich sostehen. Man kann doch heutzutage nicht hinstehen und sagen: Wir machen nun einen Fünf-Jahres-Vertrag. Ein weiteres Jahr hat für beide Parteien wunderbar gepasst.

Und Sie haben eine Ausstiegsklausel im Vertrag.
Die hatte ich schon immer.

Wie sieht Sie im Detail aus?
Das kommentiere ich nicht.

Spielte der Aspekt Champions League eine Rolle? Der Meister hat nur die Playoffs auf dem Champions Way zu überstehen. Die Königsklasse ist nächste Saison also machbar. Da wartet kein ZSKA Moskau oder Gladbach.
Das war kein wesentlicher Aspekt. Meine Arbeit bei YB ist schlicht nicht zu Ende. Der Weg, den wir gehen, gefällt mir und ist sehr spannend. Es ist trotz allem der richtige.

Trotz allem?
Vor zwei Jahren hatten wir auch eine gute Mannschaft. Schon damals war aber klar, dass wir das Kader verändern und weiterentwickeln wollen.

Und nun haben Sie einen grossen Vorsprung und stehen nach wie vor nicht hin und sagen: Wir wollen Meister werden! Ist es also nicht das Ziel, denTitel zu holen?
Das Ziel ist es ganz bestimmt nicht, den Vorsprung herzugeben. Wir gehen sicher in die richtige Richtung. Das hat das 1:1 in Basel gezeigt. Als wir 0:1 hinten waren, dachten viele: Die verlieren wieder. Dann sinds nur noch vier Punkte. Und Basel holt die ein. Wir machen aber vieles besser als vor zwei Jahren. Wir lassen zum Beispiel gegen die kleineren Klubs kaum noch Punkte liegen. Das freut mich riesig.

Das Zauberwort, um Meister zu werden, heisst Stabilität.
Genau. Wir haben auch ganz wenige Tore kassiert. Zwölf. Vier alleine beim 0:4-Ausrutscher gegen Thun. Macht also acht in den übrigen 13 Spielen.

Und Ihr Kader ist breiter geworden.
Einverstanden. Auch wenn es nicht riesig ist. Wir haben nicht 27 Spieler. Es ist knackig-griffig und hoch interessant.

Okay, wenn nun alles stimmt – dann sagen Sie endlich: Wir wollen Meister werden! Es tut nicht weh …
Ich wehre mich hauptsächlich gegen Meinungen, wonach wir jetzt schon fast Meister wären. Das ist völlig absurd. Und es ist auch nicht so, dass ich noch nie einen Titel geholt habe. Mit Grödig in der zweiten Liga. Mit Salzburg. Ich weiss, wie es ist, Meister zu werden. Es kann aber noch so unglaublich viel passieren. Basel ist weiterhin eine sehr gute Mannschaft. Wir spielen nun gegen den FCZ, der sich nach dem Aufstieg von einer sehr guten Seite zeigt. Wir haben bis zur Winterpause noch acht Spiele!

Darunter zwei internationale. Welchen Wert messen Sie in dieser Konstellation der Europa League zu?Einen grossen, denn man kämpft ja immerhin das ganze Jahr national, um in der kommenden Saison international spielen zu dürfen. Aber es geht da nicht nur um uns, sondern um den Schweizer Fussball insgesamt.

Dann pflichten Sie FCZ-Präsident Ancillo Canepa bei, der Sion und den FCL gemassregelt hat für deren Einstellung in den Europa-League-Quali-Spielen?
Ich finde, man muss das sehr ernst nehmen. Was mich mehr ärgert: Dass die Spiele nicht richtig angenommen werden. Ich bin mit gewissen Zuschauerzahlen nicht glücklich. Gut, wenn man zweimal gegen denselben Gegner spielt wie Dynamo Kiew, ist es sicher nicht einfach, das Stadion zu füllen.

Basel überwintert sicher europäisch. YB nicht. Wäre ein Verpassen der K.-o.-Runde nicht eher ein Vorteil? Dann könnte der Fokus noch stärker auf der Meisterschaft liegen.
Das sind ja erst mal nur zwei Spiele gleich zu Rückrundenbeginn.

Aber Basel ist auch schon in den Halbfinal gekommen. Das waren dann acht Spiele, bis in den Mai hinein!
Internationale Spiele zu bestreiten, ist wichtig für die Entwicklung.

YB steht vor dem Aus, darf in der Hölle von Belgrad gegen Partizan nicht verlieren.
Wir werden versuchen, zu gewinnen. Dementsprechend wollen wir auftreten.

In der Zwischenzeit hofft der FCB auf viele, viele Angebote für YB-Spieler in der Winterpause, damit Unruhe in Bern ausbricht.
Das ist denkbar …

Sie selber wirken derzeit sehr selbstbewusst.
Es ist schwierig, über sich selbst zu sprechen. Das können andere besser. Wenn man 105 Spiele an  der YB-Seitenlinie steht, auch in Champions-League-Quali und Europa League, macht man eine  gewisse Entwicklung mit.

Ist Bern schon ein bisschen Heimat geworden?
Ich habe mein Bekenntnis zu YB  abgegeben und immer betont, wie gern ich hier bin. Das ist nicht einfach so dahingeredet. Was hier speziell ist: Die Leute sind geduldig. In der Stadt hat mir auch nach schwächeren Phasen niemand gesagt: Was spielt ihr da für einen Mist! Nein, die Berner stellen dich immer auf. Sie fiebern sehr mit YB mit und finden unseren Weg gut.

Kennen Sie die Region Bern mittlerweile?
Ich bin nicht als Tourist hier, sondern um zu arbeiten. So gross ist Bern ja nicht. Aber ich habe noch längst nicht alles gesehen.

Waren Sie auf dem Jungfraujoch?
Nein.

Aber wenigstens auf dem Berner Hausberg Gurten.
Ja. Und auch schon zweimal am Zibelemärit ...

Wie sieht denn das Privatleben des Adi Hütter aus?
Fussball und Familie.

Lebt Ihre Frau mittlerweile hier?
Mehr oder weniger. Sie pendelt mit unserer Tochter zwischen unserem Haus in Salzburg und Bern hin und her.

Sie golfen gerne. Wie oft?
Dafür habe ich keine Zeit. Leider.

Wie oft haben Sie in Ihren gut zwei Jahren in Bern gegolft?
Einmal. Anderthalb Stunden. Neun Löcher.

Da geht das Handicap bald flöten. Welches haben Sie?
14,8. Das sind 15 Schläge. Nach den ersten drei Löchern werde ich die unterdessen wohl alle aufgebraucht haben.

Wenn Sie alleine sind – kochen Sie dann?
Ja, klar. Oft machen wir dann eine Drei-Mann-Fussball- und Ess-WG aus Österreich. Mein Assistent Christian Peintinger, Physio Andi Biritz und ich.

Wer kocht dann?
Meistens ich. Peinti kann nur Lachsrückenfilet. Die aber sehr gut. Sonst ist er kein begnadeter Koch  ...

Und Sie?
Ich würde sagen, ich bin im Fussball besser aufgehoben. Aber für eine asiatische Curry-Reispfanne reicht es schon.

Persönlich

Adi Hütter wird 1970 in Hohenems (Vorarlberg) geboren. Als Spieler ist er für sechs verschiedene österreichische Vereine aktiv, macht zudem 14 Länderspiele. 2007 beendet er die Karriere wegen Achillessehnen-Problemen. Als Profi-Trainer betreut er danach Altach, Grödig und Red Bull Salzburg – und seit September 2015 die Young Boys als Nachfolger von Uli Forte. Hütter ist mit seiner Frau Sabine seit über 20 Jahren zusammen.

Adi Hütter wird 1970 in Hohenems (Vorarlberg) geboren. Als Spieler ist er für sechs verschiedene österreichische Vereine aktiv, macht zudem 14 Länderspiele. 2007 beendet er die Karriere wegen Achillessehnen-Problemen. Als Profi-Trainer betreut er danach Altach, Grödig und Red Bull Salzburg – und seit September 2015 die Young Boys als Nachfolger von Uli Forte. Hütter ist mit seiner Frau Sabine seit über 20 Jahren zusammen.

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