«Es nützt nichts, wenn unsere Talente in St. Gallen Profis werden»
FCB-Nachwuchschef schlägt Alarm

Unter David Degen (40) standen die Eigengewächse beim FCB bislang im Schatten. Welches junge Quintett jetzt Hoffnung macht – und was Nachwuchschef Daniel Stucki (42) sagt.
Publiziert: 09.12.2023 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2023 um 12:14 Uhr
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Junior Zé gilt nicht nur auf dem FCB-Campus als Ausnahmespieler.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Stefan KreisReporter Fussball

Was haben GC-Goalie Justin Hammel (23), Luganos Verteidiger Albian Hajdari (20), Nati-Spieler Uran Bislimi (24), FCSG-Juwel Albin Krasniqi (20), St. Gallens Mihailo Stevanovic (21) und Sions Liam Chipperfield (19) gemeinsam? Sie alle schafften in den vergangenen fünf Jahren den Sprung vom FCB-Nachwuchs ins Profi-Geschäft. Und sie sind fünf von insgesamt 30 Spielern, die die Bebbi seit 2018 in die Super- oder Challenge-League gebracht haben.

In die erste Mannschaft der Basler aber hat sich im selben Zeitraum kaum einer langfristig verirrt. Klar, sieht FCB-Nachwuchschef Daniel Stucki (42) in dieser Hinsicht Luft nach oben: «Natürlich ist der Anspruch an die Qualität beim FCB sehr hoch. Aber wir haben erst erfolgreich gearbeitet, wenn auch eigene Nachwuchsspieler im Joggeli auflaufen. Es nützt dem Klub nichts, wenn unsere Junioren in St. Gallen oder Luzern Profis werden. Der Kanal nach oben, in die erste Mannschaft, muss offen sein.»

Das war in den letzten Jahren nicht der Fall. Weil der FCB unter Boss David Degen (40) junge Spieler aus dem Ausland favorisierte. Top-Talente aus den Top-5-Ligen. Spieler wie Rennes-Juwel Andy Diouf (20). Den verkaufte der FCB im Sommer für rund 15 Millionen nach Lens.

Dass Degen aber auch im eigenen Haus auf Diamanten sitzt, zeigt ein Blick auf fünf der vielversprechendsten Talente.

Junior Zé (17, Linksaussen)

Mit wem auch immer man beim FCB spricht, jeder gerät ins Schwärmen. Gilt als Ausnahmetalent. Mit dem Ball am Fuss ein Zauberer. Hat Zug. Gut im 1 gegen 1. Kann ein Unterschiedsspieler werden. Absolviert eine KV-Lehre, steht vor einem einjährigen Praktikum an einer Privatschule. Weil er bereits acht Profi-Einsätze für die erste Mannschaft absolvierte, ist eine Regelschule vom Aufwand her nicht möglich. Laboriert derzeit an einem Zehenbruch.

Leon Avdullahu (19, zentrales Mittelfeld)

Hat eine weiterführende Schule abgeschlossen. Schon sehr weit für sein Alter. Ex-Coach Timo Schultz nahm den zentralen Mittelfeldspieler unter seine Fittiche, auch Celestini schenkt dem 19-Jährigen auf zentraler Position das Vertrauen. Zehn Profi-Einsätze hat Avdullahu absolviert. Fordert auch dann die Bälle, wenn er Gegner im Rücken hat. Sehr stabil.

Marvin Akahomen (16, Innenverteidiger):

Ist im Juli 2007 geboren, noch ein Rohdiamant. Aber extrem weit für sein Alter. Ex-FCB-Coach Heiko Vogel warf den damals erst 15-Jährigen auswärts gegen St.Gallen ins kalte Wasser. 1:6 stands am Ende. Akahomen braucht zwar noch Zeit, aber wer so jung schon so weit ist, dem steht eine Zukunft als Profi offen. Zumal er als Linksfuss einen nicht zu unterschätzenden Vorteil hat. Derzeit absolviert Akahomen die Wirtschaftsmittelschule.

Demir Xhemalija (17, zentrales Mittelfeld)

Spielt in der Promotion League auf der zentralen Sechserposition. Spielstark, gutes Auge, Leaderqualitäten. Trug zuletzt gegen Breitenrain die Binde. Im Sommer schliesst er die KV-Lehre ab, dann will er alles auf die Karte Fussball setzen.

Roméo Beney (18, Mittelstürmer)

Kommt mit 16 vom FC Sion zum FCB, hat in 32 Einsätzen für die Basler U21 acht Tore erzielt. Traf beim Profi-Debüt auswärts im Cornaredo, feierte vor den Fans, als trage er schon immer Rotblau. Sein Vater ist der ehemalige Sion- und Wil-Goalie Nicolas Beney (43), Schwester Iman gilt ebenfalls als Riesentalent. Roméo wohnt im FCB-Wohnhaus. Beginnt eine Lehre bei der Novartis, setzt aber mittlerweile alles auf die Karte Fussball.

Und dafür opfern er und seine Kollegen ziemlich viel. «Ab der U15-Stufe wird sechsmal pro Woche trainiert. Plus Match. Nebenbei machen unsere Junioren alle noch eine Ausbildung. Die vielen Trainings und der hohe Anspruch fördern sie aber nicht nur fussballerisch, sondern in ihrer allgemeinen Entwicklung», sagt Stucki

Der Nachwuchscampus als Lebensschule. Weil 95 Prozent aller Talente am Ende keine Profis werden. Und auch auf ein Leben in der Privatwirtschaft vorbereitet werden müssen.


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FC Lausanne-Sport
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