Warum eigentlich schiesst der Basler Cedric Itten seine Tore nun für YB und nicht für den FCB? Es gibt nur einen Schluss. Die Basler (mit dem damaligen Trainer Wicky) haben 2017 versagt.
Den 4. Oktober 2023. Dieses Datum wird Cedric Itten seinen Lebtag nicht mehr vergessen. Es ist das Datum, an dem er sein erstes Tor in der Champions League schiesst. Ein Penalty unter einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert. Itten macht dieses Tor aber nicht für den FC Basel, wie es die Logik vor fünf Jahren geboten hätte. Sondern für YB. Am Flughafen Nikola Tesla in Belgrad sagt der aufgekratzte junge Mann: «Das ist ein Kindheitstraum, der in Erfüllung gegangen ist. Das hatte mir noch gefehlt und bedeutet mir sehr viel.»
FCB? Itten zuckt bloss mit den Schultern
Champions League. Eine Bühne, von der die Basler aktuell Lichtjahre entfernt sind. Rot-Blau scheitert heuer irgendwo in den Steppen von Kasachstan, gegen Tobol Kostanay, die Nummer 178 Europas, und liegt in der Super League auf dem letzten Platz. Punktgleich mit GC und Lausanne. Der tiefe Fall des FCB ist beispiellos.
Itten tut sich nicht einfach mit einer Analyse dieses Niedergangs seines Jugendvereins. «Es ist ein bisschen schwierig im Moment beim FCB», sagt er vor dem Gang der Basler nach Bern. YB vs. FCB. Das war in den letzten Jahren immer das magische Duell. Die beiden Branchenleader. Nun ist es das Spiel zwischen Champions-League-Teilnehmer und Co-Letztem, der gleich wenige Punkte hat wie GC und Lausanne. Surreal? «Die aktuelle Situation ist halt so, dass Basel derzeit in der Tabelle einen ungewöhnlichen Platz belegt», sagt Itten trocken und achselzuckend.
Und was sagt Itten-Kumpel Kevin Rüegg?
Es sei für ihn schwierig, das von aussen mitzuverfolgen. «Ich habe Kontakt mit Kevin Rüegg, der ein guter Freund ist. Er sagt, es sei eine schwierige Phase. Aber ich hoffe, sie kommen da raus.»
Da wäre einer wie Itten durchaus nützlich. So wie im Mai 2016, als der FCB letztmals bei YB gewann. Mit einem blutjungen Itten im Team. «Das war unter Urs Fischer und meine erste Halbsaison als Profi. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon Meister.» Tempi passati.
Und kurz darauf ist Itten beim FCB weg. «Ich war damals Stürmer Nummer drei, vier. Das wäre auch in der nächsten Saison der Fall gewesen. Also machte eine Leihe nach Luzern absolut Sinn.» Die Stürmer hiessen Seydou Doumbia, Andraz Sporar und Marc Janko.
Der FCB mit Trainer Wicky verkauft Itten für ein Butterbrot
Itten etabliert sich in dieser FCL-Saison in der Super League. Er kehrt zum FCB zurück. Zweimal darf er von Beginn weg ran. Achtmal ist er Joker. Zweimal nicht im Kader. Nun steht ihm Ricky van Wolfswinkel vor der Sonne. Und im Oktober holt der FCB Albian Ajeti zurück. Der Trainer damals: ein gewisser Raphael Wicky. Der FCB spielt in einem 4-2-3-1-System. Also mit einem Stossstürmer. Itten ist nur noch die Drei. «Mir wurde gesagt, ich würde eine wichtige Rolle spielen. Aber das war dann nicht der Fall. So machte es keinen Sinn mehr, bei Basel zu bleiben. In St. Gallen aber setzten sie auf mich.»
Es ist eine zweite Ausleihe. Auch da kann man noch ein gewisses Mass an Verständnis aufbringen. Doch im Sommer wird Itten in die Ostschweiz verkauft. Für rund eine halbe Million Franken. Basel mit Trainer Wicky braucht ihn nicht mehr. St. Gallen aber profitiert von Itten. Von seinen 36 Toren, die er in zweieinhalb Saisons für Grün-Weiss schiesst. Und von einem schönen Transfergewinn, rund 2,5 Millionen Franken, als er zu den Glasgow Rangers wechselt.
YB hatte Itten lange auf dem Radar
Spätestens da müsste der FCB wieder ins Spiel kommen. Es ist aber YB, das Itten auf dem Radar hat. Und das nicht erst damals. «YB hatte mich schon sehr lange beobachtet. Mein Berater erzählte mir immer wieder vom Interesse der Berner. Diese Wertschätzung war auch etwas, das dafür sprach, zu YB zu wechseln.»
Nun spielt Itten also in Gelb-Schwarz. 29 Tore hat er schon für den Meister gemacht. Letzte Saison ist er die Nummer zwei der SL hinter Teamkollege Jean-Pierre Nsame. YB holt den Titel zurück. Gewinnt den Cup. Und steht in der Champions League. Dazu ist Itten mit Amdouni auch in der Nati gesetzt,seit Embolo verletzt ist. Seine Bilanz im Nati-Dress: 11 Spiele, 5 Tore. Exzellent.
Ist da der Gedanke an eine Rückkehr in die Heimat überhaupt statthaft? Itten: «Man weiss nie, was die Zukunft bringt. Aber im Moment bin ich mehr als glücklich bei YB und habe den Kopf nur da.»
Und so spielt Itten eine andere Rolle. Jene als personifizierter FCB-Schreck. Er trifft mit Abstand am meisten gegen die Basler. Zehnmal in 16 Spielen. Heiko Vogel und Co. zittern schon vor dem Sonntag und dem verlorenen Sohn.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |