Weniger Gelbe Karten, aber einer findets trotzdem «Wahnsinn»
Nicht alle haben Freude an der neuen Motz-Regel

Seit dieser Saison gilt in der Super League die Captain-only-Regel. Blick hat nach den ersten 14 Runden ein Zwischenfazit eingeholt. Es fällt unterschiedlich aus.
Publiziert: 21.11.2024 um 15:23 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2024 um 16:47 Uhr
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Daniel Wermelinger zeigt sich mit der neuen Captain-only-Regeln grundsätzlich zufrieden.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Lucas WerderReporter Fussball

Irgendwann wird es Fedayi San (41) im Knüller zwischen YB und Basel zu bunt. Als sich Xherdan Shaqiri (32) nach dem vierten Foul des Berners Lukas Lakomy (23) zum wiederholten Mal beim Unparteischen beklagt, zückt San endlich die Gelbe Karte. Nicht aber gegen den polnischen YB-Profi, sondern gegen «Opfer» Shaqiri.

So will es die neue Captain-only-Regel, welche die Uefa an der Männer-EM im letzten Sommer erstmals getestet hatte und die seit dieser Saison offiziell für sämtliche Ligen des Schweizerischen Fussballverbands gilt. Diese sieht vor, dass in strittigen Situationen nur noch der Captain mit dem Schiedsrichter kommunizieren darf.

Seit Sommer gilt die neue Handhabe auch in der Schweiz. Das Fazit: Nicht alle haben Freude.

Verband will keine Verwässerung der Regel

Beim Verband zeigt man mit der Umsetzung der neuen Regel in den ersten Monaten auf Blick-Anfrage grundsätzlich zufrieden. Gleichzeitig sagt Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger (53) aber auch: «Die Einführung erfolgte unmittelbar nach der EM, war mit wenig Vorlaufzeit verbunden und entsprechend war und bleibt es eine Herausforderung, sie von der höchsten bis in die tiefste Liga zu implementieren.»

Schon nach einigen Runden habe man festgestellt, dass die neue Regel bereits etwas verwässere. «Darum haben wir intern ans Durchsetzen erinnert. Wir sehen die Einführung als einen laufenden Prozess, den wir und auch die Uefa längst noch nicht als abgeschlossen betrachten», sagt Wermelinger.

Rückgang der Gelben Karten

Genaue Zahlen zur neuen Regelung liegen bislang nicht vor. «In den Rapporten werden Verwarnungen wegen eines Verstosses gegen die Captain-only-Regel nicht explizit als solche, sondern als ‹Unsportlichkeit› erfasst. Deshalb lässt sich aktuell auch nicht sagen, wie viele Gelbe Karten deswegen ausgesprochen worden sind», erklärt der Schiedsrichter-Chef.

Bei der Gesamtanzahl an verteilten Karten ist dagegen eine Tendenz erkennbar. In der vergangenen Spielzeit waren es nach den ersten 14 Runden 393 Gelbe und acht Gelb-Rote Karten. In dieser Saison sind es zum selben Zeitpunkt nur 364 Gelbe und zehn Gelb-Rote Karten. Wie stark dieser Rückgang von 6,5 Prozent mit der Einführung der Captain-only-Regel und den dadurch stark eingedämmten Belagerungen von Schiedsrichtern zusammenhängt, ist allerdings unklar.

Frick ist Fan, Mangiarratti nicht

FCL-Trainer Mario Frick (50) outet sich dennoch als grosser Fan der neuen Regel. «Mir hat das schon an der EM gefallen. Ich finde es eine gute Lösung. Die Rudelbildungen sind mir immer zuwider gewesen», so der Liechtensteiner. Auch Lugano-Coach Mattia Croci-Torti (42) begrüsst die neue Regel. «Es herrscht mehr Disziplin auf dem Platz und weniger Verwirrung, wenn der Captain sich in Ruhe mit dem Schiedsrichter unterhalten kann», so der Tessiner.

Yverdons Alessandro Mangiarratti (46) ist dagegen mit der aktuellen Umsetzung nicht wirklich zufrieden. «Wenn jemand die Grenzen überschreitet, soll er eine Gelbe Karte bekommen. Aber dass es heute schon eine Verwarnung gibt, nur weil jemand mit dem Schiedsrichter spricht, nervt mich schon ein wenig», sagt Mangiarratti. «Ich glaube, es ist wichtig, ein gutes Verhältnis zwischen Spieler und Schiedsrichter zu implementieren.»

Auch die Spieler sind geteilter Meinung. Pius Dorn (28), der bei Luzern seit dieser Saison die Captainbinde trägt, erachtet die neue Regel als sinnvoll. «Dadurch habe ich als Captain ein persönlicheres Verhältnis zum Schiedsrichter entwickelt. Ich versuche, ruhig auf ihn einzuwirken, was mir im Eifer des Gefechts aber auch nicht immer gelingt», erklärt der Deutsche.

Celestini fordert Fingerspitzengefühl

«Durch die Regel hat sich nicht viel verändert», findet dagegen Yverdons Spielführer William Le Pogam (31). Der Franzose hätte sich gewünscht, dass die Schiedsrichter durch die Einführung mehr mit den Captains kommunizieren. «Manchmal möchte man einfach nur wissen, wie der Schiedsrichter eine Aktion im Vergleich zu uns Spielern gesehen hat, um es aus einem anderen Blickwinkel betrachten zu können», so Le Pogam.

Ins gleiche Horn bläst Fabio Celestini (49). «Wenn mein linker Aussenverteidiger Captain ist, bringt es doch nichts, wenn er mit dem Schiedsrichter eine Szene bespricht, die auf dem rechten Flügel passiert ist», findet der FCB-Trainer. Einfach jedem Spieler Gelb zu zeigen, der das Gespräch mit dem Unparteiischen suche, sei «Wahnsinn». Der Lausanner fordert darum von den Schiedsrichtern mehr Fingerspitzengefühl.

Zumindest im Fall seines Spielers Xhardan Shaqiri kann man das Fedayi San nicht vorwerfen. Dieser hatte den FCB-Spielmacher zuvor mehrfach mündlich ermahnt.

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