Wie gut ist YB wirklich?
Das Kader nach der Wicky-Entlassung im Check

Zwar ist YB immer noch auf Meisterkurs. Doch spätestens die Entlassung von Raphael Wicky zeigt, dass in Bern nicht alles so rosig ist, wie auch schon. Auch nicht das Kader – vor allem im Mittelfeld.
Publiziert: 05.03.2024 um 19:58 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2024 um 22:29 Uhr
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Im Tor von YB sind die Probleme nicht versteckt.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Nach der Trennung von Trainer Raphael Wicky (46) stellen sich bei YB viele Fragen. Zum Beispiel nach der Stärke des Kaders. Zwar haben sie in Bern im vergangenen Sommer unter anderem mit dem Rekordverkauf von Fabian Rieder (22) insgesamt über 30 Millionen Franken eingeholt, gleichzeitig aber viel Qualität verloren. «Wenn uns wichtige Spieler verlassen, müssen jene hintendran bereit sein, schnellstmöglich die Lücke zu füllen. Das gelingt manchmal besser, manchmal schlechter», meint der VR-Delegierte Sport und YB-Aktionär Christoph Spycher (45). Wie sieht es tatsächlich aus? Blick macht den Check.

«Es ist der richtige Zeitpunkt für eine Trennung»
1:42
«Richtiger Zeitpunkt»:YB-Boss Spycher nimmt Stellung zum Wicky-Ende

Goalies

Zwar hat YB in den ersten 26 Runden fünf Tore mehr kassiert als vergangene Saison (24:19), laut Statistik hätten die Berner aber pro Partie 1,49 Tore erhalten müssen (effektiv 0,92). Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist YB im Tor noch stärker aufgestellt – denn David von Ballmoos (29) ist nach langer Verletzung zurück und hat sich den Platz als Nummer 1 wieder ergattert. Die Stimme des Emmentalers ist durch die diversen Abgänge und Ausfälle auf dem Platz und in der Kabine noch wichtiger geworden. Auch Anthony Racioppi (25) ist von seiner Klasse her eine potenzielle Nummer 1. Ein paar wenige grobe Schnitzer in der Vorrunde machte er mit diversen «Big Saves» wett.

Fazit: YB hat bei den Goalies ein Luxusproblem.

Verteidigung

Laut Statistik ist die Defensive ein Grund für den Leistungseinbruch, lässt YB doch deutlich mehr Abschlüsse des Gegners zu. Waren es vergangene Saison knapp zehn, sind es in der laufenden Spielzeit über 13 pro Spiel. Auffallend ist: Bei den Innenverteidigern ist die Quote der gewonnenen Zweikämpfe gesunken. Die Ausnahme bildet Loris Benito (32). Doch dieser, dank seiner Mehrsprachigkeit und Erfahrung ein wichtiger Leader innerhalb des Teams, fehlt seit einem Monat mit einem Kreuzbandriss. Am deutlichsten gesunken ist die Quote bei Fabian Lustenberger. Hinzu kommt der Substanzverlust durch den Abgang von Cédric Zesiger (25), der im Sommer Bern in Richtung Bundesliga verlassen hat. Im Sommer geht auch Aurèle Amenda (zu Frankfurt), der derzeit die beste Zweikampfquote aufweist (68,42). Auch für das 20-jährige Juwel erhält YB 15 Millionen Franken.

Fazit: Die Abwehr hat deutlich Federn gelassen.

Mittelfeld

In der Chancenkreation aus dem Mittelfeld hat YB in dieser Saison mächtig nachgegeben. Die Abgänge von Fabian Rieder (22) und Christian Fassnacht (30) sowie die Verletzungen von Kastriot Imeri (23) und Filip Ugrinic (25) wiegen schwer. Das zeigen verschiedene Passstatistiken. So zum Beispiel bei den erwartbaren Vorlagen. Mit einem Wert von 0,17 pro Partie ist der langzeitverletzte Imeri der zweitbeste YBler. Mit diesem Wert wäre er vergangene Saison nur der sechstbeste gewesen. Wie sehr Wicky bemüht war, wieder Gefahr ins Spiel zu bringen, zeigt auch, dass er im Vergleich zum Vorjahr regelmässig umgestellt hat. Mit wenig Erfolg.

Fazit: Vergangenes Jahr war das Mittelfeld noch gefürchtet, aktuell ist es deutlich harmloser.

Sturm

51 Tore hat YB in dieser Saison erzielt. Kein anderes Team hat mehr auf dem Konto. Doch der Eindruck täuscht. Im Vergleich zum selben Zeitpunkt in der vergangenen Saison fehlen neun Tore. Dass das kein Zufall ist, zeigt der xG-Wert (erwartete Tore). Im vergangenen Jahr schossen die Berner 2,28 Tore pro Spiel, obwohl 2,12 Tore pro Spiel erwartet wurden. Diese Saison sind es zwar immer noch mehr als erwartet, aber auf einem deutlich tieferen Niveau (1,55 pro Spiel erwartet; 1,96 gemacht). Und trotzdem: Nur an den Stürmern liegt das nicht. Denn sie schiessen trotzdem mehr Tore als erwartet. Allerdings ist ihre Überperformance nicht mehr so deutlich, was den Gegnern zugutekommt.

Fazit: Der Sturm liefert, aber nicht so wie auch schon.

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