Spuckt Xamax-Nuzzolo hier den Schiedsrichter an?
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In der Barrage gegen Aarau:Spuckt Xamax-Nuzzolo hier den Schiedsrichter an?

Nuzzolo-Spuckaffäre setzt ihm zu
Schiri Stephan Klossner tritt zurück!

Es ist ein Hammer: Stephan Klossner (38) tritt als Schiri zurück. Er fühlt sich blossgestellt, weil man ihm nicht glaubt, dass er von Raphael Nuzzolo angespuckt worden ist.
Publiziert: 15.09.2019 um 10:52 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2019 um 13:28 Uhr
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Stephan Klossner sagt, dass er von Raphael Nuzzolo angespuckt worden sei.
Foto: Keystone

Der Rapport des Schiedsrichters, er ist eigentlich über Jahre unanfechtbar. Was der Ref notiert, ist Gesetz. Doch nun hört mit Stephan Klossner ein 38-jähriger Schiedsrichter auf, weil er sich blossgestellt fühlt. Das berichtet die «SonntagsZeitung».

Es ist das Barrage-Spiel von Xamax gegen Aarau am 30. Mai. Nach 52 Minuten fällt ein Xamax-Spieler im Strafraum von Aarau, das 3:0 führt. Klossner gibt keinen Penalty – und Raphael Nuzzolo (36) rennt in seiner Nähe. Kurz darauf zeigt ihm Klossner Rot.

Der Schiedsrichter schreibt nach der 0:4-Pleite von Xamax im Rapport, er sei von Nuzzolo angespuckt worden: «Ich hörte ein entsprechendes Geräusch und spürte Spucke an Knie und Hand.» Nuzzolo bestreitet alles: «Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden angespuckt. Die Wahrheit muss siegen.»

Schiri-Rapport plötzlich wertlos

Die Vorgeschichte ist: Bei den Schiedsrichtern ist Nuzzolo nicht sehr beliebt, weil er sich immer wieder beklagt. Anders bei den Fans und der Öffentlichkeit.

Die Disziplinarkommission sperrt den Xamax-Spieler für vier Partien. Die erste sitzt er im Barrage-Rückspiel ab. Xamax rekurriert daraufhin - und der Mittelfeldspieler wird freigesprochen. Der Schiri-Rapport? Wertlos.

Klossner, Doktor der Biologie und Lehrer an der Kanti Willisau, ist getroffen. Er entscheidet sich, Ende Jahr aufzuhören. Er sagt: «Ich brauche das nicht mehr und verbringe die Wochenenden lieber anders.»

«Wieso glaubt man mir nicht?»

Der Entscheid reifte schon vor dem Vorfall: «Die Motivation liess nach. Ich habe den Schnauf nicht mehr, um so weiterzumachen, dass es für mich stimmt.» Aber eben, dieser Fall Nuzzolo ist der letzte Tropfen, welcher das Fass zum Überlaufen bringt.

Klossners Gedanken: «Wieso glaubt man mir nicht? Was ist das für ein Signal? Wo führt das noch hin?»

Klossner bei Verhandlung gar nicht dabei

Doch wie kam es zu Nuzzolos Freispruch? Die «SonntagsZeitung» schreibt, dass Klossner am 16. Juli per Mail eine Einladung für eine Rekursverhandlung am 29. Juli bekommt – und die ausgerechnet in Neuenburg stattfindet.

Klossner kann selbst nicht erscheinen, steht aber telefonisch zur Verfügung. Das Rekurs-Gericht ruft ihn nicht an.  Reden darf nur die Vierer-Delegation von Xamax: Nuzzolo, Präsident Christian Binggeli sowie zwei Anwälte.

Die Medienmitteilung danach: Nuzzolo könne das Vergehen «nicht rechtsgenügend nachgewiesen werden», dazu der Hinweis: «trotz der erhöhten Glaubwürdigkeit des Schiedsrichters». Die Rekursinstanz meint: Auf keinem Bild sei sichtbar, dass Nuzzolo den Kopf zum Schiedsrichter dreht; dass aufgrund der Distanz zwischen ihm und Klossner kaum Spucke an zwei Körperstellen spürbar gewesen sein kann; und dass ein Spuckgeräusch in einem ausverkauften Stadion wohl kaum hörbar war.

Es ist ein harter Schlag für Klossner. 

Schiri-Rapport ist «nicht unumstösslich»

Ernst Staehelin, der Basler Anwalt, der als Präsident des Rekursgerichts amtet, sagt: «Der Rapport des Schiedsrichters ist nicht unumstösslich. Wenn der Richter aufgrund von Beweismaterial der angeklagten Partei zum Schluss kommt, dass das, was im Rapport aufgeführt ist, nicht sein kann, handelt er entsprechend. Und dann kann das Urteil anders herauskommen.»

Er verstehe Klossner, führt weiter aus: «Es ist wie im normalen Leben: Wenn im Strassenverkehr ein Unfall passiert und zehn Zeugen befragt werden, hat man oft elf Meinungen. Selbst einem Staatsanwalt kann es passieren, dass er vor Gericht nicht wie erhofft gewinnt, sondern verliert.»

Wermelinger: «Fehlende Unterstützung»

Schiri-Chef Dani Wermelinger befürchtet, dass man nun ein Präjudiz geschaffen hat. Und er sagt: «Es ist schade, dass einer der besten Schiedsrichter der Schweiz kapituliert wegen des Verhaltens von Spielern auf dem Feld und fehlender Unterstützung der Behörde.»

Die Schweiz verliert einen renommierten Schiedsricher: Klossner kam 2010 in die Super League, ist seit 2012 Fifa-Schiri. (red)

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