Thun-Sportchef Gerber über Quarantäne-Zeit
«War die letzten Wochen Landschaftsgärtner»

Super-League-Schlusslicht Thun bereitet sich auf das Szenario Saison-Fortsetzung und damit die Mission Ligaerhalt vor. Sportchef Andres Gerber (47) über den Trainingsstart und die «Entschleunigung» während der Corona-Pause.
Publiziert: 26.05.2020 um 16:22 Uhr
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Zurück auf dem Platz: Sportchef Andres Gerber hält beim Trainings-Restart der Thuner eine kurze Ansprache.
Foto: freshfocus
Marco Pescio

BLICK: Andres Gerber, auch der FC Thun trainiert wieder. Die Umstände dieses Starts werden aber auch für Sie nach elf Jahren als Sportchef speziell gewesen sein. Wie sind Ihre Eindrücke?
Andres Gerber: Das ist schon gewöhnungsbedürftig. Solch eine lange Pause, ohne die Spieler zu sehen, hatte ich wirklich noch nie. Die Stimmung vor dem Training war dann auch tatsächlich sehr speziell. Alles ist viel umständlicher momentan, erfordert mehr Organisation, die Spieler müssen gestaffelt in die Kabinen, der Umgang mit den Journalisten...

Trainiert wird zwar wieder, trotzdem bleibt bis zur Liga-Abstimmung am Freitag die Ungewissheit, ob in dieser Saison weitergespielt wird. Wie sehr sehnen Sie den Entscheid herbei?
Wir plangen alle darauf. Im Moment ist Vieles blockiert, vor allem die ganze Planung steht fast still. Auch für die Spieler ist es komisch, jetzt Anfang Woche mit dem Training zu beginnen, ohne zu wissen, ob es ab Freitag dann weitergeht…​

Thun-Präsident Markus Lüthi tendierte zuletzt eher dafür, die Saison abbrechen zu wollen. Wie würde der Klub mit dem Training verfahren, wenn am 29. Mai für einen Abbruch votiert wird?
Wir haben noch nicht alle Szenarien durchgeplant. Klar ist: Wir wollen parat sein, wenn es weitergehen sollte. Deshalb trainieren wir jetzt. Die Trainingsplanung steht im Moment aber nur bis Samstag definitiv, alles Weitere wird am Freitag entschieden. Ein Saisonabbruch würde kurzfristig viel Arbeit auslösen in der Kaderplanung. Es würden sich viele sportliche, wirtschaftliche und auch zwischenmenschliche Fragen stellen. Klar ist Stand jetzt nur, dass am Samstag ein Training stattfindet, unabhängig vom Entscheid.​

Wie war diese Corona-Pause für Sie persönlich – ohne das umtriebige Sportchef-Leben?
Für mich ist klar: Wenn es in dieser Saison weitergeht, kann es rasch wieder hektisch werden – denn wir haben noch einiges zu tun in dieser Meisterschaft. Aber was die Pause anbelangt: Mein Leben hat sich tatsächlich entschleunigt. Ich war nicht dauernd angespannt, durfte viel Zeit zu Hause bei meiner Familie verbringen. Und ich habe bei uns daheim die ganze Umgebung umgestaltet. Ich war die letzten Wochen quasi ein Landschaftsgärtner. (Lacht)

Planungssicherheit herrscht erst ab Freitag: Aber wie weit sind Sie bereits mit den Vertragsgesprächen für die nächste Saison? Die Kontrakte von beispielsweise Dennis Hediger, Guillaume Faivre, Nicolas Hasler oder Simone Rapp laufen aus.
Ansatzweise haben wir schon mit allen gesprochen. Gewisse Tendenzen gibt es jetzt bereits. Aber die definitiven Entscheide können wir halt erst ab Freitag fällen. Ich bin froh, dass alle Parteien, seien es Spieler oder Berater, hier Verständnis zeigen. Es ist jedem klar, dass momentan kaum etwas geht.

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