Normalerweise geht nach einer Trainer-Entlassung ein Ruck durch eine Mannschaft. Bei GC ist das Gegenteil der Fall. In Spiel eins nach Schällibaum gegen das ebenfalls kriselnde und wenig überzeugende St. Gallen, fehlt es am Sonntag (1:2) an allen Ecken und Enden. Vize-Captain Tsiy Ndenge (27) sagt sogar, dass man gar nicht viel schlechter spielen könne, als man es getan hat.
Die Partie offenbart auch, woran es bei GC klemmt. Der neue Trainer, der in der Nati-Pause vorgestellt werden soll, dürfte sich zweimal überlegen, in welche Lage er sich da begeben würde. Eine Auflistung der Problemzonen.
Feuer, Leidenschaft, Kampfgeist
Ex-Trainer und Vulkan «Schälli» konnte eines besonders gut: Sein Team motivieren. Das hat Interimstrainer Giuseppe Morello im Spiel gegen St. Gallen nicht geschafft. Ein blutleerer Auftritt der Hoppers ist die Folge gewesen. Wohl die schwächste aller Saisonleistungen haben die etwas mehr als 5800 Zuschauer gesehen. Es muss ein Trainer her, der schnell Feuer entfachen kann und dem Team wieder die Tugenden einimpft, die es im Abstiegskampf braucht: Kampf, Wille, Leidenschaft.
Fehlende Leader und Identifikationsfiguren
Die beiden Captains Amir Abrashi (34) und Ndenge können Leader sein. Danach muss man allerdings lange suchen, bis man echte Führungsfiguren findet. Auf diese Saison hin hat GC zehn Spieler geholt, eine wichtige Rolle konnte bisher noch keiner übernehmen. Der Vertrag von Abrashi läuft Ende dieser Saison aus. Insgesamt fast zehn Jahre hat er seine Knochen für GC hingehalten und ist zur Legende geworden. Wer könnte in seine Rolle schlüpfen? Kandidaten gibt es praktisch keine. Die beiden Eigengewächse Tim Meyer (20) und Filipe de Carvalho (20) haben zwar ebenfalls ein GC-Herz, den Durchbruch haben sie bisher aber noch nicht geschafft. Zudem laufen auch ihre Verträge aus. Höchst fraglich, ob diese verlängert werden.
Fehlender Teamgeist
Die Mannschaft, die gegen St. Gallen auf dem Platz steht, erweckt nicht den Eindruck eines Teams, das füreinander durchs Feuer geht. Es wirkt so, als stehen elf Einzelsportler auf dem Rasen. Kann man den GC-Profis deswegen einen Vorwurf machen? Ja. Allerdings: Die Situation bei den Hoppers trägt auch nicht dazu bei, dass sich in der Garderobe und auf dem Platz ohne weiteres eine verschworene Einheit bilden kann. 25 Spieler (!) haben keinen Vertrag für die nächste Saison. Logisch, machen sich Einzelne davon schon jetzt Gedanken, wie es weitergeht, und lassen entscheidende Prozentpunkte vermissen.
Sportliche Führung
Der Fakt, dass 25 Spielerverträge auslaufen, sagt schon vieles. Von den Transfers, die Sportchef Stephan Schwarz kurz vor Schliessung des Transferfensters noch gemacht hat, ist bisher nur Stürmer Lee Young-Joon (21) eine echte Verstärkung. Seit Harald Gärtner (Europachef von LAFC) bei GC die Fäden zieht, sind mit Marco Schällibaum und Bruno Berner zudem schon zwei Trainer verbrannt worden, die durch und durch Hopper sind. Auch der entlassene Sportchef Bernt Haas musste den Hut nehmen.
Verheerende Heimbilanz
Wenn man auswärts kaum punktet, sollte man daheim umso stärker sein. GC ist aktuell das schwächste Heimteam der Liga. Sechs Punkte hat man zu Hause geholt. Die direkten Konkurrenten um den Abstieg – Winterthur und Yverdon –, haben zu Hause bisher je zehn Zähler holen können. In der Auswärtstabelle ist GC mit drei Punkten Vorletzter vor Winterthur (1 Punkt).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |